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Annaberger Jubiläumskiste erweist sich als Rarität

Ronny Preußler nennt ein besonderes Stadtspiel von Annaberg-Buchholz zu seinen jüngst geborgenen Schätzen. Der Sammler hat intensiv gestöbert, wer der Hersteller des über 75 Jahre alten Holzspielzeugs sein könnte.

Erdmannsdorf. Mit dem Griff in eine Spielkiste der besonderen Art lässt Ronny Preußler die markante Silhouette der Bergstadt Annaberg-Buchholz entstehen. Den heimischen Küchentisch oder die Arbeitsbank des Hobbyraumes nutzend, betätigt sich der Erdmannsdorfer als Stadtplaner und Marktbaumeister. Binnen Minutenfrist ist das infrastrukturelle Herz der Erzgebirgskommune en minature errichtet.

„Ob Bergkirche St. Marien, Rathaus und natürlich die alles überragende Kirche St. Anna – mittels 20 den originalen Bauwerken nachempfunden Bausteinen lässt sich der Stadtkern aufbauen“, so der 42-Jährige. „Als Aufbau-Grundlage dient ein vorab auszubreitender Lageplan. Auf dem sind jene Nummern eingetragen, die die jeweiligen Gebäude tragen. Zum Ensemble gehören auch Objekte, die heute als griechisches Spezialitätenrestaurant, Bäckerei und Fleischer oder als Lokalredaktion der Tageszeitung Freie Presse nachgenutzt werden. Sie alle werden um den als Parkplatz ausgewiesenen Markt aufgestellt.“

Ronny Preußler sammelt Holzkunst aus dem Erzgebirge. Foto: Christof Heyden

Etwa 75 Jahre alt ist diese betagte Spielbaukasten, der einst aus speziellem Grund gefertigt worden war: „Das 450-jährige Stadtjubiläum von Annaberg-Buchholz stand bevor. Die Schöpfer des kleinen Holzbausatzes wollten 1946 damit ihre Referenz erweisen“, erklärt Ronny Preußler. „Heute wäre ein solches Erzeugnis in die Kategorie der Merchandising-Artikel einzuordnen, also als Werbe- und Erinnerungsprodukt.“

Seit Jahren als Sammler erzgebirgischer Holzkunst aktiv, hat der Mitarbeiter der City-Bahn Chemnitz nachgeforscht, aus welcher Werkstatt die kleine Schatzkiste stammen könnte. „Es hat sich kein Name oder Bezug finden lassen. Aber langjährig auf den Spuren der erzgebirgischen Kunsthandwerker unterwegs, lässt mich die Handschrift von einem Erzeugnis der Spielzeugfachschule Seiffen unter Max Schanz und seinen Schülern sprechen.“ Inwieweit dieses Erinnerungsstück noch in anderen Sammlerhänden zu finden ist, lasse sich für ihn schwer abschätzen. Aufgestöbert habe er es bei der regelmäßigen Suche nach längst vergessenen Exponaten.

Hier stellt er ein Stadtspiel von Annaberg mit 20 Teilen auf, welches zur 450-Jahr-Feier nach dem 2. WK etwa 1946 herausgegeben wurde. Foto: Christof Heyden

In ungezählten Schachteln und Kartons, in Vitrinen und Wandschränken, auf dem Oberboden und in der kleinen Werkstatt versammeln sich bei Ronny Preußler die Stücke des regionalen Brauchtums. Für den mit Sach- und Fachverstand aber auch musischen Gefühlslagen agierenden gebürtigen Karl-Marx-Städter gilt dabei das Motto: Klasse statt Masse, zahlreiche seiner Exponate gelten unterdessen als Rarität und einzigartige Zeitzeugen der Spielzeugentwicklung im Erzgebirge.

Er sammle, was Geschichte geschrieben habe, exemplarisch für Handwerkstechniken stehe, vom Können der früheren Spielzeugmacher berichte und den Geschmack der Zeit verkörpere.
Und so finden sich Spielsachen und Schmuckstücke von Richard Lange, Albert Fichtner, Karl und Hedwig Müller, Karl Paul Hähnel, Wendt& Kühn, Emil Helbig und vieler, vieler Akteure aus Seiffen, Olbernhau, Grünhainichen und Umgebung in seinem Fundus. Angetan sei er, mit welch einfachen Mitteln die Vielfalt im Sortiment erreicht worden sei. „Dabei gibt es mir keinen Kick, mit viel Geld etwas zu erwerben. Mir bereitet das Stöbern die Freude, ich will mir meine Schmuckstücke erarbeiten. Einfach zu einer Auktion kaufen und in die Vitrine stellen, beseelt mich nicht.“

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Autor

Christof Heyden
Christof Heydenhttps://www.erzgebirge.tv
in Chemnitz lebend, geb. 1961 in Pirna, Diplom-Kulturwissenschaftler Humboldt-Uni Berlin, seit 1993 Freier Journalist und Pressefotograf. Mailadresse: christof.heyden(at)erzgebirge.tv

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