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Dienstag, 30. April 2024

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30 Jahre im Duo die Mundart gepflegt

Erzgebirgische Mundart gesungen und gereimt erfüllte unter der Woche das AWO-Seniorenhaus in Ehrenfriedersdorf. Keine Frage, hier leben Mundartfachleute.

Ehrenfriedersdorf. „Wu de Wälder haamlich rauschen, wu de Haad su rötlich blüht, mit kann König mächt ich tauschen, weil do drum mei Haisel stieht“, schmetterten die Bewohner in der unweit der Greifensteine gelegen Heimstätte die Melodie Anton Günthers lautstark und textsicher. Keine Frage, dass Eckhard Schmiedel und der Schuster Arnst, alias Gert Weigelt, als fahrende Musikanten mit ihrem Programm im erzgebirgischen Zungenschlag ein Heimspiel bestritten und in ihrem Publikum mit Kennern des heimischen Dialekts umringt wurden.

Das von den beiden gestandenen Unterhaltungskünstlern aus Bärenstein und Mauersberg gebotene musikalisch-launige Nachmittagsprogramm zeigte zugleich ergotherapeutische und bewusstseinsfördernde Nebeneffekte. „Mitschunkeln und mitklatschen sind ebenso kreislaufanregend, wie die von uns gemeinsam gesungenen Volks- und Heimatlieder bei den Senioren Erinnerungen an die Jugend wachrufen, sie auch gedanklich mobilisieren“, freute sich Eckard Schmiedel, seit über fünf Jahrzehnten als Moderator und Schallplattenunterhalter u.a. der Bauden-Disko auf den Bühnen des Erzgebirges zu Hause, über die aufgeschlossen-gesellige Runde.

Eckhard Schmiedel, links , aus Bärenstein und Schuster Ernst, alias Gert Weigelt, aus Mauersberg, auf Tour- seit 30 Jahren gestalten die beiden Unterhaltungkünstler Programm in erzgebirgischer Mundart. Foto: Christof Heyden

„2023 feiern wir ein kleines Jubiläum: seit 30 Jahren gestalten wir gemeinsam Mundartprogramme, sind in Seniorenzentren, Kultureinrichtungen, Kurkliniken und bei Reiseveranstaltern zu Gast“, fügt Gert Weigelt hinzu. Der schlüpft dabei in die Figur des Schusters Arnst und nimmt, so wie in Ehrenfriedersdorf erneut gelungen, sein Auditorium mit in jene Zeiten, als eine Schürze für Frau und Mann ein modisches Alltagsutensil war und auch ein um den Hals getragenes Schnupftuch nicht nur Schmuck darstellte.
Beide mundartbegabte Akteure treibt das Anliegen an, den heimischen Dialekt zu pflegen, die Muttersprache erklingen zu lassen.

„Leider wird die Schar derer, die sich dazu bekennen und im Alltag bewusst sprechen, immer geringer“, so Gert Weigelt. Der testete seine Zuhörer im Sinne von Heimatdichter Manfred Pollmer mit so manchem nahezu vergessenen Begriff. Doch die Ehrenfriedersdorfer wussten mit Worten wie dürängeln (drängeln) und dechten (sich dünken) genauso etwas anzufangen, wie sie getschackt (gecheckt) und getschiebelt (gesprenkelt) erkannten und auch straacheln (streicheln), schmolchern (schmieren), sterln (stochern) und schieckeln (schielen) erklären konnten. Klar, das gestandene Einheimische mit Lebenserfahrung auch Fiezen (Brotschnitten) und Faunzen (Ohrfeigen), Schupp (Schuppen) und Schnupp (Schnupfen) zu unterscheiden verstehen.

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Autor

Christof Heyden
Christof Heydenhttps://www.erzgebirge.tv
in Chemnitz lebend, geb. 1961 in Pirna, Diplom-Kulturwissenschaftler Humboldt-Uni Berlin, seit 1993 Freier Journalist und Pressefotograf. Mailadresse: christof.heyden(at)erzgebirge.tv

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