Ein sommerlauniges musisch-kulinarisches Nachbarschaftstreffen hat am Wochenende Erlebnishungrige am Grenzbach zwischen Sachsen und Böhmen zusammengebracht.
Vejprty. Die Naturkulisse der Anton-Günther-Ruh war zum 10. Mal der Schauplatz für ein mundartlich bestimmtes Liedersingen. Der Einladung an die im Grünen gelegenen Erinnerungsstätte an den namhaften Sänger des Erzgebirges im früheren Stadtteil Grund von Weipert (Vejprty) folgten am Sonnabend 2.000 Gäste und stellten damit eine den Ereignisort an seine Grenzen bringende Rekordkulisse auf. Einen Tag lang gestalten Musiker und Sänger aus beiden Ländern ein von heimatlichen Beiträgen getragenes Programm, welches von einem generationenübergreifenden Publikum lautstark und temperamentvoll mitgetragen wurde.
Facettenreiche Darbietungen gingen über die steinerne Bühne im Zechengrund. Die zehnte Auflage erlebte mit den Schalmeienorchester aus Steinbach eine musikalische Genre-Premiere. Klassiker aus der Feder des Gottesgaber Heimatsängers a la „Wu da Wälder hamlich rausch’n“ ertönten von Schlagwerk und Blasinstrument lautstark vorgetragen. Erstmals dabei erfreuten genauso die Schorler Bergsänger die textsichere Runde im Auditorium.
Und auch das zu Mundartveranstaltungen wiederholt zwischen Oberwiesenthal und Ehrenfriedersdorf gastierenden Hessische Erzgebirgsduo sorgte für kurzweilige Unterhaltung. In bewährter Manier zählten Jörg Heinicke und De Ranzen, Frank Schubert und Julien Rauer oder die Gruppe Schweijk für handgemachte bodenständige Musik ohne technischen Schnickschnack. Klar, dass bei Klassikern dieser Art gepflegten Liedgutes die Kulisse des riesigen gemischten Chores zum Fortissimo anschwoll und schier die Gesteinsformat erschüttern wollte.
„Wir sind überwältigt, welch Resonanz das Liedersingen erneut findet. Die Rahmenbedingungen sind ideal, gerade die Wettermacher müssen Fans unserer Veranstaltung sein“, freute sich Uwe Schulze, Vorsitzender des dieses Treffen veranstaltenden Vereins Denkmalpflege Weipert. „Noch zu Wochenbeginn hatten wir angesichts der Regenprognosen schlaflose Nächte und sorgten uns, womöglich die Reißleine ziehen zu müssen. Aber Petrus ist unser Partner“, so der Bärensteiner.
Dessen Dank gilt den vielen tatkräftigen Partnern, die diese Neuauflage mitgestaltet haben und den vielen Schaulustigen, die gutgelaunt die Darbietungen der Akteure folgten und sich geduldig dem Andrang an den gastronomischen Servicepunkten stellten. „Das Treffen ist ein gelungenes Beispiel der prima Zusammenarbeit zwischen Bärenstein und Vejprty. Für eine Begegnung dieser Art bedarf es ungezählter zupackender Akteure, zu denen zählen genauso jene, die technische und finanzielle Unterstützung geben. Stellvertretend sei das Miederwarengeschäft Mädler aus Aue-Bad Schlema genannt. Mit Genugtuung konstatieren wir, dass die Betreiber des Kulturhauses Weipert, vor Ort mit Getränken und Imbissstand dabei, uns über deren Unkosten hinaus, den Gewinn als Spende für dieses Liedersingen überlassen.“
Vejprtys Bürgermeisterin Jitka Gavdunová gehörte zu den Gästen, die den Werdegang der Initiative Liedersingen würdigte. Von sächsischen Heimatfreunden mit Augenmaß initiiert, habe das Format enormen Aufschwung genommen und reihe sich in das von beiden Kommunen getragene Projekt des länderübergreifenden Projekts der Gemeinsamen Mitte ein. Was mit dem hier initiiert Bierfest vorangebracht werde, gelte auch für dieses Liedersingen: die Menschen zusammenzubringen und die Nachbarschaft zu pflegen. Erfreulich: was einst nur mit einigen Dutzend unentwegter Heimat- und Naturfreunde aus Sachsen begann, hat längst überregional Nachhall gefunden und so manch aufgeschlossener tschechischer Besucher stillte am Wochenende seine Neugier vor Ort. (hy)