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Sonntag, 13. Juli 2025

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Gemeinsame Mitte zelebriert den Fassbieranstich

Ein stimmungsvoll-launiges Bierfest haben Hunderte Erzgebirger am Wochenende grenzüberschreitend gefeiert. Bärenstein und Vejprty zeigten die kulturell-kulinarische Verbundenheit ihrer Gemeinden.

Bärenstein/Vejprty. Zum 10. Mal hieß es am Sonnabend für die Bewohner beiderseits des Pöhlbachs in Bärenstein und Vejprty: Ein Prost auf die Nachbarschaft- zehn Jahre gelebtes Miteinander. Die Neuauflage der sächsisch-böhmischen Begegnung in der Gemeinsamen Mitte bewies die Gültigkeit dieses Mottos: Kultur und Kulinarik bringen die Menschen aller Generationen beider Länder auf Augenhöhe zusammen. Über die Grenzbrücke hinweg hatten die Organisatoren die Aktionsfläche präpariert und über 40 Stände und Pavillons aufgebaut.

Bürgermeister Sylivio Wagner,r. besucht mit Gästen aus Gunzenhausen den Bierstand von Martin Hippmann aus Nove Zvolani. Foto: Christof Heyden

Sie allesamt wurden von Vereinen, Privatinitiativen und Händlern mit einem vielfältigen Angebot unter dem Motto sehen, schnuppern und schmecken bewirtschaftet. Das reichte von Aperol Spritz bis Waffelgebäck, umfasste süße und deftige Leckereien, zu denen geräucherter Käse, Pizzas und Kartoffelspieße zählten. Da kredenzten die Skisportler leckere mit Bismarck und Brathering belegte Fischsemmeln, schenkten die Bärensteiner Karnevalisten eisgekühlte Partydrinks aus.

Petr Kratochvíl, l. und Hanna Hentzschel, rechts von den tschechischen Organisatoren, Sabrina Lötzsch, Mitte vertritt die Bärensteiner, dazu hinten links Peter Bartl vom Heimatausschuss Weipert. Foto: Christof Heyden


Dem Namen verpflichtet, schenkten auf tschechischer Seite zehn Brauereien und Hobbybrauer ihre Hopfenspezialitäten aus, steuerten sechs sächsische Getränkeunternehmen ebenfalls ihre Gerstensaftvariationen bei. Der Neugeschreier (Nove Zolany) Martin Hippmann pflegt das Bierbrauen auf hohem Niveau als Hobby. Er schenkte den Besuchern, wie der auf Stippvisite in Bärenstein weilenden Delegation der Partnerkommune Gunzenhausen um stellvertretenden Bürgermeister Friedrich Kolb, sein Böhmisches Pilsner aus und wusste auch mit seinem dunklem Hauer-Bräu Geschmacksknospen zu kitzeln.

Die Gastgeber von deutscher und tschechischer Seite. Foto: Christof Heyden

„Alle Ingredienzien stammen aus der Region, mein Bemühen ist es, handwerklich sauber und nachhaltig in kleinen Mengen zu produzieren. Ich freue mich, so die über 400-jährige Brautradition in unserem kleinen Ort wieder aufrecht zu erhalten“, so der Böhme. Dessen Trunk mundete genauso den bayrischen Stadträten wie Gerald Brenner. „Bierfest in Bärenstein, da macht unsere Tour ins Erzgebirge absolut Sinn, die hier gepflegte Herzlichkeit ist wohltuend, die Freundschaft zwischen den Nachbarkommunen als real gelebt spürbar und keine bloße Schlagzeile.“

Die Musikanten von Erz- Böhmische Blasmusik eröffnen das Bierfest. Foto: Christof Heyden


Mit dem Aktionsruf Naraženi‎ sudů! vollzogen Bürgermeisterin Jitka Gavdunová und Amtskollege Sylvio Wagner die offizielle Amtshandlung: den Fassbieranstich samt erstes Zapfen! Zum diesjährigen Ritual mundete den Gemeindechefs und Gästen ein Bier der renommierten Brauerei Pivo Chalupnik Perštejn. Künstlerin und Dolmetscherin Hanna Henschel verriet, das Geschehen lachend übersetzend, erstmals mit der Begrifflichkeit gefordert zu sein. „Fassbier-Anstich, das ist tatsächlich ein neues tschechisches Wort für mich“, so die aus Weipert stammende und zwischenzeitlich wieder vor Ort lebende Akteurin des hiesigen Heimatvereins.

Alex Burdon aus Vejprty gehörte zu den Akteuren, die sich im Nagelwettbewerb versuchten. Binnen 30 Sekunden galt es so viele Nägel wie möglich zu versenken. Foto: Christof Heyden

Bürgermeister a.D. Bernd Schlegel, in der Runde dabei, kennt den Werdegang des Festes. „Jitka Gavdunová sah, inspiriert von der Tatsache, dass Tschechien und Deutschland Biernationen sind, darin die Chance, die Nachbarn bei einem guten Schluck zu vereinen. Die Idee erweist sich als tragfähig.“

Mit der Polka Lasst Euch grüßen vollzogdie ERZ-Böhmische Blasmusik aus Schlettau den künstlerischen Auftakt. Die Bühne nahmen auch die Schalmeienkapelle Steinbach und mehrere tschechische Pop- und Rockformationen in Besitz. Zudem gehörte die Suche nach der oder dem Nagelkönig des Bierfestes zu den Belustigungen.  (hy)

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Autor

Christof Heyden
Christof Heydenhttps://www.erzgebirge.tv
in Chemnitz lebend, geb. 1961 in Pirna, Diplom-Kulturwissenschaftler Humboldt-Uni Berlin, seit 1993 Freier Journalist und Pressefotograf. Mailadresse: christof.heyden(at)erzgebirge.tv

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