Der Historische Besiedlungszug des Miskus macht in Börnichen Zwischenstation. Erstmals in der Region vermitteln die Akteure den Zeitgenossen Lebensart des 12. Jahrhunderts.
Börnichen. Eine nichtalltägliche Reisegesellschaft sorgt im Erzgebirge für Staunen. Weder mit Pkw noch Bus, nicht mit Handy und Navi, ebenso wenig in modisches Outfit bekleidet und erst recht nicht mit Klimaanlage ausgerüstet. Der vom Miskus unterstützte Historische Besiedlungszug ist per Planwagen und Pferden mit Zwischenstationen auf Tour. Börnichen wurde am Dienstag nach einem strapaziösen Marsch von dem 100 Leutchen zählenden Tross samt knapp 30 Zugtieren erreicht.

„Heiße Tagesabschnitte hat es immer wieder gegeben, aber noch nie sind wir soweit hinauf ins Erzgebirge gezogen“, zog Michael Ehnert als Locator, quasi der Zugchef, eine Bilanz. „Wir sind wetterbedingt bereits sechs Uhr am Hetzdorfer Viadukt gestartet. Das Auf und Ab war sehr fordernd, als ob man im Radsport fünf Bergwertungen gestrampelt hätte.“ Seit 2016 schlüpft er in die Figur des vom Lehnsherren beauftragen Grundstücksverteilers, der den Siedlern die neue Heimat zeigt.

An seiner Seite agiert Andreas Rausch, den die Siedler als Strecker bezeichnen: „Ich plane im Voraus die Touren, fahre die Strecken ab. Wir dürfen keine Bundes- und Staatsstraßen nutzen“, so der Mitarbeiter des Sachsenforstes. Er ist der Einzige, der offiziell in Besitz eines Handys ist, die wie Uhren vorab weggeschlossen werden. „Ich halte beispielsweise den Kontakt zur Polizei, die Straßenabschnitte absperrt.“

Für die Unternehmungslustigen aller Altersklassen wie Maria Strahl ist es die schönste Zeit des Jahres: „Abschalten, kein Alltagsdruck, Erlebnisse in der Natur mit unseren Pferden, ein Zusammensein mit Gleichgesinnten“, so die Reinhardtsgrimmaerin. Standen zum Tourstart mittags Hirsebrei und Wiegebraten auf dem Speiseplan, wurden hier Bratwurst mit Nudeln serviert.

Mit einem dreifach Jubel-Ruf dankten die Akteure dem sie als Eskorte begleitenden Experten für Schwerlasttransporte, Karlheinz Keller für eine finanzielle Spende zur Vereinsarbeit. Aber auch die seit 13 Jahren agierende Schatzmeisterin Birgit Pietschmann freute sich über den akustischen Geburtstagsgruß. Hans-Eckhard Stuhlemmer aus Marienberg. ist mit 82 Jahren der älteste Teilnehmer. Seit 2001 dabei, war er vordem der Strecker. Binnen neun Tagen werden vier Mal die Lager aufgestellt und 90 Kilometer zurückgelegt. (hy)