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Möwe, Leuchtturm, Steuerrad – ein maritimer Lichterbogen?

Sehen, Staunen und Mitmachen heißt am kommenden Wochenende wieder die Devise für wissbegierige Zeitgenossen um Tag des traditionellen Handwerks. Hans-Werner Gassmann zeigt dabei sein Können als ein Lumiere Bricoleur.

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Niederbobritzsch. Sehen, Staunen und Mitmachen heißt am kommenden Wochenende wieder die Devise für wissbegierige Zeitgenossen. Zum 24. Mal wird zwischen Altenberg und Zwönitz der Tag des traditionellen Handwerks organisiert. Knapp 120 Meister ihres Fachs, Gewerbetreibende und Künstler öffnen am Sonntag (einige Betriebe auch am Sonnabend) die Türen zu ihren Werkstätten, Handelsräumen sowie Ateliers und geben Einblick in das berufliche Können von 75 unterschiedlichen Gewerken.

Als ein Besuchermagnet dürfte sich erneut die Werkstatt von Hans-Werner Gassmann in Niederbobritzsch erweisen. Nicht nur, dass das hier ungezählt gesammelte und kunstvoll bearbeitete Eisenmaterial eine hohe Anziehungskraft ausübt. „Ich verstehe mich als Lumiere Bricoleur, einem Lichthandwerker. Was dieser bewerkstelligt und auf welche Weise ich mit Licht spiele, fand bereits an vorangegangenen Aktionstagen regelmäßig das Interesse aufgeschlossener Gäste“, freut sich der Formgestalter.

Hans-Werner Gassmann begeistert sich für Metall, kein Wunder, dass er diesem Material auf vielgestaltige Weise künstlerische Ausdruck gibt. Dabei kommt auch die Schweißapparatur zum Einsatz. Foto: Christof Heyden

Der Werkstoff Metall verkörpert das Lebenselixier des gebürtigen Wuppertalers, der in seinem künstlerischen Tun selbst rostigen Schrott als aussagekräftiges Objekt zu erwecken versteht. „Dieser Stoff lebt, Stahl ist schmuck“, lautet sein Motto.
Kein Wunder, dass der gelernte Maschinenbauschlosser, spätere Diplomingenieur und 37 Jahre an einer Ruhrgebiets-Berufsschule die Metallberufe unterrichtende Gassmann selbst ausrangierte Teile der berühmten Schwebebahn schon als Wuppertropfen in Form gebracht hat.

Zum dortigen Stadtbild gehören großformatige Stahlarbeiten, wie sich in Kirchen der bergischen Region fünf von ihm geschaffene Kreuz-Stationen finden lassen. Autofelgen, Kolben und Baggerschaufeln sind längst willkommene Accessoires seines Tuns.

„Von Kindheitstagen an musisch interessiert, hat das schöpferische Gestalten während meiner beruflichen Lebenszeit immer den willkommenen Ausgleich zum getakteten Arbeitsalltag gebildet. Unterdessen in Pension gegangen habe ich umso mehr Freiraum, meiner mehr als einem Hobby betriebenen Leidenschaft nachzugehen, meine oft von einem Stichwort inspirierten Ideen umzusetzen.“

Hans-Werner Gassmann begeistert sich für Metall, kein Wunder, dass er diesem Material auf vielgestaltige Weise künstlerische Ausdruck gibt. Schwibbögen sind unterdessen ein Lieblingsthema, Referenz an seine neue Heimat. Foto: Christof Heyden

Dieser frönt der 74-Jährige seit 2013 in Mittelsachsen, als er seiner in die Heimat zurückkehrenden Ehefrau folgte und seinen Ankerplatz an der Bobritzsch fand. Nun im Vorland des Erzgebirges zu Hause, rückte die kulturelle Lebensart der Einheimischen in sei Blickfeld.
„Und da kommt ein dem Licht und Metall verfallener Akteur nicht um die Schwibbögen herum“, stellt Hans-Werner Gassmann schmunzelnd fest. Eine 1975 an einem Lost Place im Ruhrgebiet geborgene und seit Jahrzehnten gehütete Riemenscheibe einer Transmission war der dafür wiederentdeckte Baustein seines ersten Lichterbogens. „Dieser hatte damit eine Funktion. Zum Aktionstag werde ich diesen, vor allem aber meine aus Metall bestehenden Lichterbögen vorstellen“, sagt die rheinische Frohnatur im Wissen, dass seinen Kunstobjekte regelmäßig eine kontroverse Diskussion auslösen.

Angetan von den hiesigen Brauchtumsobjekten und im Widerstreit zu aus dem asiatischen Herstellergebiet hereinkommenden Objekten steuert Hand-Werner Gassmann gerade mit seinem Ankerplatz-Schwibbogen nichtalltägliche Aussagen mit weniger gewohnten Material bei. Statt Klöpplerin und Bergmann vor einem Mundloch finden bei ihm Leuchtturm, Möwe, Steuerrad und Strandkorb einen Platz unter dem Himmelsbogen.

Hans-Werner Gassmann begeistert sich für Metall, kein Wunder, dass er diesem Material auf vielgestaltige Weise künstlerische Ausdruck gibt. Seit 27 Jahren versteht er sich als Lichthandwerker: Lumiere Bricoleur. Foto: Christof Heyden

„Spätestens mit dem von mir genialen Wissenschaftlern und Philosophen um Platon, Einstein, Nietzsche und Marx gewidmeten Lichterbauwerk haben eingeschworene Erzgebirger nachfragen an mich“, will der Lichtkünstler durchaus verblüffen und mehr als eine heile Lebensumwelt zeigen. Als Beispiel sei der mit Friedrich Engels geformte Schwibbogen unter dem Titel Industriealisierung und soziale Frage genannt. „Da bekomme ich die Meinung zu hören, dass derart Motive nicht zum Erzgebirge passen. Doch genau diese Diskussion will ich gern führen, zu einer Reaktion auffordern.“

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Autor

Christof Heyden
Christof Heydenhttps://www.erzgebirge.tv
in Chemnitz lebend, geb. 1961 in Pirna, Diplom-Kulturwissenschaftler Humboldt-Uni Berlin, seit 1993 Freier Journalist und Pressefotograf. Mailadresse: christof.heyden(at)erzgebirge.tv

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