Crottendorf. Widerstreitende Gegensätze stoßen ab, ziehen aber unter gewissen Konstellationen einander unerschütterlich an – diesen Beweis bringen die Akteure des Mundarttheaters Crottendorf mit ihrem jüngsten Lustspiel auf die Bühnenbretter. Mit dem Schwank „Oh Gott, die Familie“ öffnet sich der Vorhang zu einem zwischenmenschlichen Rampenlicht-Spektakel, welches vom Publikum über rund drei Stunden lachmuskelfordernde Höchstleistungen abverlangt.
Mit der im 41. Bühnenjahr inszenierten Aufführung, zwei Mal verhagelte Corona die Saison, gelingt den Crottendorfern wieder die wohl schwierigste Herausforderung: der vorangegangenen Spielsaison einen weiteren thematischen Kracher folgen zu lassen. Dieses dramaturgische Kunststück ist Gesamtspielleiterin Conny Gläser-Rennau und den Regisseuren Michael Kern und Stephan Gläser wahrlich gelungen.
Damit ist ein Fakt der über Jahrzehnte anhaltenden Begehrlichkeit an Eintrittskarten erfüllt: die Tickets für insgesamt 14 Aufführungen gingen an einem Tag weg wie warme Semmeln. „Das Publikum vertraut uns, unterhaltsame Kost zu bieten, die die Alltagssorgen einmal für einige Stunden vergessen lässt. Egal, wie der Titel lautet, es heißt, einen Platz im Deutschen Haus zu ergattern“, erklärt Stephan Gläser, das Urgestein der Truppe, die als die älteste der Mundarttheater in Sachsen gilt.
„Wir haben ungezählte Manuskripte studiert, hatten Favoriten ins Auge gefasst, haben aber dann doch wieder zum jetzigen Schwank von Autor Bernd Gombold gegriffen und in erzgebirgischen Zungenschlag übersetzt, mit dem wir schon länger liebäugelten. Mitte Juni 2023 begann der Probenbetrieb“, so der Crottendorfer. Entgegen der Vorjahre konnte sich das Dutzend Akteure auf und hinter der Bühne diesmal voll auf die Einstudierung konzentrieren.
„Zurückliegend galt unsere Kraft oft der Problemlösung in der Besetzung, es fehlten uns Mitwirkende, also machten wir uns auf Suche. Mit den vier 2022 hinzugekommenen Frauen haben wir einen Glückgriff getan, sie zählen auch diesmal zur unentbehrlichen Schauspielerschaft und haben sich längst in die Herzen des Publikums gespielt“, so Gläser.
Das neue Bühnenbild dürfte den Zuschauern gefallen: erstmals agieren die Mundartaffinen binnen drei Akten in einer simulierten Außenkulisse. Die irgendwo im Erzgebirge unmittelbar am Grenzbach zu Böhmen stehende Datsche inmitten von Wald und Felsformation wird Schauplatz erbittert- liebenswerter Familienkonflikte. Und die werden in Crottendorf a la Hollywood mit einer erstaunlichen Spiellust samt Happyend gelöst.