Kaum Welterbe, rückt die Montanregion Erzgebirge als Tatort in den Fokus: Diebstahl, Betrug, ja auch Mord sollen Literaturfans an 22 Schauplätze bannen. Heiterkeit bleibt gefragt.
Marienberg. Die Montanregion Erzgebirge trumpft inspiriert vom UNESCO-Projekt zur vielgestaltigen Erlebnisregion auf: Die 22 Welterbe-Standorte beiderseits des sächsisch-böhmischen Grenzbachs werden bei einer Schar aufgeschlossener Zeitgenossen als Ereignisorte der Bergbaugeschichte und des touristischen Abenteuers geschätzt. Nun rücken die Schauplätze auch unter speziellem Blickwinkel in den Fokus: Als Tatorte für Diebstahl, Betrug, Hehlerei, ja auch Umweltvergehen und selbst Mordspektakel.
„Schriftsteller der Region wollen Bergbau und Krimigenre verweben. Dabei dienen uns die Welterbestätten unter dem Titel Krimi-Liederlesetour Erzgebirge als Schauplatz der literarisch-musikalischen Expedition“, gibt Constanze Ulbricht, Leiterin der Baldauf -Villa Marienberg als Initiatorin dieses jetzt gestarteten Vorhabens einen Ausblick auf die bevorstehende Schreib- und Ermittlungsarbeit. „Es lag für die Veranstalter nahe, das Thema Welterbe aufzugreifen, um aus künstlerischer Sicht einen Beitrag beizusteuern“, so die Kulturmanagerin. „Dabei werden alle 22 Standorte einbezogen, denen sich jeweils einer von 22 Krimiautoren mit einer Kurzgeschichte annimmt und im Sinne unserer Devise werden zugleich 22 Musikanten mit ihrem Beitrag dabei sein. Ob Bergstollen, Hüttensysteme, Huthäuser, Richtstätte und Bergherrensitz, die Autoren werden die Kulissen zum Schauplatz eines Vergehens oder ungeheuerlichen Begebenheit ausgestalten. Dabei ist vor allem auch eine Portion Humor und Kurzweil garantiert.“
Constanze Ulbricht verfügt bei der Umsetzung des Vorhabens die Erfahrung zweier vorangegangener erfolgreicher deutsch-tschechischer Krimilesetouren. Die erfreuten sich unter dem Titel „Schatten über dem Erzgebirge“ sowohl beim Publikum als auch den Autoren großer Nachfrage. „An den beiden Lesetouren beteiligten sich insgesamt 23 Autoren. Unter denen war jetzt schnell neuerliches Interesse geweckt. Für alle 17 deutsche Erbe-Stätten haben sich unterdessen fantasiebegabte Schreiber gemeldet. Aktuell sind wir im Gespräch, für die böhmische Seite tschechische Mitstreiter zu gewinnen. Während sich für die Region Abertamy ein Künstler gemeldet hat, wären für die Standorte Krupka, Medenec, Jarymov und Ostrov weitere Autoren willkommen.“
Die bislang gewonnenen Schreiber stehen laut Constanze Ulbricht für solides Schreibhandwerk und thematische Originalität. Darunter sind mit Claudia Puhlfürst, Katja Martens, Mario Ulbrich und Ralf Alex Fichtner über die Erzgebirgsregion hinaus bekannte Krimiautoren mit von der Partie. „Auch der Chemnitzer Stefan Tschök wird dabei sein, der schon mit verschiedenen literarischen Projekten an die Öffentlichkeit getreten ist.“ Aus Vorgesprächen mit den Literaten kennt die Marienbergerin bereits einige Details der Schreibideen und verabredeten Rechtsvergehen. „Ich bin angetan, welche pfiffigen Gedankenspiele die Leser begeistern sollen. Da wird das Blaufarbenwerk in Zschorlau zum dramatischen Ereignisort, wie die Buchholzer Kirche als Schauplatz verketteter Begebenheiten in den Blickpunkt geraten wird.“
Während die Krimiautoren jetzt an ihren Manuskripten tüfteln, bringt Constanze Ulbricht schon Klarheit in die Auflösung des Gesamtkrimiprojektes. „Das Finale soll im Rahmen des 500-jährigen Stadtjubiläums von Marienberg, welches 2021 gefeiert werden wird, stattfinden. Der Termin ist dafür bereits für den 4. Juni des kommenden Jahres festgesetzt.“ Dann soll das unternehmungshungrige Publikum zur Tour durch die Bergstadt eingeladen werden, um es an unterschiedlichsten Straßenabschnitten, Objekten der Stadtgeschichte und Einkehrstätten mit dem Ergebnis des literarischen Schaffens bekannt zu machen. Es ist zudem geplant, die Krimistücke in einem Büchlein herauszugeben.