Leser dürfen sich auf reizvolle Lektüre freuen: 22 Autoren haben 22 Welterbestandorte der Montanregion Erzgebirge als Ereignisplätze des Krimi-Genres entdeckt. Die Erbestätten rücken als klassische Tatorte für Diebstahl, Umweltvergehen und Mordspektakel in den Blickpunkt.
Marienberg. Das seit Jahresbeginn vorangetriebene Projekt, Bergbau und Literatur zu verknüpfen, ist jetzt in einer ersten Etappe abgeschlossen worden. „Schriftsteller der Region haben ihre Manuskripte vollendet und bei uns eingereicht, wir sind in die Endfertigung eines rund 400 Seiten umfassenden Buches gegangen“, sagt Constanze Ulbricht, die Leiterin der zum kul(T)our-Betrieb Erzgebirge zählenden Baldauf Villa Marienberg als Initiatorin dieses Vorhabens.
„Wir sind überrascht und begeistert, mit welcher Schreibfreude und Originalität die beteiligten Autoren diese Herausforderung angenommen haben. Da werden die geschichtsträchtigen Aktionsplätze nicht nur pro forma zum Handlungsraum erhoben. Die Texte beweisen, dass die Akteure in die Ereignisstätten eingefahren sind, sie haben Zeitzeugen befragt und Archivmaterial studiert, um die Informationen in ihren Beitrag einfließen zu lassen. Insofern freuen wir uns, dass die Idee trägt, dem Thema Welterbe eine spezielle Sicht hinzuzufügen. Ob Bergstollen, Hüttensystem, Huthaus, Richtstätte und Bergherrensitz, das Montangeschehen kann demnächst mit jeder Menge Lokalkolorit lesend entdeckt werden“, so die Kulturmanagerin.
Dabei wird die genrebestimmte Schreib- und Ermittlungsarbeit facettenreich dargeboten und hatte allein die Vorgabe, einen Kurzkrimi von maximal vier Manuskriptseiten einzureichen.
Beiderseits des sächsisch-böhmischen Grenzbachs rücken die Erbestätten als klassische Tatorte für Diebstahl, Umweltvergehen und Mordspektakel in den Blickpunkt. Genauso wird von phantastischen und ungeheuerlichen Augenblicken berichtet. Lothar Hoffmann weiß etwa am Verwaltungssitz Burg Lauenstein von Silberräubern zu berichten, wie Franziska Steinhauer in der Montanlandschaft Freiberg eine Paranoia ausgemacht hat. Claudia Puhlfürst setzt sich den Hohen Forst bei Kirchberg betreffend mit Fake news auseinander, wie Hella Müller ein Gruselfund auf dem Pöhlberg bewegt. Dramatische Momente verspricht der im Saigerhüttenkomplex Grünthal handelnde Beitrag Katja Martens unter dem Titel Der Tote im Aufschlagwasser. Dass Humor und Augenzwinkern nicht zu kurz kommen, zeigt Thomas Hänsch mit seinem dem Uranerzbergbau gewidmeten Beitrag Uran und Urahn.
„Mit Vladimír Bružeňák, Milan Hloušek, Radim F. Holeček, Filip Ušák und František Bártík haben wir tschechische Mitstreiter gewinnen können, die eine beeindruckend authentische Erzählweise einbringen und etwa im Hinblick auf den Standort Roter Turm des Todes teils leidvolle Momente beisteuern“, sagt Constanze Ulbricht und freut sich, Ende des Sommers dieses länderübergreifende Leseprojekt mit der Herausgabe abschließen zu können. „Jeder Autor hat zudem einen kleinen Vorspann zu seinem Beitrag geschrieben und stimmt die Leser auf den jeweiligen Schauplatz ein.“
Mit RAF Ralph Alex Fichtner habe man einen Künstler gewinnen können, der neben einem eigenen Textbeitrag auch die grafische Gestaltung des Buches übernommen hat. Für Constanze Ulbricht ist es gut vorstellbar, dass diese Krimiexemplare unter dem Titel „Schatten über dem Erzgebirge“ an den jeweiligen Welterbestandorten erworben werden können.
Die literarischen Ergebnisse sollen zudem die Spielvorlage eines musischen Beitrags im Rahmen des 500-jährigen Stadtjubiläums von Marienberg 2021 werden. Dann wird zur Tour durch die Bergstadt eingeladen werden, um an unterschiedlichsten Straßenabschnitten, Objekten der Stadtgeschichte und Einkehrstätten die Beiträge zu lesen und sie einer kleinen Liedertour entsprechend durch zünftige Musikeinlagen abzurunden.