Eppendorf. Das einst zwischen Hetzdorf und Großwaltersdorf verkehrende Bähnle rückten die Bastler und Chronisten auf ihrem Modellbahnbrett genauso in den Blickpunkt, wie sie mit einzigartigen Filmaufnahmen an das längst verschrottete Original erinnerten. „Am 6. November 1967 ist letztmals ein Personenzug auf dem Streckenabschnitt verkehrt. Zum 1. Januar 1968 war dann mit der letzten Güterzugfahrt ganz Schluss“, erzählte Dieter Rehwagen. Der gehört zu den immer weniger werdenden Einheimischen, die das schnaufende Bähnle aus eigenem Erleben kennen. „Der wirtschaftliche Aufschwung unserer Orte war mit diesem Verkehrsmittel verbunden, Holz- und Spielzeugindustrie profitierten“, will der Eppendorfer die Glut der Erinnerung glühen halten.
„Mit dem königlichen Dekret Nr. 20 wurde der Plan ab 1890 umgesetzt. Zum 1. Dezember 1893 schnauften die Loks vom legendären Typ IV K“, so Rehwagen. Per 1. November 1916 sei dann auch das Teilstück bis Großwaltersdorf in Betrieb gegangen. Für die 9,6 Kilometer lange Strecke mit 750-Millimeter-Schienenbreite dauerte die reine Fahrzeit 36 Minuten.
Drei Jahre brachte die schnaufende Schmalspur auch Jürgen Fischer mit Umstieg in die Metropole Karl-Marx-Stadt. „Da habe ich die Berufschule besucht, ein Moped oder Motorrad, geschweige denn Auto hatten wir noch nicht“, sagt der Dachdeckermeister des Ortes. „Einmal hat mich ein vorzeitiger Absprung von der rollenden Bahn 5 Mark gekostet, und dies bei 60 Mark Lehrlingsgeld“, so der Eppendorfer. Auch der engagiert sich seit langem für den Erhalt der verbliebenen Bahnanlagen, allen voran das Bahnhofsgebäude. In ungezählten Stunden hat der Handwerker schon mit Vereinsfreunden Hand angelegt, das betagte Gebäude vor dem endgültigen Verfall zu retten. Nicht nur er wünschte sich, dass kommunal mehr Dampf aufgemacht würde, um den Um- und Ausbau weiter voranzutreiben.
Auch für Olaf Schwulst gibt es kein Zweifeln: „Wir hoffen, dass das kommunale Feuer nicht erkaltet. Wir wissen, dass wir uns zwischen zwei Auffassungen bewegen.“ Zum einen mit jenen Enthusiasten, die nicht alles abgerissen und ein Stück Ortsgeschichte erhalten sehen wollen. Zum anderen auch jene, die sich als Smartphone-Generation nicht für altes Eisen erwärmen könnten.
Einigkeit unter den Enthusiasten, dass der Traum vom Vereinszentrum mit gelebter Eisenbahngeschichte weiter besteht, er aber auch Wunschdenken verkörpert, was etwa Technik betrifft. Zwei Waggons werden noch entlang der früheren Trasse als Schuppen genutzt. Die seien aber so marode, dass sie jede Bewegung zerbrechen lassen würde. Und für das ehrgeizigste alle Projekte fehlt schlicht die Kohle: Dass Verkehrsmuseum Dresden will eine auf der Strecke einst eingesetzte Lok mit Nummer 99535 ausrangieren.