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Steelpix -gehämmerte Kunstwerke aus Nägeln 

Kiloschwer und doch filigran – dies gilt für das künstlerische Unterfangen von Toni Liebers. Schlag auf Schlag versteht er den Hammer für seine Bildkunst zu führen.   

Claußnitz. Mit einer speziellen Handschrift versteht Toni Liebers Schlag auf Schlag eindrucksvolle Bildkompositionen zu schaffen. Mit handelsüblichem Hammer bringt der Claußnitzer Standartnägel mit Maßen von 1,6 x 30 mm auf einer hölzernen Platte in Form. Was aus tausenden Einzelteilen millimetereng zusammengesetzt wird, ergibt in Summe großartig wirkende Motive von Landschaften, Porträts, Vierbeinern, Stillleben und exotischen Tieren. „Ein Leopard beispielsweise, erhielt sein geschmeidiges Aussehen mit 18.500 Nägeln“, erklärt Toni Liebers.  

Im Alltag als hauptberuflicher Tanzlehrer Step by Step auf dem Parkett mit Publikum aktiv, bedeutet die Handarbeit in der heimischen Kammer einen Ausgleich zum viel Nervenkraft und Kondition fordernden Tagesgeschäft in einer Chemnitzer Tanzschule.

Nägel bringt Toni Liebers per Hammerschlag in Form, das Wasserschloss Klaffenbach ist aktuelle Arbeit. Foto: Christof Heyden

Seit 2015 hat der 35-Jährige dieses muskelbelastende Handwerk für sich entdeckt. „Schon als Knirps musisch interessiert, begeisterten mich als Jugendlicher Comics. Gerade deren geradlinige gestraffte Erzähl- und Gestaltungsform sprechen mich an. Also begann ich, zunächst selbst derart Beiträge zu zeichnen.“

Spätestens die Begegnung mit Fadenbildern gab ihm den Impuls, über eine plastische, räumliche Gestaltung nachzudenken. „Also machte ich mich sporadisch an die ersten Versuche. Dennoch: es war für mich nervig, nach und nach Nägel einzuschlagen und diese durch Fäden zu verbinden, bis ein Motiv geschaffen war.“ So reifte der Entschluss, generell nur mit Metallstiften zu agieren.
„Und da galt es Erfahrungen zu sammeln und Lehrgeld zu zahlen- etwa in Form blutiger Finger, weil eben nicht jeder Schlag zielgenau den Kopf traf“, konstatiert Toni Liebers schmunzelnd.

Nägel bringt Toni Liebers per Hammerschlag so auf einer Holzplatte angeordnet in Form, dass sie imposante Motive ergeben. Foto: Christof Heyden

„Es bedurfte des Ausprobierens. Dazu zählt, wie tief die Stahlstifte einzuschlagen sind, und dass ich vorab mit einem Körner das beabsichtigte Motive als Kontur in der Holzoberfläche anschlage und ein Nagelbett vorbereite. Denn mehr als zwei Schläge pro Nagel erweisen sich als nachteilig: bereits eingeschlagene Exemplare fallen dann durch die Vibration der Unterlage wieder heraus.“

Auch für diese Basisplatte hat er experimentiert. Vollholz, zumeist Fichte ist gut geeignet. Ein weiteres wichtiges Werkzeug bleibt die Zange, die er ebenso wie den Hammer und Körner für den Einsatz auf allerengstem Raum präpariert hat. „Die plastische Wirkung ist eine Faszination für die Betrachter, je nach Lichtsituation ergeben sich reizvolle Schattenwirkungen.“ Anfangs hatte der Röhlingshainer noch unterschiedliche Höhen für die jeweiligen Nägel gewählt, aber dessen bedarf es gar nicht, um die Wirkung zu erzielen.

Nägel bringt Toni Liebers per Hammerschlag in Form, das Wasserschloss Klaffenbach ist aktuelle Arbeit. Foto: Christof Heyden

„Ich bemühe mich, täglich wenigstens eine Stunde an meinen Kunstwerken aus Nägeln zu arbeiten. Das geschieht zumeist vormittags, da ich Berufsbedingt ab nachmittags unterwegs bin“, so der Vati dreier Kinder. Diese sind dann auch außer Haus und der Familienvorstand kann in Ruhe schöpferisch arbeiten.

Längst hat sich sein schlagkräftiges Tun unter der Familie und Freunden herumgesprochen. „Regelmäßig werde ich daraufhin angesprochen, werden Aufträge abgegeben. Doch es soll ein Hobby bleiben, soll will ich mir die Freude daran erhalten.“ Einen Kunstpreis hat er zu einem Wettbewerb bereits eingeheimst.

Zum jüngsten Natur- und Kreativ-Markt in Niederwiesa stellte er erstmals mit Ehefrau Stephanie seine Arbeiten einem großen Publikum vor. Das erfuhr, dass Toni Libers bislang 261.000 Nägel eingeschlagen hat. Und aktuell das Wasserschloss Klaffenbach nagelnd in Form bringt. (hy)

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Autor

Christof Heyden
Christof Heydenhttps://www.erzgebirge.tv
in Chemnitz lebend, geb. 1961 in Pirna, Diplom-Kulturwissenschaftler Humboldt-Uni Berlin, seit 1993 Freier Journalist und Pressefotograf. Mailadresse: christof.heyden(at)erzgebirge.tv

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