StartGeschichtenLandWo Besucher ein Kohlestück zum Glühen bringen können
Freitag, 14. Februar 2025

die heimat sehen

-6.7 C
Altenberg
-5.6 C
Marienberg
-3.2 C
Flöha
-4.2 C
Komotau
-5 C
Eibenstock

Wo Besucher ein Kohlestück zum Glühen bringen können

Was lange währt – wird sehenswert: die Eröffnung der deutschlandweit einmaligen Schau zur Geschichte der Steinkohle und deren Gewinnung und Verarbeitung öffnet in Oelsnitz/Erzgebirge

Oelsnitz. Nach sechsjährigen umfassenden Modernisierungs- und Neubauarbeiten öffnet am Wochenende das Museum Kohlewelt in Oelsnitz. 30 Millionen Euro sind in die Substanz des Komplexes des früheren Kaiserin Augusta-Schachts und einen neuen modernen Gebäudetrakt geflossen. Bundesweit einmalig widmet sich die sehenswerte Schau der Geschichte der Steinkohle, ihrer Gewinnung und Verarbeitung sowie der Bedeutung für die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung der Region, ja von ganz Sachsen.

Museumsleiter Jan Färber erklärt den Gästen die Bedeutung des Karbonbwaldes, der im Museum nachgestaltet ist. Foto: Christof Heyden

Auf rund 2.800 Quadratmetern Ausstellungsfläche zeigen die Gastgeber mit modernsten Kommunikationsmitteln und Exponaten, wie der lebenswichtige natürliche Rohstoff vor Jahrmillionen entstanden ist und die Menschheit diesen Schatz seit rund 800 Jahren in der Region ausbeutet und verarbeitet.
Mit der Vorstellung des ehrgeizigen Projekts im Dezember 2018 wurde der Auftakt gesetzt, mit der Grundsteinlegung einer speziellen Bodenhülse 2020 der erste bauliche Meilenstein gelegt. Am Wochenende 18./19. Januar werden die ersten Gäste zum offiziellen Eröffnungstreff erwartet.

Zu aufgearbeiteten Ausstellungsstücken gehören originale Aggregate des früheren Abbaubetriebes. Foto: Christof Heyden

Museumsleiter Jan Färber skizzierte zu einem Vorab-Pressetermin die thematische Vielfalt und das Konzept der Präsentation. „Die Herausforderung für die Schau ist es, Bestehendes und Bekanntes zu erhalten und mit heutigen Erkenntnissen anzureichern und zusammenzubringen“, so der Oelsnitzer. „Die Devise lautete: weg von der bisherigen Vitrinen-Präsentation, weg von Sammelmasse. Vielmehr laden wir Gäste ein, das Ausgestellte wahrlich zu begreifen. Dank modernster Technik können wir Prozesse simulieren, per audiovisueller Darstellungsformen in die Zeitgeschichte eintauchen.“ Dazu zählt etwa der nachgestellte Karbonwald, in den die Gäste eintreten können und so den Ausgangszustand erfahren. Per QR-Codes können individuell Informationen an den Exponaten abgerufen werden, die jetzt zudem in Tschechisch und Englisch vorgestellt werden.

Ran an die Dampfmaschine: Landrat Rico Anton im Führerstand der imposanten Antriebsmaschine. Foto: Christof Heyden

Mit dem großzügigen Erweiterungsbau wird jetzt ein wahrlicher Rundgang durch die Entwicklungsgeschichte im Museum möglich, der 1190 beginnt und mit dem Jahr 2024 vorerst endet. Genugtuung bei den Bauherren, dass die Kohlewelt den barrierefreien Rundgang ermöglicht, neben Aufzügen sind beispielsweise auch sogenannte Kohleinseln vorbereitet, die sich speziell an behinderte Geäste richten. So sind Multimediabeiträge für Blinde und Sehschwache vorbereitet.

Pfiffiger Begleiter wissbegieriger Besucher ist ein Berggeist. Den zu wecken und seine Dienste in Anspruch nehmen zu können, wird am Empfang ein spezielles Kohlestück erworben. Dieses digital aufgerüstete Utensil führt thematisch zu den Ausstellungsabschnitten, versorgt die Besucher mit Informationen, ruft aber genauso heraus, sein Wissen zu testen und weiterzugeben. An unterschiedlichsten Abschnitten im Hause können dann die Neugierigen mit dem Berggeist kommunizieren. Je erfolgreicher, umso mehr kommt das erworbene Kohlestück zum Glühen. Eine raffinierte Methode, gerade Kinder und Jugendliche virtuelle durch due Exposition zu begleiten und zu begeistern.

Der Berggeist taucht Dank digitaler Welt im weitverzweigten Komplex der Kohlewelt auf und kommuniziert mit den Besuchern. Foto: Christof Heyden


Jan Färber machte ebenso deutlich, dass sich das Museum als Erinnerungsort für alle Bergleute versteht, dessen Anliegen es ist, der gesamten Zunft einen Ort des Gedenkens zu geben. „Mit dem Beruf verbinden sich Schicksale, gerade tragische. So zukunftsorientiert unsere neue Schau konzipiert ist, wollen wir gerade das Vermächtnis jener weitertragen, die beispielsweise durch Unglücke ihr Leben lassen mussten.“
Ein Bestandteil dieser Erinnerungskultur ist ein in Arbeit befindliches Personenarchiv, welches diesen Akteure ein Gesicht geben will. Bislang haben die Oelsnitzer bereits 2.930 Biografien erarbeitet, die dem Publikum in geeigneter Weise vorgestellt werden sollen.

An spezieilen Standorten sind moderne Technologien wie Blindenschrift und Audiobeitröge verfügbar, die behinderten Mitbürgern die Möglichkeit geben, Informationen aufzunehmen.

Die Kohlewelt, vordem das Museum für Steinkohlebergbau, ordnet sich als reizvoller Standort in das Gesamtvorhaben Montanregion Erzgebirge ein und trägt als assoziierter Bestandteil ein besonderes Kapitel des Montanwesens bei. (hy)

WEITERE BEITRÄGE AUS DIESER KATEGORIE

Autor

Christof Heyden
Christof Heydenhttps://www.erzgebirge.tv
in Chemnitz lebend, geb. 1961 in Pirna, Diplom-Kulturwissenschaftler Humboldt-Uni Berlin, seit 1993 Freier Journalist und Pressefotograf. Mailadresse: christof.heyden(at)erzgebirge.tv

Beiträge mit ähnlichen Schlagwörtern