Ein kühner Gedanke elektrisiert aktuell die Eisenbahnfans und Bewohner der Grenzregion zwischen Holzhau und Moldawa: Sollte es tatsächlich einen Lückenschluss geben?
Holzhau/Moldawa. Jüngste Initiativen von Kommunal- und Landespolitikern auf deutscher und tschechischer Seite rücken ein seit Jahrzehnten heiß diskutiertes Projekt wieder in den Blickpunkt: Den Lückenschluss des Schienenstranges zwischen dem sächsischen Holzhau und dem böhmischen Moldawa herzustellen und eine der legendären Eisenbahnverbindungen über der Erzgebirgskamm womöglich wieder zu beleben. Regionale Medien haben das Thema zur Schlagzeile gemacht, nachdem vor kurzem hochrangige Vertreter der tschechischen Republik entlang der früheren Trasse weilten und das Gespräch mit hiesigen Gemeindeverantwortlichen bzw. Tourismusvertretern suchten. Auch Vertreter des sächsischen Wirtschaftsministeriums und der Landeseisenbahnaufsicht waren zugegen. Schnell machte die Information die Runde, dass der etwaige Lückenschluss der alten Bahnstrecke von Freiberg über Holzhau und Moldava bis nach Most das Thema war.
Neue Nahrung hat das Thema mit dem in diesen Tagen von Sachsens Verkehrsminister Martin Dulig erfolgten Besuch in Tschechien erhalten. Laut dem Minister habe er das Gespräch mit seinem Prager Amtskollegen gesucht, auch um über drei regionale Bahnstrecken zwischen der Tschechischen Republik und Sachsen zu sprechen. Laut Dulig ist eine Machbarkeitsstudie für die Nahverkehrsstrecke von Freiberg nach Most in Auftrag gegeben worden. Die entsprechenden Mittel hat das Ministerium (SMWA) bereitgestellt. Eine weitere Machbarkeitsstudie sei zudem für die Nahverkehrsstrecke von Seifhennersdorf nach Rumburk in Auftrag geben worden. Für den Landesminister ein Beitrag, damit beide Länder auch auf dem Schienenweg enger zusammenwachsen könnten.
Bislang endet die Gleistrasse der einst wirtschaftliche bedeutenden Strecke einige Meter hinter dem Bahnhof Holzhau zwischen Bäumen und Moos. Von hier fehlen bis wenige Meter vor dem Viadukt vor dem Bahnhof Moldava auf tschechischer Seite rund 8,3 Kilometer. Die Bahnstrecke Freiberg – Most wurde bereits 1972 eingestellt.
Heutige Zeitgenossen staunen, welchen Beitrag diese Verkehrsader einst für wirtschaftliche Belebung und den touristischen Aufschwung leistet. „Denn einst verband die Eisenbahn im grenzüberschreitenden Verkehr Sachsen, Böhmen und Österreich. 1871 mit dem Bau begonnen und 1885 in vollem Umfang ausgebaut, verband die Trasse das Tal der Flöha mit der Mulde“, so Heinz Lohse. Das Herz des Ortschronisten von Holzhau schlägt seit Jahren für dieses Projekt.
„In ihrer Blütezeit waren die Zentren Freiberg und Brüx über die reichlich 100 Kilometer lange Gleistrasse verbunden. Einerseits wurden Braunkohle und Holz für den Bergbau in riesigen Mengen transportiert, andererseits strömten mit der Bahn Tausende Ausflügler in die Berge.“ Gemeinsam mit tschechischen Filmemachern hat der Erzgebirger vor geraumer Zeit auch ein Video über die erstaunlichen ingenieurtechnischen Meisterleistungen, zu denen vier Viadukte und zwei Tunnel zählten, für diese Bahn hergestellt.
Die raffinierten Lösungen für das bergige Gelände und die landschaftliche Schönheit hätten seinerzeit den Vergleich mit der legendären Semmeringbahn in Österreich zugelassen, so Lohse.