Mit zwei Generationentreffen haben die Feierlichkeiten zum 125-jährigen Bestehen der Oberschule Flöha am Wochenende ihren Höhepunkt gefunden. Ein emotionales Wiedersehen in Plaue.
Flöha. Trafen sich zum Feiertag zunächst die Absolventen der Jahrgänge 1992 bis 2023, gehörte der Samstag zum Finale jenen Altersklassen, deren Schulabgang vor das Jahr 1992 reicht. Jeweils 350 Teilnehmer rückten eng in der Mensa an den Tischen zusammen, beide vom Förderverein der Bildungseinrichtung betreute Veranstaltungen waren ausverkauft. Die gastronomische Betreuung war in eingespielter Zusammenarbeit von den Akteuren des Fördervereins für Nachwuchssport übernommen worden. Großer Aufwärmphasen bedurfte es in dem emotionalen Schmelztiegel des Wiedersehens bei Bier und Fettbemmen, Wein und Hackepeterbrötchen nicht.

Angekommen, zunächst bei manchem suchende Blicke in die Runde, wobei ein leichtes Grübeln und Sortieren zu beobachten war, getragen von einem Aha-Effekt: das ist mein Jahrgang. Und klar, manchmal wurden Nachfragen des Vergewisserns nachgeschoben: wer bist du gleich?
So zählten etwa die Akteure um Jürgen Hängekorb zu den Dienstältesten des Abends. „Unser Abgangsjahr war 1956“, erzählt der heutige Chemnitzer, der neun Mitschüler von einst an seiner Seite begrüßte. Wie alle ehemaligen Klassenverbände machten sich die wissbegierigen Mittachtziger auf einen Rundgang durch die in den Jahrzehnten um Lehrkabinette und soziale Einrichtungen gewachsene Bildungseinrichtung.
Mit Eintritt in den eigentlichen, das Fest begründenden Altbau, begann die Zeitreise: „Erinnert ihr euch noch an Fräulein Riedel, unsere Lehrerin?“, so Jürgen Hängekorb.

„Unvergessen auch der Lehrer Willy Hammerl, einer der besten überhaupt.“ Schmunzelnd verwies die Runde auf Hausmeister Franz Kellner, vor dem hatte man gehörigen Respekt. „Der baute sich morgens am Eingang auf und mahnte Richtung Kellertür verweisend, dass sich dahinter ein Karzer für freche Zeitgeister befindet.“ Unvergessen, dass Bekleidung am Garderobenhaken ordentlich aufgehangen werden musste. „Selbst wenn ein Armärmel nicht ausgerichtet war, kam er schimpfend in den Unterricht.“ Staunend und anerkennend besuchte die Gruppe die Aula, die allesamt weniger hell als vielmehr holzfarbenen Tönen in Erinnerung haben. Hier wurde gesungen aber auch Sport getrieben. Wie für nachfolgende Klassenvertreter ebenso, weckten die hier verwahrten vielen Zeitdokumente und Fotos der Abgangsklassen das Interesse. Weißt du noch? Und Wie war das doch? Dürften meistgestellte Fragen des Tages gewesen sein.

Bereits zum Tag der offenen Tür säumten die Vertreter der Jahrgänge die Aula mit ihren Sachzeugnissen. Ein Einschulungsfoto von 1941 hatte beispielsweise Rolf Fladerer mitgebracht. Der 91-Jährige zählt zu einer nur noch Handvoll Einheimischer dieser Zeitphase. „Damals gab es reine Jungen- und Mädchenklassen. Zimperlich waren die Lehrer nicht, da wurde bei Vergehen gleich Mal am Ohr gezogen oder der Rohrstock eingesetzt“, so der gelernte Gärtner. „Selbst beim Hausmeister in der oberen Etage musste man schon mal antreten, wenn es Ärger gab und dann die Strafe Stille sitzend tilgen. Ich bin einmal durchs Fenster und per Dachrinne abgehauen“, erzählt er.
Unvergessen für ihn und Zeitzeugen die ausgereichte Roggensemmel, eine Wohltat in Kriegsphase und späterem Neubeginn. „Neulehrer waren uns wenige Stunden im Wissen voraus, selbst gerade den Stoff angelernt, gaben sie uns diesen weiter.“ Entbehrungsreich diese Phase des Neubeginns vor 1949. „Die Schule hatte Kontakt zur benachbarten Buntpapierfabrik. Die Restabschnitte der Produktion wurden gesammelt und uns als Schreibmaterial übergeben. Problem: das beschichte Material war weniger für die Tinte der Füllfederhalter geeignet.“

Auch für Günter Klug ist die Roggensemmel wie das Arbeiten mit Schiefertafel, Kreide und Schwamm in Erinnerung geblieben. „Und die Hofpausen, da mussten wir um das Schulgebäude unser Ringel laufen“, so der Flöhaer, Abgangsjahr 1951. „Ich gehöre zur seinerzeit letzten Jungenklasse 8K, der seinerzeit 30 Knaben angehörten“, so der spätere Bürgermeister.
Mit etwas Neid und Bedauern bestaunten die Omis und Opis die heutigen Lehrmittel, insbesondere den digitalen Fortschritt, wo man Tafeldienst nicht mehr kenne. (hy)




