Zur Adventszeit schnauft seit 15 Jahren ein besonderes Stück Verkehrsgeschichte durch das Lagerhaus Böhme: die Schmalspurbahn en minature. Jetzt war wieder Schautag.
Burkersdorf. Im Bahnhofsrestaurant Alwin Zimmermann Burkersdorf brannte am Wochenende wieder Licht im Lokal, wie auch bei der Leiteritz Hanni in Friedersdorf für Stunden Leben in die Bude einzog. Während drinnen wohl Bockwurst und Bier kredenzt wurden, ratterte vor den Türen außerplanmäßig wie in guten alten Zeiten die Schmalspurbahn vorbei. Ungezählte Einheimische säumten die Trasse von Frauenstein nach Klingenberg-Colmnitz und erwärmten ihre Herzen am weihnachtlichen Verkehrsgeschehen.
Das Abfahrtssignal für das nichtalltägliche Geschehen ertönte mit Öffnung des 14. Fensters der Lebendigen Schwibbogens des Dörfchens. Das gab den Blick frei auf ein nachhaltiges und noch immer bewegendes Stück Geschichte der Gemeinde: jenes von seinem Bähnle, welches einst die pulsierende Lebensader für die Region um Frauenstein verkörperte.
„Wir haben auf rund 100 Modellbahn-Metern einen 8,7 Kilometer langen Abschnitt der Schmalspurtrasse nachgebaut, erzählen maßstabsgerecht Bahngeschichte“, berichtet Gastgeber Claus Böhme. Der betreibt seit 15 Jahren mit Eisenbahnfans und Einheimischen diese Miniaturanlage Spur H0e, die im einst an der Trasse liegenden Lagerhaus seines Uropas Oscar Böhme ihren Schauplatz gefunden hat. „2018 wurde bekanntlich das 120-jährige Streckenjubiläum der 1972 stillgelegten Verbindung gefeiert. Das Anliegen meiner Familie ist es, dieses Kapitel in Erinnerung zu halten.“
Manch Begebenheit hält sich noch heute im Volksmund. „Etwa, dass bei Erreichen des Bahnhofs Friedersdorf die Lokführer der Leiteritz Hanni per Dampfpfeife Signal gegeben haben sollen, wie viele Bier sie schon mal zapfen sollte, rollte das Dampfroß ein.“ Auch Vater Jan und Sohn Lucas Liebscher, beide Modellbahnenthusiasten, fuhren am Sonnabend die Signale und Trafos bedienend, an ihrem Häuschen, dem der früheren Zimmermann-Gaststätte vorbei.
„Heute wohnen wir da, wo einst auch die Blaskapelle probte“, erzählen der Automateneinrichter und Bergbau-Ingenieur von ihrem Hobby. Einmal im Jahr öffnet Claus Böhme die Tür in die wiederum bestens eingeheizte Lagerhalle und versammelte Anrainer, Modellbahnfans und Eisenbahner aus vielen Regionen zum Nostalgieschwelgen. (hy)