In diesen Tagen jährt sich ein für Erzgebirger erinnerungswürdiges Ereignis: Der Erzgebirgsverein feiert den 30. Jahrestag seiner mit der Wende ermöglichten Wiederbelebung in der angestammten Heimat.
Schneeberg. Angesicht der Corona-Ereignisse gerät in diesen Apriltagen auch ein besonderes Ereignis eher ins Hintertreffen: Die Wiedergründung des Erzgebirgsvereins an seinem historischen Gründungsort. Am 21. April 1990 wurde im „Kuchenhaus“ in Zschorlau die Interessengemeinschaft wieder neu formiert. An diesem historischen Tag wurde die Satzung beschlossen und eine enge Zusammenarbeit mit dem Erzgebirgsverein e.V. Sitz Frankfurt/ M. vereinbart, der zum damaligen Zeitpunkt das Erbe des 1878 begründeten Vereines fortführte. Zehn Jahre zwischen 1945 und 1955 gab es den Erzgebirgsverein nicht. In der DDR wurde er verboten, in der BRD wieder gegründet und in Eibenstock 1991 vereinigt.
Am 28. Mai 1990 wurde der Erzgebirgsverein mit der Registernummer 9 beim Kreisgericht in Aue eingetragen. Am 12. Oktober 1991 folgte in Eibenstock dann auch die Vereinigung mit dem westdeutschen Verein. Die Geschäftsstelle des Vereins befand sich von 1955 bis 1991 in Frankfurt am Main, von 1991 bis 2008 in Johanngeorgenstadt und wurde im Februar 2008 wieder in ihre ursprüngliche Heimat nach Schneeberg verlegt. Als 1. Bundesvorsitzende agiert seit 2007 Gabriele Lorenz.
Unmittelbar nach dem Mauerfall im November 1989 hatten bereits erste Erzgebirgszweigvereine, wie in Pobershau, Zschorlau, Schwarzenberg und Sayda, ihre Arbeit wiederaufgenommen.
Durch die engagierte ehrenamtliche Arbeit vieler Heimatfreunde konnte der Erzgebirgsverein seine Geschichte erfolgreich fortschreiben und 2018 sein 140jähriges Jubiläum feiern.
Der 1878 gegründete Erzgebirgsverein e.V. gehört zu den sieben ältesten und traditionsreichsten Gebirgs- und Wandervereinen Deutschlands. In seinen besten Jahren gehörten ihm 25.000 Mitglieder an, setzte er nachhaltige Akzente für Natur und Heimat, Kultur und Brauchtum. Als vielgeachteter Kulturträger zählte er bis zum Ende des 2. Weltkrieges als der zweitgrößte Verein dieser Art im damaligen Deutschland.
So groß die Freude nach schicksalsreichen Jahren in der Region war, als mit der politischen Wende vor 30 Jahren die Interessenvertretung ihre Vereinsarbeit wieder am angestammten Platz im Erzgebirge aufnehmen konnte steht der Verein mehr denn je vor der Aufgabe, nach vorn zu schauen und sich für sich wandelnde Rahmenbedingungen zu rüsten. Ohne Zweifel, die Tätigkeit in den Zweigvereinen wird maßgeblich durch die Großelterngenration bestimmt. Bleibt die Herausforderung, wie die Satzungsziele von gestern ins Morgen getragen werden.