Zerstörte Fässer mit unbekannter Pulversubstanz riefen die Katastrophenschützer von Mittelsachsen auf den Plan: Drohte in Flöha Gefahr?
Flöha. Die Abstellfläche eines früheren Landwirtschaftsbetriebes Am Steilen Weg in Flöha war am Wochenende Schauplatz einer speziellen Einsatzübung von Rettungskräften. „Die Mitglieder des Katastrophenschutzes des Landkreises Mittelsachsen wurden am Sonnabend alarmiert, nachdem ein Passant zerstörte Plastefässer mit unbekannter weißer Substanz gefunden hatte. Weder deren Verwendungszweck noch Besitzer waren von der Polizei festzustellen. Da die davon ausgehende Gefahr für Anwohner und Umwelt zunächst nicht ermittelt werden konnte und das Pulver drohte in das Abwassersystem zu gelangen, alarmierte die Rettungsleitstelle daraufhin den Gefahrgutzug Süd mit Akteuren aus Flöha, Niederwiesa und Freiberg und den CBRN-Erkundungszug mit Kräften aus Flöha, Freiberg und Milkau“, skizzierte der Leiter des Übungsszenarios Matthias Emmerlich das Geschehen.

35 Frauen und Männer rückten mit einem Dutzend für derart Aufgaben angeschafften Einsatzfahrzeugen an. Bei Gefahrensituationen mit chemischen, biologischen, radioaktiven oder nuklearen Stoffen wird auf Spezialfahrzeuge gesetzt, die mit verschiedenen Messgeräten ausgerüstet sind.
„Die dafür trainierte Besatzung und darin befindliche hochmoderne Technik ermöglichen es, die gefährlichen Substanzen zu detektieren und wie auch in Flöha geschehen, Notfallproben von der Substanz zu nehmen. Dies geschieht zuallererst, um die Einsatzkräfte vor Ort zu schützen, aber auch die Bevölkerung zu informieren und die Gefahrensituation aufzulösen“, informierte Gruppenführer Clemens Neubert.

„Im Ernstfall kann man eben nicht einfach einmal diese Fässer und deren Inhalt anfassen und bergen, um sie etwa kurzerhand zu entsorgen. Auch um sie in ein Labor zu bringen, bedarf es größter Vorsicht und professionellen Herangehens. Wir sind gerüstet, derart Material hinsichtlich wo möglicher Radioaktivität oder dem gegebenen Explosionspotenzial oder der Einordnung als Kampfstoff zu bestimmen. Auch checken wir, welch Gefahr von sich verflüchtigenden Stoffen ausgeht, wenn etwa bei einem Großbrand schwarze Rauchwolken über einer Unfallstelle detektiert werden.“

Das Herzstück bilden verschiedene Messgeräte für chemische und radiologische Substanzen, welche sowohl während der Fahrt als auch außerhalb des Fahrzeuges verwendet werden können. Im Fahrzeug stehen unterschiedliche Touch-Monitore und eine Spezialsoftware zur Verfügung, welche alle Messdaten zusammenführt und mit den Orts- und Zeitkoordinaten verknüpft.
„Was scheinbar einfach aussieht, erweist sich als komplexes Szenario“, so Matthias Emmerlich. „Da heißt es zuallererst, die Einsatzkräfte zu schützen, akribisch deren Schutzbekleidung anzulegen. Das Einsatzgebiet ist in bestimmte Sektoren unterteilt, die jeweils nur von bestimmten Akteuren betreten werden dürfen, um nicht andere Bereich zu kontaminieren. Wir proben elementarste Dinge, die in Schutzanzug samt Spezialhandschuhen gekleidet und Atemschutz tragend, zur kniffligen Aufgabe werden“, so Emmerlich.

Dazu zählt, wie das dafür vorgesehene Handwerkszeug, wie kleine Spatel und Schaufeln für die Aufnahme der Substanz eingesetzt werden, wie diese Proben aufgenommen und verpackt werden. Es wird geübt, wie diese Haupt- und Rückstellprobe vom Angriffstrupp der ersten Reihe zur weiteren Bestimmung an die CBRN-Fachleute weitergegeben und gegebenenfalls an Vertreter der vor Ort anwesenden Behörden wie Umwelt- und Gesundheitsamt übergeben werden. Dabei ist ein lückenloses Einsatzprotokoll zu führen.“

Zu solchen, im Alltag bislang kaum geforderten Situationen, spielen de Übungen auch die umfangreichen Handlungsschritte der Dekontaminierung durch. So werden spezielle Duschzelte aufgestellt, in denen die Einsatzkräfte gereinigt werden, wie Handhabungen trainiert werden, wie deren Einsatzbekleidung umgehend entsorgt wird, und wie es gelingt, dass jene, diese Akteure unterstützenden Kameraden nicht selbst kontaminiert werden. „Selbst das Duschwasser heißt es aufzufangen. Dafür haben wir spezielle Wasserbehältnisse aufgebaut“, so Emmerlich.
