Chance Encounter heißt eine akustische Zeitreise im Lehngericht der Kleinstadt. Aus Anlass dessen 650-jährigen Jubiläums wurde dafür ein interaktives Telefon mit einem Konzert eingeweiht
Augustusburg. Ein Griff zum Telefon und die Zeitreise in die Geschichte des ältesten Gebäudes von Augustusburg beginnt: seit Sonntag ist im Foyer des Traditionsgemäuers ein betagter Fernsprecher installiert, den Philippe Waldecker gemeinsam mit den Musikern des Duos Betonklang zeitgemäß ertüchtigt hat. „Das an Bell erinnernde Telefon des Baujahres 1910 und einst in der Eifel im Gebrauch, haben wird digital umgebaut“, so der Aktionskünstler und Programmierer. „Wissbegierige Gäste können zum Hörer greifen, müssen dann die Rufnummer 650 wählen und tauchen interaktiv akustisch in ein von uns zusammengestelltes Hörprogramm ein.“
Dieses widmet sich dem 650-jährigen Jubiläums des Lehngerichts als ältestem Gebäude auf dem Schellenberg. „Wir präsentieren einen Mix verschiedener Genres, die Musik, Informationen, Interviews und Klanginstallationen, ja sogar einem Wetterbericht umfassen. Auch der Konzertflügel des Lehngerichts wird zu hören sein. Wir greifen historische Fakten auf, stöbern in sozialen Gegebenheiten und lassen Mitbürger persönliche Erlebnisse erzählen, die sie mit dem Haus und der Stadt verbinden“, gibt Lukas Schäfer einen Einblick. Der Kölner Musiker zählt mit Luis Weiß zum Duo Betonklang, die derzeit als Residenzkünstler in Augustusburg weilen.

Die zurückliegenden Tage nutzten die beiden, das Kleinstadtleben und die Geschehnisse im Lehngericht einzufangen, mit Einheimischen Gespräche, darunter den Akteuren des Rates der kleinen Leute, zu führen. „Dabei schauen wir nicht nur zurück, wir haben die Einheimischen genauso gebeten, ihre 100 Jahre vorausschreitenden Visionen darzustellen. Was wird aus dem Lehngericht und ihrer Kommune einmal werden?“ Zudem mixten sie aus dem akustischen Material und ihren Empfindungen einen musikalischen Klangteppich.
Diese Erlebnisofferte haben die drei auf einen Chip gespeichert. „Beim ihrem Anruf tauchen die Hörer in das fiktive laufende Programm ein, wie bei einem Radioangebot schreitet dessen Verlauf immer voran“, so Philipp Waldecker. (hy)