Welch Einwohner: Bissige Nachbarn

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Uwe Löschner mit Nussknacker-Prinzessin Tina. Foto: Christof Heyden

Neuhausen im Erzgebirge gilt als Heimatort der hölzernen Gesellen mit Biss: Zu den 1300 Einwohnern scharen sich 5940 bärtige Gesellen mit Hebelwerkzeug.

Neuhausen. Das erste Nussknackermuseum Europas ist Sammel- und Wohnstandort der Figuren. Die Gastgeberfamilie Löschner hat die charaktervollen Typen zusammengetragen. „Derzeit stellen wir 5940 Exemplare aus 30 Ländern aus“, erklärt Museumschef Uwe Löschner. Auf einen Blick wird Besuchern klar, dass es den Erzgebirgern nicht das in eine Küchenschublade passende technische Haushaltgerät angetan hat. Könige, Polizisten, Förster, Bergmann und Rupprecht führen die Gilde der Erzeugnisse aus unterschiedlichsten Werkstätten an. „Wir zeigen geschnitzte und gedrechselte Figuren, aber auch solche aus Porzellan oder selbst jenes aus Kristallen geschaffene Swarowski-Model“, gibt Uwe Löschner einen Einblick. „Die Kerle sind genauso aus Kunststoffmaterial, wie wir einen Burschen aus Legosteinen besitzen.“

In der einzigartigen Ausstellung lockt ein Streifzug durch vier Jahrhunderte Schnitz- und Drechselgeschichte. Klar, dass die Gastgeber jene ersten um 1870 in Seiffen in Manufakturarbeit hergestellten Nussknacker genauso zeigen, wie Einzelstücke von Meistern aus dem 17. Jahrhundert. „Als ältestes Stück gilt ein Fürst aus dem Brienzer Raum in der Schweiz. Der 30 Zentimeter große Nussknacker wurde um 1650 geschaffen.“ Der Experte verweist dabei auf einen wichtigen Unterschied: „Diese Modelle knacken nicht mit dem Kiefer, sondern mit dem Rücken.“

Das älteste Stück der Ausstellung ist dieser schweizer Räuchermann. Foto: Christof Heyden

Er führt die vom Vater Jürgen 1966 begründete Sammelleidenschaft fort, dessen Exponate gelten als Grundstein für das 1994 eröffnete Museum. Dabei setzen die Neuhausener auch auf die Extreme. So steht der mit 10,10 Metern Höhe größte funktionsfähige Nussknacker der Welt im Freigelände des Museums und zudem mit einem Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde. Als minimalistisches Gegenstück gilt die 4,9 Millimeter kleine in einen Zahnstocher gearbeitete Figur. Der größte bringt 3,8 Tonnen auf die Waage, der leichteste erreicht Briefmarkengewicht.

Wer glaubt, Nussknacker sei allein männlich, der irrt: Die Löschners beweisen dies mit rund 200 Nussknackerfrauen. „Schon um 1920 wurden Figuren mit Kopftuch geschnitzt, die Waldweibleins darstellen.“ Und die Schau zeigt auch Weihnachtsmannfrauen.

Apropos Frauen: Neuhausen steht für das Miteinander von Nussknackern und Königinnen. Seit 2005 wir die Nussknackerkönigin gewählt. Dankt diese ab, erweitert sie den Hofstaat, derzeit aus zwölf Prinzessinnen bestehend.