Zum 58. Mal ist in Cämmerswalde das Vogelschießen ausgetragen worden. Den Königstitel sicherte sich gegen sechs Mitbewerber Stephan Müller. Der krönte mit dem Sieg zugleich sein neues Lebensjahr.
Cämmerswalde. Das war ein Cämmerswalder Meisterschuss: Per Volltreffer auf gerupften Holzadler schoss Stephan Müller den Vogel ab und krönte sich zum Schützenkönig 2023. Der Sieg des prestigeträchtigen Wettbewerbs verkörperte zugleich das originellste Geschenk seiner Lebenslaufbahn: der Landwirt feierte am Sonntag seinen 25 Geburtstag.
Dabei galt für den Mitarbeiter der Agrargenossenschaft Clausnitz: gekommen, geschossen und getroffen. „Noch am Morgen hatte ich keinen Plan, die Teilnahme reifte kurzentschlossen“, so ein verblüfft von den Mitkonkurrenten in die Luft geworfener Sieger Augenblicke nach dem Adlersturz.
Sieben Wilhelm-Tell-Fans stellten sich unter den Blicken ungezählter Zuschauer dem Höhepunkt im mehrtägigen Dorffest. Zum 58. Mal in der Dorfgeschichte nahmen sie das Streitobjekt per Armbrust unter Beschuss. Bürgermeister Andreas Drescher hatte vorab den Kandidaten noch Zielwasser für eine ruhigere Hand und ein treffsicheres Auge gestellt.
Dessen Wirkung bewies zunächst Martin Jansky, der den halben Hahn herunterdonnerte und für ein Raunen im Rund sorgte. Um Haaresbreite versetzte danach auch Kevin Garbatz seinen Pfeil. So schritt Stephan Müller in siebenter Runde zur Tat: nach knapp 20 Minuten Dauerbeschuss verließen den Adler die Widerstandskräfte. Der Jubel des Auditoriums brandete für den neue Schützenkönig, zugleich Bruder der Vorjahreskönigin, auf.
Dem Königsschießen als Finalwettbewerb ging zunächst Schauschießen der gekrönten Häupter der zurückliegenden Jahrzehnte seit 1965 voraus. Unmittelbar nach dem Festumzug schritten die eine Schärpe tragenden Damen und Herren zur Feuerlinie. Hier präparierte Reinhold Schab als Waffenmeister zum 58. Mal die Wettkampfgeräte und leitete zusammen mit Sohn Michael das Gaudispektakel.
In die Zeremonie des Vogelschießens der gestandenen Sieger reihten sich so Monika Brückner, die 1966 dabei war, oder auch Christel und Dieter Neubert, die Meister von 1967 ein. „Eine gelungene Veranstaltung mit willkommener Entscheidung“, zog Marco Fritzsch zufrieden eine erste Bilanz. „Erstmals zeichnete unser in Gründung befindlicher Kulturverein für den Ablauf des Vogelschießens verantwortlich“, so der Moderator des Vogelschießens und Vorsitzende der Gemeinschaft in spe.