Das Festival Insects an Spiders streckt seine Fühler aus: in einem mehrtägigen Workshop sind textile Insekten gewebt worden, die ihren Lebensraum auf den Absperrzäunen finden.
Oederan. Eine textile Insektenschar ist am Wochenende in Oederan geschlüpft. In der kreativen Brutstätte „Alle-Welt-Zelt“ vor dem Museum Die Weberei haben schöpferische Akteure Spezies a la Libelle, Käfer und Spinne zum dekorativen Krabbeln an Bauzäunen verholfen. Baumaterial waren ausrangierte T-Shirts, Bettwäsche und Gardinen, ja sogar ein nach Scheidung abgelegtes Hochzeitskleid.
Allesamt Kledage, die im Reißwolf gelandet werde, aber hier in Streifen zerlegt, eine zweite Nutzenfunktion erhalten haben.
„Mit unserem Workshop im Rahmen des Projektes Weben ganz groß haben Erwachsene und Kinder einen Beitrag geleistet, einige der metallenen Absperrungen zum Insects and Spiders-Festival dem Motto entsprechend zu verschönern“, so Henriette Helmstedt. Die Lichtenwalderin gehört zu den diese Gestaltungsidee umsetzenden Mistreiterinnen der Initiative Fashion Revolution Chemnitz.
„Diese will mehr als einen Beitrag in Form derart Events leisten. Vielmehr ist es unsere Intention, die Mitmenschen über deren alltägliche Begegnung mit Stoffen und Mode hinaus für textile Belange zu interessieren, sie für Aspekte umweltverträglicherer und nachhaltiger Herstellung zu gewinnen.“ Henriette Helmstedt verweist darauf, dass das Können der unterschiedlichsten früher weit verbreiteten Gewerke der Branche, etwa Schneider, Tuchmacher und Färber, verblasst und kaum geschätzt werde.

Helmstedt gehört zu acht Mistreiterinnen, die eine Lanze dafür brechen wollen, dass auch Reparaturen, Ausbesserungen und Zweitverwertungen eine viel größere Beachtung finden. Auch das ein Anspruch der Aktivisten aus der Modebranche, die einen Wandel in der Modeindustrie herbeiführen wollen.
„Gerade in Chemnitz und dem Umland verfügen die Einheimischen aus der Textilgeschichte heraus bedingt, über viele Erfahrungen, die eigentlich seit der Wende genauso verloren gehen, wie deren Wertschätzung. Kaum ein Kunde macht sich Gedanken, unter welchen Bedingungen in Fernost diese Produkte zu oft in Kinderarbeit hergestellt werden. Dabei gibt es herausragende Startups, die die facettenreichen Anwendungsgebiete derart Materialien zeigen. Man denke an Flugzeugteile, Sportgeräte, medizinische Anwendungen. Die Branche hat gerade in unserer Region mit dem zu hebenden Potential eine Zukunft.“