Frauenstein. Eine schlichte zugleich pfiffige Form der Traditionspflege legt Nils Kochan mit seinem Projekt Babbel Erzgebirgisch vor. Dem im Osterzgebirge aufgewachsenen Mundartautor Max Tandler, geboren 1895 in Böhmisch Zinnwald, ist ein Postkartenset mit Kartenhalter gewidmet. Aus der umfangreichen Sammlung an Begriffen und Redewendungen des vom Schicksal geprüften, aus de Heimat vertriebenen Lehrers und späteren Lampenmalers hat der Webdesigner und Programmierer gemeinsam mit einer Grafikerin 15 Sprüche erfasst und illustriert. In einer Box zusammengestellt, können Nutzer die originellen Postkarten auf Schreibtisch oder anderen Präsentationsorten mittels einer entsprechend präparierten Baumscheibe aufstellen und sich an den Lebensweisheiten des 87-jährig in Forchheim Bayern 1982 verstorbenen Zeitgenossen erfreuen.
Ein Blick in die Biografie zeigt, dass der jüngste Sohn eines Obersteigers die Volksschule besuchte und in Aussig, heute Usti nad Labem, die Bürgerschule absolvierte. Bereits im Kindesalter verlor er seine Eltern, die Mutter verstarb 1901, der Vater 1910. Die Besitzer der Zinnwalder Erzgruben um Fürst Lobkowitz übernahmen die Studienkosten, damit er das Gymnasium bis zum Ende besuchen und das Abgangs- und Sittenzeugnis für einen Universitätsbesuch ablegen konnte.
1915 wurde er wie die Brüder Rudolf und Heinrich in den Kriegsdienst verpflichtet. Seine beiden Brüder fielen, er erlebte das Kriegsende an der Front in Italien. Er ging nach Prag und hörte Vorlesungen der dortigen juristischen Fakultät, musste das Studium jedoch mittellos nach einem Semester abbrechen. Er schlug sich mit Hilfsarbeiten durch, bis er erfolgreich das Abitur der Aussiger Handelsakademie ablegen konnte.
An der Lehrbildungsanstalt Komotau erwarb er die Lehrbefähigung, fand aber erst nach einer Phase der Arbeitslosigkeit eine Anstellung in Sodau/Karlsbad, Espenthor und an einer Bürgerschule in Karlsbad. Ab 1930 unterrichtete er in Schlackenwerth bei Joachimsthal.
Bevor er 1946 als Deutscher aus der Tschechoslowakei vertrieben wurde, war er 15 Monate in Neurohlau b. Karlsbad interniert. Da indes gegen ihn nichts vorlag, wurde er nach Forchheim abgeschoben. Hier begann er als Lampenmaler, wurde jedoch arbeitslos und lebte spartanisch in einer kleinen Wohnung des katholischen Pfarrhauses St. Martin. Fern seiner für ihn unerreichbar gewordenen Heimat wandte er sich nunmehr verstärkt der Mundartdichtung zu. Für Fachleute gilt er als einer der wichtigsten Autoren und Sammler des Osterzgebirges.
Das Set ist in limitierter Stückzahl erstellt worden und über www.kochan.net zu beziehen.