Der Erzgebirgsverein sucht regelmäßig nach dem Mundartwort des Jahres. Gelegenheit, sich auch einmal an Spitznamen im heimischen Zungenschlag zu erinnern. Zum Beispiel in Geyer.
Geyer. „Die Stadt der Bing is bekannt wag´n ihr´n gefrogt´n Scheiersand“, heißt es in einem der Stadtlieder von Geyer. Der vom heimischen Autor und Musiker Sandlob weit vor der Wende geschriebene Marsch rückt zugleich eine besondere Spezies in den Blickpunkt: die Originale der Pinge-Bergstadt. Nahezu 50 Typen wie „dr Knullebuff, dr Putschemuh, de Fortmannschack und auch der Lutze Bauf“ werden darin besungen und charakterisiert.
Mitglieder des hiesigen Erzgebirgszweigvereins haben fleißig die Kosenamen ihrer Mitbürger gesammelt. Von A, wie Affel und Äppeltreu, über Bomber, Fetzel, Lämpel, Rundschkuddel und Tanngelnodelförschter bis hin zum Wechseljacket und Zuckerguschl reichen die Bezeichnungen. Derzeit umfasst deren Übersicht mehr als 170 Personen.
Der Volksmund half sich, die Leute zu beschreiben und zugleich zu unterscheiden. Allein der Name Graupner existierte in Geyer neun Mal Auch die Reuthers seien stark vertreten gewesen. Und so nannten sie die Leute Tratsch, Kat, Steigerle, Spaabrett, Kaiti und Schimmel. Hermann Sehm wurde Fischel gerufen, weil er selbst Fische fing, räucherte und dann verkaufte. Oder der Helbig, Fritz. Der war Kaninchenzüchter und wurde nur „Hos“ gerufen. Den Seidel, Fritz nannte man Papst, der hatte ein feines Cafe, mit Nischen und Separé.

War vom Baron die Rede, war Richard Lippmann gemeint. Der Sargausstatter hat Schmuck und Goldringe getragen. Der Name Steckzwiebel war von Wismut-Kumpeln an einen Mitbürger vergeben worden, der hin und wieder lange Finger gemacht habe. Richard Paul wiederum wurde Tango gerufen: Wenn etwas los war und Stimmung aufkam, rief der nämlich immer: spielt mal einen Tango. Der Name Schnauzer lässt erahnen, was Walther Weigel zierte: ein Schnauzbart. Demgegenüber brachte Walther Haase sein kleines Bäuchlein den Titel ein: s`Wampel.
Auch Frauen hatten ihren Namen weg: Liesbeth Lang, die Besitzerin einer Gaststätte in Obergeyer war unter Scheimer bekannt. Klara Frenzel vom Kolonialwarenladen, rief man Stemple, und da daneben noch ein kleiner Raum war, in dem sich die Leute amüsierten, bekam der die Bezeichnung Bohrnüss-Diele. Von den Erdnüssen, die die Leute knackten, die Schalen ließ man fallen.
Unvergessen bleibt der „Gerber“: So wurde Alfred Uhlig gerufen, der, von Beruf Gerbermeister, zu den ersten Einheimischen zählte, der Gegenstände sammelte, die den Grundstock für das Heimatmuseum im Turm bilden. Und auch der letzte seiner Zunft, der Türmer, alias Albin Major, wurde mit seiner Berufsbezeichnung gerufen.