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Klitscher munden zum Mühlenbesuch

Zur 26. Auflage des Mühlentages war die Oelmühle Willy Weises Erben in Bobritzsch gefragtes Erlebnisziel von Schaulustigen. Die ließen sich eine Spezialität besonders munden.

Bobritzsch. Dieser Ausflug war so recht nach dem Geschmack von Technikfans und Geschichtsinteressierten. Ungezählte Ausflugshungrige wussten die Gelegenheit zu nutzen, ein traditionsreiches zukunftsorientiertes Unternehmen in historischen Gemäuern kennen zu lernen und zugleich bekömmliches Speiseöl zu verkosten. Hoch in der Gunst aller Altersgruppen stand vor allem die mit Leinöl kredenzten Klitscher nach Art des Hauses zu verkosten. Die Gastgeber um Firmeninhaber Jens Hubricht wussten ihren jungen und älteren Besuchern die Exkursion in die Zeitgeschichte als zünftiges Angebot zu unterbreiten.

Mühlentag in Sachsen und die Oelmühle Willy Weises Erben in Bobritzsch öffnet ihre Werktore. Foto: Christof Heyden

„Wir haben bislang alle Erlebnistage mitgestaltet, öffnen zu diesem Ereignis gern die Firmentore, um den Gästen einen Einblick zu geben, wie unser wertvolles Lebensmittel hergestellt wird“, freute sich Inhaber Jens Hubricht mit seinem Gastgeberteam über den enormen Gästeandrang. Er führt in fünfter Generation das Familienunternehmen mit sechs Beschäftigten. „Der Namensgeber Willy Weise war mein Opa, der Betrieb wurde vordem 1854 mit dem Kauf des Objektes von Karl-Adolf Hubricht begründet“, so der 50-Jährige. Gäste erfuhren, dass das wertvolle Speiseöl wird nicht nur aus Leinsaat hergestellt wird. „Wir verarbeiten auch Raps, Sonnenblumenkerne, Sesam, Hanf und Schwarzkümmel“, so der Chef. Pro Jahr würden auf den zuverlässigen, aus den 1950er Jahren stammenden Maschinen, allein von Leinsaat etwa 250 Tonnen verarbeitet. „Aus einer Tonne Naturmaterial gewinnen wir etwa 300 Liter Öl.“

Firmenchef in 5. Generation ist Jens Hubricht, links, der die Besucher durch den Betrieb führte. Foto: Christof Heyden

Jens Hubricht nutzte die Gelegenheit, seinen Gästen zu zeigen, was vom Team seit seiner Übernahme der Verantwortung vor drei Jahren an Umbau- und Modernisierungsarbeiten im Rahmen des EU-Leaderförderprogramm erfolgreich verwirklicht wurde und welche Anstrengungen unternommen werden, um das denkmalgeschützte Gebäude erhalten zu können.

Aus allen Himmelsrichtungen hatten sich aufgeschlossene Zeitgenossen mit ihren Kutschen auf den Weg gemacht, wie genauso ungezählte Drahtesel das Betriebsgelände säumten. Nicht nur aus dem Dresdner, Chemnitzer und Leipziger Raum waren Neugierige auf den Beinen.
„Ich bin an diesem Aktionstag regelmäßig mit vor Ort, um mir eine Kostprobe des soeben gepressten Leinens nicht entgehen zu lassen. Für mich ein absolutes Leckerli“, wusste Axel Nietzsche den Test an der Presse zu loben. Als Einheimischer schätzt er die Produkte des Hauses.

Auch Heidrun Bellmann ließ es sich nicht nehmen, mit einem Löffelchen die Flüssigkeit zu checken: „Ja, wirklich sehr nussig, prima“, so ihr Urteil. „Schon lange weiß ich um den Rat, Leinöl zu essen, auch weil medizinischer Effekt einhergeht, etwa für die Haut“, so die rüstige Seniorin.

Menschengewimmel zwischen den Hochtanks für das Oel. Foto: Christof Heyden

Während Jens Hubricht das Oel quetschte, hatte Ehefrau Michaela Hubricht mit dem Bewirtungsteam alle Hände voll zu tun und wusste zur Zubereitungsweise nur zu verraten, „dass uns zur Geschäftsübernahme auch das Rezept für die Klitscher mitgegeben worden ist. Wir verwenden neben gekochten und rohen Kartoffeln auch Quark, Buttermilch, Zwiebel, und Kümmel.“

Initiator des immer beliebter werdenden Mühlentages ist die Deutsche Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung (DGM) e.V. zusammen mit ihren Landes- und Regionalverbänden den 26. Deutschen Mühlentag. Nahezu 1000 Mühlen haben demnach deutschlandweit teilgenommen.
Zweck des seit 1994 immer am Pfingstmontag stattfindenden Deutschen Mühlentages ist es, die Aufmerksamkeit und das Interesse der Öffentlichkeit auf diese technischen Denkmäler zu richten, deren Geschichte über 2000 Jahre zurückreicht.

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Autor

Christof Heyden
Christof Heydenhttps://www.erzgebirge.tv
in Chemnitz lebend, geb. 1961 in Pirna, Diplom-Kulturwissenschaftler Humboldt-Uni Berlin, seit 1993 Freier Journalist und Pressefotograf. Mailadresse: christof.heyden(at)erzgebirge.tv

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