Toni Hager, erster Brotsommelier des Erzgebirges hat sich für eine Premiere qualifiziert: der Lößnitzer zählt zu 16 Kandidaten der Endrunde der erstmals ausgetragenen Weltmeisterschaft seiner Zunft.
Lößnitz. So manche zusätzliche Stunde verbringt Toni Hager derzeit an seinem Arbeitsplatz in der Bäckerei Nönnig in Ehrenfriedersdorf. Über das tägliche Backpensum hinaus büffelt der Lößnitzer für eine echte Herausforderung: die erstmals organisierte Weltmeisterschaft der Brotsommeliers. „Diese wird im Rahmen der vom 18. bis 22. Mai in Düsseldorf stattfindenden IBA – Internationalen Bäckerei-, Konditorei- und Snackmesse ausgetragen“, erklärt Toni Hager, der zu den qualifizierten Akteuren zählt.
„Dieser Vergleich ist bereits gestartet, in einer ersten online ausgetragenen Ausscheidungsrunde konnte ich die Zugangshürde meistern“, so der 29-Jährige. „An einem Februarabend galt es 17 Uhr für die Bewerber vorm Computer zu sitzen und 28 theoretische Frage zu beantworten. Die Vorgabe: binnen 70 Sekunden mussten Antworten in das internationale Prüfungsformular eingetippt sein.“

Der Erzgebirger schaffte dies. Von derzeit 279 Sommeliers nahmen 50 die Aufgabe an, wurden jene 16 ermittelt, die in Düsseldorf an dem aus mehreren Runden bestehenden Finalvergleich dabei sein werden.
„Teilnehmer kommen aus acht Ländern: Neben der Schweiz und Österreich haben sich Brotfachleute aus Rumänien, Polen, Dänemark, den USA sowie Neuseeland qualifiziert. Und sogar eine Kandidatin von der Antilleninsel Aruba wird antreten“, so der Erzgebirger. Der zählt zu sechs deutschen Teilnehmern, von denen je zwei aus Bayern und Baden-Württemberg sowie einer aus Nordrhein-Westphalen und mit ihm als Sachsen als zugleich jüngster Ländervertreter dabei sind.
„In Düsseldorf wird man uns nicht Brot backen sehen. Hier gilt es, den theoretischen und praktischen Wissenstand vor einer hochkarätigen Jury mit Johann Lafer und Michael Kress zu zeigen. Dazu zählt etwa eine Aroma Challenge: Wir müssen Backwaren an verarbeiteten Gewürzen, ihrer Konsistenz, dem Geruch, ihrer Optik und etwa ihrer Krustenstruktur erkennen. Das mag für europäische Rezepturen noch überschaubar sein, aber das wird für derart Erzeugnisse aus anderen Kulturkreisen eine knifflige Aufgabe werden. So mancher kennt Fladenbrotvarianten, so jenes Pide genanntes aus der Türkei oder jenes Pita aus Griechenland oder das Batbout aus Marokko. In Indien, Pakistan aber auch anderen Kontinenten werden jeweilige Brotvarianten hergestellt. In diese Kultur- und Genusswelt versuche ich derzeit einzutauchen und Grundelemente, etwa die verwendeten Gewürze, kennenzulernen.“

Toni Hager verweist darauf, dass 80 Prozent des Geschmacks und der Hinweis gebenden Zutaten in der Kruste stecken. Diese heißt es entschlüsseln lernen.
Einem Labor gleich ist der junge Bäckermeister aktuell in der Bäckerei von kleinen Flaschen umgeben. „Diese enthalten verschiedenste Kräuter und Duftöle aus allen Winkeln der Welt. Regelmäßig schule ich meine Sinne, vor allem Geruch und Geschmack werden gefordert sein, da Tests beispielsweise auch mit verbundenen Augen stattfinden.“ Das Publikum ist im Mai eingeladen, an der öffentlichen Veranstaltung teilzunehmen und das Bühnengeschehen zu verfolgen, wenn aus den 16 Qualifikanten fünf das Finale erreichen.