Eine handverlesene Athletengruppe zelebrierte zum letzten Sonntag des Jahres 2018 in Holzhau ein angestammtes Ritual: die Historische Skitour.
Holzhau. Knapp 20 konditionsstarke Wintersportler starteten gestern wie zu Omas Zeiten. Zum 21. Mal hatte der heimische Skifaschingsclub zum schweißtreibenden Vergnügen eingeladen, welches thematisch vom Ansporn bestimmt war, in geselliger Runde dem Weihnachtsspeck zu Leibe zu rücken und stimmungsvoll ein Stück Skigeschichte zu pflegen.
Mit dem obligatorischen, drei Mal lautstark geschmetterten Schlachtruf „Holz-hau“ schickte Uwe Trommler, der Skikaiser genannte Klubchef die Vertreter aller Generationen auf die anspruchsvolle Piste. „Zwar haben wir in den zurückliegenden Tagen angesichts misslicher Bedingungen etwas gezögert, die Tour zu starten, aber ein Aufgeben gibt es nicht.“ Statt früher erlebter 40 bis 60 Unentwegter schrumpfte diesmal das Teilnehmerfeld.

Die wussten in altertümlicher Bekleidung nicht nur mit ihren Pudel- und Schiebermützen, Ohrwärmern, Schals, Pullovern und Keilhosen von anno dunnemals eine beachtenswerte Figur zu machen. Die Holzhauer, Freiberger und Dippoldiswalder aber auch Berliner Hartgesottenen verblüfften die Passanten am Startpunkt Bahnhof genauso mit ihrer Ausrüstung. Die Langlaufbretter samt Bindung und Skistöcken, waren wohl schon zu Beginn der Wetteraufzeichnungen im Einsatz. Dabei wurde die Gaudi-Langlauf-Veranstaltung gerade von den meteorologischen Rahmenbedingungen diktiert: Regentropfen statt Schneefall, Plusgrade statt Frost, ein weiches Geläuf, statt prägnant geformter Loipe.

Insofern wurde die kilometerzehrende Tour kein Schön-Wetter-Schaulaufen. Vielmehr gestaltete sich die klassische Wintersportdisziplin zu einem Mehrkampf: Einige Abschnitte galt es per Fuß und aufgehuckelten Brettern zu absolvieren, wie großflächige Pfützen den Wasserpassagen bei Hindernisläufen glichen. Doch die aufgeschlossene Truppe bewies gestählte Körper samt strapazierfähigen Nervenkostüm. „Wir haben schon schlechtere Bedingungen erlebt, etwa vier Mal lag gar kein weißes Pulver, sind wir nur per pedes marschiert“, stellte Frank Eilenberger fest, der 1997 zu den Ideengebern dieses Spektakels zählte und regelmäßig als Skisportgeräte-Sammler zum Gelingen beiträgt.

In bewährter Manier sorgten Sabine und Willi Splitt für einen angeregten Kreislauf der Athleten. Warum arm- und beinkreisend Betriebstemperatur erlangen, wenn Heißgetränke ebenso den Erfolg zeitigen und den Blutdruck steigen lassen? „Bis zu 14 Liter Glühwein in Eigenmarke kreiert stellen wir alle Jahre wieder bereit“, verrät die mit Thermobehälter ausgerüstete Marketenderin nicht die Rezeptur. Indes, den Volkssport haben Dopinglabors ja ohnehin noch nicht auf dem Kicker. Zur Ausrüstung gehörten natürlich Ersatzteile. Bereits zwei Kilometer nach Start war der erste Riemen der Bindung von Regina Hüttel gerissen. Kein Problem, binnen Augenblicken hatte die Defekthexe ausgespielt.

„Wie immer führt die Skitour vom Bahnhof Holzhau über den Ortsteil Teichhaus zum Skibahnhof der SWF GmbH in Hermsdorf“, erklärte Uwe Trommler. Und so ging es auf der Bahndammloipe Richtung Grenzbach und Neuhermsdrof voran, während von böhmischer Seite ebenfalls Aktive aus Louny und Litvinov, auch die Moldava-Bahn nutzend, mit landestypischen Wässerchen namens Becherovka, entgegen kamen. Zusammen formierte sich das Starterfeld zum gemeinsamen Mittagsmahl. „Eine insgesamt willkommene Trainingseinheit, zu den wir mehr gelaufen und gerutscht sind. Die Aktion zum Jahresende ist zugleich ein Auftakt: Wir freuen uns jetzt auf den legendären Skifasching am 16. Februar“, zog Uwe Trommler vorausschauend Bilanz. Dann sind erneut schaulustige Akteure herzlich eingeladen.