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Neues Orgelprojekt lädt zum Hören, Sehen und Fühlen von Klängen ein

Die 360° Klangwelt Augustusburg wächst! Jetzt wurden 42 Basspfeifen für ein spezielles Musikprojekt in Mitteldeutschland eingebaut. Dennoch ist noch Geduld bis 2026 gefragt.    

Augustusburg. Eine Basspfeife von über 19 Metern Länge und 240 Kilogramm Gewicht bugsierten jetzt Orgelbauer millimetergenau durch das Kirchenschiff von St. Petri in Augustusburg. Dabei galt es den 64 Fuß hohen Klangkörper aus Fichtenholz aus dem Erdgeschoss hinauf auf die Empore zu hieven. Hier wird er mit anderen 41 Pfeifen an den beiden Längsseiten des Gotteshauses das Fundament der neuen Bass-Line bilden. Mit diesen Maßen bringen die Fachleute der renommierten Firma Alexander Schuke Orgelbau GmbH aus Werder akustische Riesen in Position, die Profis von Instrumenten wie in Sydney und New York kennen.

Kantor Pascal Kaufmann gilt als Impulsgeber des ehrgeizigen Vorhabens. Foto: Christof Heyden

Mit über 4.000 Pfeifen soll die derzeit realisierte 6-teilige Orgelinstallation 2026 die größte Orgel Mittelsachsens werden. Sowohl Bauumfang, Klangsystem und Ausrüstung wecken das Interesse der Fachwelt und des Publikums. Die bestehende Hauptorgel von 1896 wird denkmalgerecht restauriert und erweitert, zudem werden eine Altarorgel und vier weitere Filialwerke im Gebäude neu erbaut, so dass sie zeitgleich von einem elektrischen Generalspieltisch aus bespielt werden können. „Unterstützt wird das Klangerlebnis durch optisch visuelle Effekte, die Besucher die Musik quasi auch sehen lässt und das beispiellose Raumklangerlebnis befördert“, erklärt Pascal Kaufmann, der künstlerische Leiter und Impulsgeber. 

Mathias Moser steht mit dem Förderverein tatkräftig zur Seite. Foto: Christof Heyden

Mathias Moser vom den dieses Vorhaben unterstützenden Förderverein des Musiksommers Augustusburg und dem gemeinnützigen Verein „360 Grad“ verweist auf das ehrgeizige Anliegen, welches lautet: Töne hören, Tön sehen und Töne fühlen. „Musikfans kennen den Herbert-Grönemeyer-Song, der die Textzeile trägt: sie mag Musik, nur wenn sie laut ist. Diesen Impuls greifen wir auf, durch die Konstruktion der Pfeifen erweitern wir den Tonbereich des Instruments, weit über jene Frequenzen, die das normale menschliche Ohr hören kann. Bei uns wird durch das satte Bassfundament der Sound spürbar.“

Die Basspfeifen werden liegend auf der Empore verbaut und mit Glasscheiben abgedeckt. Foto: Christof Heyden

Der Augustusburger verweist zugleich auf den geschichtlichen Bezug der Neuinstallation. „Die Stadtkirche Augustusburg ist auf den Schellenberg, eine geologische Gneisformation gesetzt. Wir wollen die Blasebälge für die Orgel, die die Luftzufuhr der Pfeifen regulieren, genau mit solchen Gesteinsbrocken als Drucklast befüllen, die zum Bau der Augustusburg genutzt wurden. Diese sind in der Region noch zu finden.“  
Die Zuhörer werden laut Kaufmann den sphärischen Klängen der Filialwerke lauschen und die tiefen Frequenzen der im Emporenboden liegenden Basspfeifen körperlich spüren können und sogar in die neue Altarorgel schauen können.

Vorarbeiter Malte Kempf erklärt den Förderern und Medienvertretern die Funktionsweise der Blasebälge. Foto: Christof Heyden

„Das gibt es nur in Augustusburg, so hat man Orgel noch nie gehört. Wir bauen ein neues Kulturdenkmal für unsere Kinder, Enkel, und Urenkel. Dabei gehen der Orgelbau als traditionsreiches Handwerk und die Digitalisierung Hand in Hand. Die gesamte Orgelinstallation wird den aktuellsten internationalen Standards entsprechen und sich exzellent in die Innenarchitektur einfügen.“
Der Freistaat Sachsen unterstützt die raffinierte Orgelinstallation 360° Klangwelt in Augustusburg mit 800.000 Euro. Das Vorhaben hat ein Gesamtvolumen von 1,2 Millionen Euro. Das einzigartiges Kunstangebot soll überregionale Anziehungs- und Bindungskraft für Besucher und Musiker entfalten. (HY)

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Autor

Christof Heyden
Christof Heydenhttps://www.erzgebirge.tv
in Chemnitz lebend, geb. 1961 in Pirna, Diplom-Kulturwissenschaftler Humboldt-Uni Berlin, seit 1993 Freier Journalist und Pressefotograf. Mailadresse: christof.heyden(at)erzgebirge.tv

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