Mit einem launigen Lesetreff haben erzgebirgische Autoren, Musiker, Verleger und Journalisten die Buchpräsentation der zweiten Anthologie „ERZählt“ gestaltet. Dabei wurden in heiterer Runde auch manch augenzwinkernde Erkenntnisse öffentlich.
Pobershau. Mit einer Feier- und Begegnungsrunde ist am Donnerstagabend im Rahmen einer Publikationsserie die zweite Anthologie ERZählt vorgestellt worden, die auf Initiative des Vereins Literatur im Erzgebirge erarbeitet und herausgegeben wird. „Insgesamt 49 Autoren und eine Nachwuchsautorin haben dafür Beiträge in Form von Kurzgeschichten und Gedichten eingereicht“, so Kulturmanagerin Constanze Ulbricht.
Die zeigte sich mit der aufgeschlossenen Resonanz der Autoren und des Publikums erfreut. „Unser Ziel ist die Auseinandersetzung mit der Vielfalt der Literatur aus und zu seiner Heimatregion. Und die wollen wir möglichst vielen zugänglich machen und damit Freude bereiten. Thematisches Sujet ist die Lebensumwelt der Autoren in der vielfältigster Weise und Themenauswahl. Dabei nimmt gerade die erzgebirgische Mundart einen wichtigen Stellenwert ein.“
Rüdiger Kembt als einer der Moderatoren des Abends stellte beispielhaft den Beitrag von Andreas Schieck aus Scheibenberg vor. Als mundartaffiner Werkzeugmacher und Redakteur mit Begriffskonstruktionen der Sprache vertraut, versteht mit seinem heiteren Stück eine lesenswerte Wortmeldung beizusteuern. Dessen wichtigste Erkenntnis: Hiesiger Zungenschlag wird für Außwärtige vor allem durch den Gebrauch von sechs N-Wörtern erschwert.
Sein durchaus Lachmuskeln fordernder Text stellt klar: Nei, na, nunner, nim, nüber und nauf verwirren, als dass sie für Verständnis zwischen Erzgebirgisch und Deutsch sorgen. „Geht man den Berg nei, geht man ihn nunner“, derart skizziert der Autor die Praxiswelt. „In Berg nei gibts a, nämlich weil da in der Montanregion ein Loch reingebuddelt wurde“. Und Wegerklärungen von Auswärtigen, ob sie den Berg hinauf, also na müssen, ist abhängig vom Standort zum Zeitpunkt der Frage: schließlich unterschiedet jede Kommune ein Unter-, Mittel- oder Oberdorf.
Derart Heimat- und Sprachkunde, vor allem aber jede Menge Argumente, die Region Erzgebirge als Heimat zu schätzen, liefern die 50 Frauen und Männer. „Sie alle haben ihre Wurzeln im Erzgebirge, sind hier her gezogen oder fühlen sich aus irgendeinem anderen Grund unserer Heimat zutiefst verbunden. Die gesammelten Gedichte und Prosatexte sind so vielfältig wie das Erzgebirge selbst. Sie teilen mit ihren Lesern ihre innersten Gefühle oder gar ganz offenen gelebten Leidenschaften. Traditionen gibt es eine ganze Menge. Dabei sprechen wir nicht nur vom weltweit geschätzten Kunsthandwerk oder der erzgebirgischen Weihnacht. Die Liebe zur Natur und zur Landschaft rangiert inhaltlich mindestens genauso weit oben“, so Constanze Ulbricht.
Die schaut bereits voraus: Im kommenden Jahr soll es eine Leserunde an den Heimatorten der Autoren mit ihren Texten geben. Da geht’s dann: riebr und niebr, rauf und runner!