Nichtalltägliche Musikklänge erfüllten am Wochenende Freiberg. Dem Orgelbaumeister Silbermann wurde mit einem Familien- und Handwerkerfest die Referenz erwiesen.
Freiberg. Fetter Orgelsound dröhnte von der Ladefläche eines mit dem Instrument beladenen Lkw, wie schrille Töne des Universal Druckluft Orchesters auf einem italienischen Piaggio-Dreirad den Schauplatz bespielten.
Im Rahmen der laufenden facettenreichen Silbermann-Tage zogen die Organisatoren am Sonnabend mit dem Familienfest und Handwerkermarkt ein weiteres Erlebnisregister.
Einen Nachmittag lang verbreitete sich eine spezielle Jahrmarktatmosphäre, waren Wissbegierige zu einer unterhaltsam-informativen Zeitreise in die Geschichte eingeladen. Und die entführte thematisch an knapp zwei Dutzend Stationen und Angeboten in jene Jahre, in denen der renommierte Orgelbauer in der Silberstadt beruflich zu Hause war.
Zu den Handwerkern jener Phase gehörten die Papiermacher, die diesmal staunenden jungen Leuten zeigten, dass Papier nicht allein aus dem Computerdrucker kommt: Papierschöpfen hieß die Aufgabe des Tages. Dicht umringt nicht weniger die Druckwerkstatt. Wer kennt noch die Letter, aus denen die Wörter zusammengesetzt wurden? Die Druckerschwärze an Hand und Nase verriet manchen der kleinen aktiven Gutenbergs. Fasziniert verfolgten die Knirpse, wie der Zinngießer das Arbeitsmaterial für ihren Arbeitseinsatz flüssig erhitzte oder der Bäckermeister frisches Brot aus dem Schlund des Holzofens zauberte.
Christoph Schindler von der Orgelbauwerkstatt in Ostheim/Rhön steuerte die weltweit einzige rollende Lkw-Orgel vor die Ratsapotheke, installierte den dreimanualigen Spieltisch auf dem Pflaster des Obermarktes. Ob auf Höfen und Weinbergen; in Ruinen und Fußgängerzonen, Grenzen kennt dieses Klangmobil nur durch Wetterkapriolen und zu enge Gassen. Und selbst Otto dem Reichen dürften auf seiner erhobenen Springbrunn-Position die Ohren vom Klangspektrum des Musikmaschinist Peter Till erfüllt gewesen sein. Der Dresdner wusste mit seinem Entertainment ohne Plan, aber überall wo es Luft gibt bestens zu unterhalten und wusste mit reichlich Puste die Klassiker der Film- und Chansongeschichte mit ungewöhnlichem Instrumentarium zu intonieren.
Mit Christoph Rühle von der renommierten Moritzburger Orgelbaufamilie und Steffen Hartmann von der Dresdner Orgelbaufirma Jehmlich standen ausgewiesene Experten den Gästen Rede und Antwort, wie die Königinnen der Instrumente überhaupt erbaut, gepflegt und bespielt werden.
„Ein gelungener Aktionstag“, freute sich die Geschäftsführerin der Silbermann-Gesellschaft Juliane Schwarz-Bierschenk, deren Dank vor allem den Freunden des Historischen Handwerks aus Chemnitz galt.