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Legendäre Lok mit besonderer Mission auf den Gleisen unterwegs

Ein seit vielen Jahren nicht mehr regulär eingesetzter Lokomotivtyp kreuzte unter der Woche mit modernster Technik an Bord über die Zschopautal-Bahntrasse. Welchem Zweck diente die Fahrt?

Bärenstein. Eine Diesellok der Baureihe V 180 elektrisierte unter der Woche die Eisenbahnfans der Region. Entlang der Zschopautal-Trasse bannten ungezählte Schaulustige die einst auch im Güter- und Schnellzugdienstbetrieb des Erzgebirges eingesetzte und geschätzte Maschine. Kenner der Szenerie wissen, dass vor 30 Jahren letztmals ein derart sechsachsiges Exemplar den Schienenstrang an der Bundesgrenze zu Tschechien befuhr. Das unterdessen zum Fuhrpark der Eisenbahnbau- und Betriebsgesellschaft Press gehörende Fahrzeug ratterte dabei am Mittwoch erstmals mit einer speziellen Mission über die Gleise.

„Die Maschine wird für eine Erkundungsfahrt genutzt, ist dafür mit modernster Video- und Navigationstechnik an Bord unterwegs“, so Ralf Reineke, Geschäftsführer der Erzgebirgsbahn mit Sitz in Chemnitz. „Früher gehörten die Streckenläufer bei der Eisenbahn zu einem bekannten Anblick, deren Aufgabe es war, regelmäßig die Gleistrassen zu inspizieren. Mit großem Schlüssel versehen, checkten sie die Schienen. Diese einst ungezählte Kilometer laufenden Mitarbeiter sind nicht nur der Fachkräftesituation geschuldet längst verschwunden“, so der Eisenbahnfachmann.

Inspektion des Schienengleises bei Bärenstein: eine V 118 mit moderner Technik bildet die Gleistrasse ab und sucht nach Schäden. Foto: Christof Heyden

„Diese Aufgabe übernimmt jetzt zeitgemäße Technik. Mit den an Bord befindlichen Systemen werden die Schienenstränge, ja der gesamte Verkehrsraum kontrolliert. Mit den hochauflösenden Kameras können wir beispielsweise die Modelltypen, Chargen und Hersteller der Schwellen feststellen. Die spezielle Sensorik erlaubt es, während der Fahrt kleinste Risse zu erkennen. Dabei sind wir mit 70 Stundenkilometern unterwegs. Diese Bild- und Messinformationen werden zugleich unter Berücksichtigung der GPS-Koordinationsdaten gespeichert. Das ermöglicht es nach der Rückkehr von der Inspektionsfahrt beim Auslesen durch Fachleute, eventuelle Handlungsschritte einzuleiten, also etwa eine Inaugenscheinnahme vor Ort zu veranlassen einen Bautrupp loszuschicken“, so Ralf Reineke.

Bis ans Ende der Gleisstrecke des Direktionsbereiches an der Grenzbrücke in Bärenstein war die Maschine unterwegs. Foto: Christof Heyden

„Am Mittwoch haben wir erstmals auf dieser Strecke diese Testfahrt unternommen. Sie diente dazu, Ausgangsdaten zu sammeln, den Verkehrsraum zu erfassen und die Technik zu kalibrieren. Ziel ist es, zukünftig regelmäßig die Infrastruktur zu begutachten.“ Der Chemnitzer verweist darauf, dass diese Messfahrt auch von dem Unfallgeschehen 2021 in Garmisch-Partenkirchen inspiriert ist, wo die Materialermüdung von Betonschwellen für ein tragisches Ereignis sorgten. „Zukünftig können wir uns gut vorstellen, ein oder zwei Triebwagen der Erzgebirgsbahn mit dieser Technik auszustatten, die im Regelbetrieb regelmäßig derart Informationen sammeln.“  
Dieser Inspektion werden demnächst auch weitere Trassen der Erzgebirgsbahn unterzogen. (hy)  

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Autor

Christof Heyden
Christof Heydenhttps://www.erzgebirge.tv
in Chemnitz lebend, geb. 1961 in Pirna, Diplom-Kulturwissenschaftler Humboldt-Uni Berlin, seit 1993 Freier Journalist und Pressefotograf. Mailadresse: christof.heyden(at)erzgebirge.tv

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