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Als die Schmalspur in Schönfeld-Wiesa ausgedampft hatte  

Vor 40 Jahren endete auf Schönfeld-Wiesaer Flur ein beachtliches Kapitel Verkehrsgeschichte. Der Dampflokfan Helmut Siegel erinnert sich an die Stilllegung eines Abschnitts im Netz der Schmalspureisenbahnen im Erzgebirge. 

Schönfeld-Wiesa. Helmut Siegel nennt als Eisenbahnfan zahlreiche Schnappschüsse von Dampflokomotiven und Wagen sein Eigen. Zu den beliebtesten Motiven zählen jene entlang der früheren Schmalspurbahn Schönfeld-Wiesa–Meinersdorf. In diesen Tagen hat der Neundorfer in Erinnerung an einen für Lokalchronisten wichtigen Termin diese wieder ausgepackt.

„Am Montag, den 15. April 1985 sind letztmals Güterzüge auf einem verbliebenen Abschnitt zwischen dem Bahnhof Schönfeld-Wiesa und der Papierfabrik Schönfeld verkehrt. Damals endete hier ein beachtliches Kapitel Schmalspureisenbahn“, so der 75-Jährige. Mit verschiedensten Motiven hat er besonders das bewegte Geschehen am seinerzeit weitläufigen Standort Schönfeld-Wiesa eingefangen. Denn das Faible des gelernten Dampflokschlossers galt neben dem rollenden Material besonders dieser einst wichtigen Station. Ob das Auswaschen der Loks, das Umladen der Güter oder die Rollbockszenerie sind seine beliebten Sujets.

Im Regelfall einmal im Monat Planausbesserungstag an der Lok- Auswaschen des Kessels. Die Schlosser aus dem Bahnbetriebswerk Aue reisten mit dem Diens-PKW des Vorstehers an. Foto: Helmut Siegel


„Heute kaum noch vorstellbar, welch Verkehrsgeschehen sich hier einst abspielte. Allein ein zerfallenes Wasserhäuschen und ein vom Zahn der Zeit zerfressenes Gebäude des Umladebahnhofs lassen sich noch finden“, so Helmut Siegel. „Hier kreuzten sich Normal- und Schmalspur. Der Anschlussbahnhof zählte 10 Normalspurgleise mit 16 Weichen und einer doppelten Gleisverbindung sowie 7 Schmalspurgleise mit 8 Weichen. Zu den Bahnsteigen zwischen den Gleisen, auch zum Bahnsteig der Schmalspurbahn, führte ein Fußgängertunnel.“ Der auf Wiesaer Flur liegende Bahnhof Schönfeld hieß ab 1904 Bahnhof Schönfeld/ Zschopautal und seit 1908 Bahnhof an der Regelspurstrecke von Annaberg nach Flöha liegend Schönfeld-Wiesa.

Der später als Berufsfeuerwehrmann tätige Siegel erinnert an die frühere Bedeutung der Schmalspurbahn. „Die Strecke mit 750 Millimetern Spurweite diente dem Berufs- und Ausflugsverkehr. Vor allem war sie für die ansässige Papier- und Textilindustrie ein Lebensnerv. Von Schönfeld über Geyer und Thum führend, wurde die Strecke ab 1888 in drei Abschnitten ausgebaut. Auch der Bahnhof wurde erweitert. Beamtenwohnhäuser, Lok- und Kohleschuppen, eine Umladehalle, sowie Verladerampe für Schmalspurfahrzeuge und eine Gleisbrückenwage wurden errichtet.“

Ein früheres Wasserhäuschen zählt zu den Überbleibseln der Schmalspurstrecke am früheren Bahnhof in Schönfeld-Wiesa. Foto: Christof Heyden


Der Unterhalt des zum Thumer Netz gehörenden Abschnitts wurde zunehmend unrentabel. „Auf dem Abschnitt Schönfeld–Thum war 1967 Schluss, zwischen Thum und Meinersdorf 1974/75. Lediglich ein Restgüterverkehr bis zu Papierfabrik Schönfeld blieb bis 1985 erhalten“, so Helmut Siegel. „Die rund 1,5 Kilometer lange Passage von Schönfeld-Wiesa hin zu Papierfabrik wurde indes weiterhin bedient. Denn diese hatte wirtschaftliche Bedeutung, auch, weil hier Tiefdruckpapier hergestellt worden ist, was beispielsweise für die wichtigste Tageszeitung der DDR, das Neue Deutschland oder die Neue Berliner Illustrierte (NBI) produziert worden ist.“

Doch 1985 endete auch dieser unwirtschaftliche Verkehr auf Schmalspur. „Zum einem wurde der Anschluss zur Papierfabrik in ein Normalspurgleis umgebaut und man nutzte eine Modernisierungsetappe in der Fabrik, die für den Einbau einer neuen Maschine ihren Herstellungsprozess stoppte.“
Damit verschwand auch dieser Abschnitt der Schmalspurbahn in Schönfeld-Wiesa. Der Normalspurbetrieb bestand noch bis 1992. Und auch der Bahnhof Schönfeld-Wiesa selbst geriet aufs Abstellgleis, dessen Verkehrsgeschichte 2007 endgültig endete. (hy)

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Autor

Christof Heyden
Christof Heydenhttps://www.erzgebirge.tv
in Chemnitz lebend, geb. 1961 in Pirna, Diplom-Kulturwissenschaftler Humboldt-Uni Berlin, seit 1993 Freier Journalist und Pressefotograf. Mailadresse: christof.heyden(at)erzgebirge.tv

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