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Fee Maribyla ist Schmalspurfan

Die Akteure der Preßnitztalbahn Jöhstadt erhalten den von der tschechischen Initiative Klammer ausgelobten erzgebirgischen TOP-Preis zugesprochen. Dieser würdigt herausragende touristische Initiativen beiderseits des Grenzbaches.

Most/Jöhstadt. Den Führerstand der Dampflokomotive der Preßnitztalbahn tauschte unter der Woche Gerald Seifert mit einem Sitzplatz im geländegängigen Unimoog-Brummi der Bergbaugesellschaft in Most. Statt auf Schmalspurgleisen rumpelte der Geschäftsführer des Jöhstädter Schmalspur-Vereins gemeinsam mit weiteren Gästen durch das Gelände des standortbestimmenden Braunkohletagebaus. 

Die besondere Exkursion bildete den Rahmen einer grenzüberschreitenden praxisnahen Preisverleihung, die herausragende Initiativen im touristischen Bereich auf böhmischer und sächsischer Seite würdigt.

Der Verein Klammer in Most ehrt verdienstvolle und nachhaltige Tourismusangebote. Projektleiter Ivo Diviš, links, ehrt Gerald Seifert, 2.v.l, von der Preßnitztalbahn und Eva Marikova und Stanislaw Brož, die zu einem Team gehören, das sich für die Renaturierung der Tagebaufläche engagiert und eine Kohle-Safari anbietet. Foto: Christof Heyden

„Wir zeichnen mit dem Preis Maribyla, Schirmherrin und Fee des Erzgebirges, die Mitglieder der IG Preßnitztalbahn e.V. auf deutscher Seite im Jahr 2022 aus“, so Ingenieur Ivo Diviš von der den Wettbewerb initiierenden Kreiswirtschaftskammer Most. „Die von uns Erzgebirgische TOP genannte Ehrung würdigt jene Unternehmungen, die mit beispielgebenden Aktionen das Interesse der Öffentlichkeit wecken und sich mit nachhaltigen Angeboten für die kulturell-touristische Infrastrukur einsetzen“, so der Leiter mehrerer Projekte in der Regionalen Entwicklung und vordem ehemaliger Direktor des berühmten Autodroms Most. „Es nötigt großen Respekt ab, was die Eisenbahnfreunde in zurückliegenden Jahren geleistet und wie sie die stillgelegte Strecke derart als technisches Sachzeugnis ertüchtig haben.“

Der Verein Klammer in Most zeichnet die Preßnitztalbahn aus. Jiřina Pečnerová ist die Geschäftsleiterin der beteiligten Kreiswirtschafts-Kammer. Foto: Christof Heyden

Initiatoren des seit 2018 vergebenen Regional-Preises sind die im Verein „Klammer“ zusammengeschlossenen drei Hauptpartner mit der Wirtschaftskammer Most, der Euroregion und der Destination Agentur Krušné hory (Erzgebirge).

Gleichermaßen überrascht und erfreut zeigte sich Gerald Seifert für die Akteure der IG Preßnitztalbahn. „Die Ehrung nehmen wir gern an und freuen uns, dass unsere Tätigkeit eine solche Aufmerksamkeit in Tschechien gefunden hat“, so der Jöhstädter, dem während eines Rundfahrt-Stopps die Anerkennung in Form einer dekorativen Keramikarbeit übergeben wurde. Inbegriffen ist eine Einladung an sein Eisenbahnteam zur einer Exkursion durch das Bergbaugebiet.

Nicht zufällig war dieses als Schauplatz der diesjährigen Ehrung gewählt worden. Auf tschechischer Seite ging die Maribyla stellvertretend an Eva Marikova und Stanislaw Brož, die zum Team einer Initiative gehören, die sich mit enormen Anstrengungen um die Rekultivierung der Tagebaulandschaft verdient macht.
„Die Bergbaubetriebe Vršanská uhelná und Severní energetická organisieren Exkursionen unter dem Namen Kohle-Safari. Diese dienen dazu, den Besuchern den noch im Gange befindlichen Abbaubetrieb zu zeigen. Zugleich werden sie aber auch über die von uns vorangebrachten Arbeiten der Rekultivierung informiert“, so Stanislaw Brož.

Der Verein Klammer in Most hat zur Exkursion in den Braunkohletagebau eingeladen. Einer der Preisträger der Maribyla macht sich um die Renaturierung des Tagebaufläche verdient. Die Begrünungsarbeiten sind im Vordergrund zu sehen, Landwirtschaft zieht ein. Foto: Christof Heyden

Im Zuge der Rundfahrt bekamen die Gäste von den seit Jahrzehnten laufenden Anstrengungen ein Bild, wie es gelingt, ein 9.000 Hektar großes Abbaugebiet zu renaturieren. „Seit 2009 zeigen wir der Öffentlichkeit nicht nur, wie Kohle abgebaut wird, sondern auch, wie sorgfältig und verantwortungsvoll wir mit der Landgewinnung umgehen.

Auf 6.000 Hektar sind diese grundlegenden Boden- und Begrünungsarbeiten unterdessen abgeschlossen, auf weiteren 1.000 Hektar sind wir derzeit aktiv. Mit dem Kohle-Safari-Projekt haben bislang rund 32.000 Menschen aus der ganzen Tschechischen Republik und dem Ausland diese Umweltaktivitäten kennengelernt“, so der tschechische Preisträger. Rund 4,7 Milliarden Kronen lassen sich die Unternehmen und der Staat diesen auf weitere Jahre angelegten Rückbau kosten.

Der Verein Klammer in Most hat zur Exkursion in den Braunkohletagebau eingeladen. Einer der Preiträger der Maribyla macht sich um die Renaturierung des Tagebaufläche verdient. Foto: Christof Heyden

Die bis zu vier Stunden angelegte Kohle-Safari bringt Gäste zu Aussichtsplattformen im Inneren des Geländes, führt sie an 27 Meter hohe Schaufelradbagger und anderes mächtiges Gerät für den Kohlebergbau heran. Außerhalb führt die Route bis zum Hippodrom von Most, einem der nach dem Bergbau erfolgreich zurückgewonnenen Gebiete. Zu Besuchsorten zählt ebenso das Gelände der verlegten Dekanatskirche.

Ein Modell deren Verschiebung ist im Klein Erzgebirge Oederan zu sehen. Die Akteure der Miniaturschau sind im Vorjahr als erste deutsche Unternehmung mit dem Preis geehrt worden.

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Autor

Christof Heyden
Christof Heydenhttps://www.erzgebirge.tv
in Chemnitz lebend, geb. 1961 in Pirna, Diplom-Kulturwissenschaftler Humboldt-Uni Berlin, seit 1993 Freier Journalist und Pressefotograf. Mailadresse: christof.heyden(at)erzgebirge.tv

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