Ein gehaltvolles Wässerchen reift derzeit zu Füßen des Schellenbergs in der Stonewood Braumanufaktur an der Augustusburger Straße in Chemnitz. Biersommelier Michael Friedrich hat vor geraumer Zeit einen 30 Liter Sondersud angesetzt.
Augustusburg/Chemnitz. „Nur für die 3. Auflage der kulinarischen Landpartie auf Schloss Augustusburg führen wir das Experiment nach Vorlage der Überlieferungen aus dem 16. Jahrhundert, dem Buch des Kurfürsten Koch Rumpolt aus.“
Diese Mixturen gelten nach heutigen Grundsätzen offiziell als Biermischgetränk, hebt der preisgekrönte Fachmann hervor. Der Kreativbrauer war vorab auf Sammeltour in heimischen Gefilden gegangen. Giersch, Holunderblüten, Tannenspitz, Salbei, Oregano und Brennnessel galt dabei sein Interesse. „Was heute exotisch klingt, war einst aromatisierender Braubestandteil“, erklärt Michael Friedrich. Die Kräuter sorgten für einen besonderen Geschmack und hatten die heilende Wirkung einer Vitaminbombe. Deren Gerbstoffe sorgten für Haltbarkeit.
„Klar waren dies Rezepte vor dem 1516 für Bayern erlassenen Reinheitsgebot, aber das sogenannte Grutbier (Bier mit Kräutermischung) wurde anderenorts weiter hergestellt. In unserem Bräu ist beispielsweise kein Hopfen zugegeben und Weizen konnten sich die einfachen Leute nicht leisten. Es enthält Schwebstoffe, ist nicht filtriert.“
Teilnehmer der Neuauflage am 2. Juli wird ein jung gereiftes dunkel-rauchiges Bier kredenzt werden. In seiner Stonewood-Brauerei tüftelt der Chemnitzer regelmäßig erfolgreich an Biervariationen. Ein Dutzend immer beziehbarer unterschiedlichster Geschmacksofferten spiegeln die Vielfalt der Mixturen ab. Zur Weltmeisterschaft der Zunft 2019 in Rimini schmeichelte der Diplom-Braumeister mit seinen Craftbiervariationen den Gaumen der Juroren und erbraute sich einen dritten Platz. Wohl bekomms, das Augustusburger Experimentbier!