Maarguschn beleben Nachbarschaft

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Maarguschn in ihrem Element. Klatschen und tratschen. In Spiellaune: Gudrun Drummer, Peggy Langer und Birgit Fichtner. vl. Foto. Christof Heyden

Im 25. Jahr des Bestehens bringt das Erzgebirgische Mundarttheater Hormersdorf das Premierenstück von 1993 wieder auf die Bühne.

Hormersdorf. Ja, sie leben mitten unter uns: die Klatschweiber. Drei ganz spezielle Exemplare der erzgebirgischen Maarguschn, spitzzüngig und doch zugleich liebenswert, stehen in Hormersdorf im öffentlichen Rampenlicht. Im Saal des Löwen, dem Informationszentrum des Dorfes, treffen Liesel, Marthel und Traudel rein zufällig aufeinander. Eigentlich sind alle drei in Eile, doch für einen zünftigen Plausch bleibt allemal verbale Puste. Das ganze Dorf ist in Aufregung. Und das wegen eines Vögelchens, vom Erzgebirger im heimischen Zungenschlag Rutkat genannt. Allen Ereignissen voran sorgt ein bierlauniges Tauschgeschäft für Heiterkeit und Ärger zugleich. In einer Zeit, als Singvögel noch das Herz und Ohr des Menschen erfreuten, die gefiederten Mitbewohner so geschätzt wie heute ein Smartphone waren.

Schnitzer Friedrich mit seiner Rutkat. Foto: Christof Heyden

„Habt Ihr nicht gehört, dass der Schnitzer Friedrich seine trällernde Rutkat gegen eine neue zugkräftige Pfeife getauscht hat?“ Die Akteure des Erzgebirgischen Theatervereins beweisen mit ihrem jüngsten Schwank, dass ein solches Geschäft einst eine Gewissensfrage darstellte.  Darf sich der väterliche Hausvorstand wegen seiner Leidenschaft für einen guten Zug aus der Tabakspfeife über das harmonische Familiengleichgewicht hinwegsetzen, welches sich mit der Rutkat verbindet, die Großmutter, Ehefrau Pauline, Tochter Annel und Sohn Kurt im kargen Alltag erfreut? Der Argumente gibt es viele, so dass Besuchern der launigen Inszenierung im Kulturzentrum zwei Stunden erfrischende Schauspielkost geboten wird. Ein Lustspiel verspricht Verwechslungen und Missverständnisse, die entwirrt werden müssen, aber auch Herzensbekundungen und vor allem ein Happyend.

Pfeife oder Rutkat -so lautet die Frage. Foto. Christof Heyden

Dabei übernehmen die Akteure der Schauspieltruppe einen heiteren Erziehungsauftrag.  „Manche Wörter gerotn ahm doch in Vergassenhät. Das dos mit der Mundart net passiert, doderfir is unner Verein seit 25 Gahrn aktiv“, bekunden die pfiffigen Gastgeber.

Und bringen im 25. Jahr ihres Bestehens jenes Stück wieder auf die Bühne, mit der am Sonntag, den 28. März 1993 alles begann: de Rutkat. Sie zeigen, dass die Spiellaune für heimisches Brauchtum weiter in guten Händen liegt. Apropos Maarguschn: Nicht von ungefähr stand diese Spezies im Vorjahr besonders im Blickpunkt: Zum erstmals organisierten Wettbewerb um das Mundartwort des Jahres im Erzgebirge 2017 setzte sich unter über 1000 Vorschlägen der Begriff Sperrguschn durch. Ja, sie leben weiter unter uns, jene, die sich in der Nachbarschaft des Maul zerreißen.