Ortsgeschichte wandernd in Erfahrung bringen- diese Idee setzen die Dorfchemnitzer mit einem pfiffigen Projekt um. Und geben den Auftakt für die kommende 700-Jahr-Feier,
Dorfchemnitz. In einem ersten Schritt haben die Einheimischen jetzt 30 Informationsschilder für ortsbildprägende Standorte und für am Wohnort wissenswerte Objekte anfertigen lassen. Am Freitagabend erfolgte im Domizil des Hammervereins mit erstem Glühweinabschmecken die Übergabe der speziellen Tafeln an die jeweiligen Immobilienbesitzer.
„Die Idee hat eine siebenköpfige Interessengruppe von Mitbürgern seit März geplant und umgesetzt“, berichtet deren Sprecher Ullrich Münch. „Für das im kommenden Jahr zu feiernde 700-jährige Ortsjubiläum wollen wir einen Impuls setzen und unser Dorf interessanter machen, den Häusern ein Gesicht geben.“
Dafür sind die Dorfchemnitzer auf Exkursionstour gegangen, haben sich ähnliche Tourismusbeiträge im Erzgebirge angeschaut und wurden besonders von den Lösungen in Cämmerswalde und Frauenstein inspiriert. „Das Konzept aufgeschrieben, bewarben wir uns erfolgreich um Fördermittel im Rahmen des Kleinprojektefonds Landschaf(f)t Zukunft. Das auf rund 4.500 Euro angelegte Vorhaben wird zu 80 Prozent unterstützt. Im Förderverein des Hammers haben wir den hiesigen Vertragspartner gewinnen können, an den das Projekt angebunden wird“, so Ullrich Münch.
In einem ersten Schritt waren die Einwohner befragt worden, wer an seinem Haus ein Schild zur Geschichte des Objektes und seiner Besitzer aber auch dessen Eigenheiten anbringen würde. Im Ergebnis signalisierten Familien und Gewerbetreibende von 30 Immobilien ihre Mitarbeit.
„Wir hatten diese dann gebeten, die wichtigsten Daten zu erfassen, Fotos zu suchen, Sachzeugnisse aufzustöbern. Das Ergebnis ist ein Faktenblatt mit Stichpunkten zum Werdegang, zwischen drei und zehn Fotos bilden das Grundstück oder Objekt im Zeitenlauf ab. Damit werden anonyme Orte auf einmal lebendig“, freut sich Ullrich Münch mit den Dorfchemnitzern.
„Die Platten sind aus Aluminiumverbundmaterial, vier Millimeter dünn, auf denen die umweltbeständigen Grafikfolien aufgebracht sind. Mit Edelstahlschrauben werden diese am Haus bzw. in einer individuellen Konstruktion am Grundstück aufgestellt.“
Schon die abendliche Übergaberunde zeigte den Effekt des Vorhabens: Selbst gestandene Einheimische staunten, welche Gewerbe einst im Ort ansässig waren, von denen allein heute Mauern stehen. Wer kennt etwa noch die fünf Stuhlfabriken und deren Inhaber, wer weiß, wo einst Kolonialwaren gehandelt wurden, die Molkerei Milch verkaufte oder Gewerke wie Sattler und Bäcker ansässig waren? „So rücken wir Dinge in den Fokus, die keiner mehr weiß oder die wir aus den Augen verloren haben“, so Münch, der Enkel mit den Großeltern auf einer solche Geschichtstour sieht.
Eine zentrale Übersichtstafel, die am Gasthof Am Chemnitzbach aufgestellt wird, ist der Ausganspunkt einer insgesamt rund sechs Kilometer langen Runde, die auch die Ortsteile Wolfsgrund und Dörfel mit einschließt.
Der Auftakt eines Programmbeitrags für das Jubiläumsjahr ist damit erfolgreich gegeben worden. Die Festwoche haben die Gastgeber vom 9. bis 14. Juli 2024 geplant. (hy)