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Montag, 13. Januar 2025

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Meister des Zungenschlags nehmen sich des ökologischen Gartenbaus an

Rückt im Erzgebirge zum Jahresende der Winter heran, steigt die Vorfreude auf ein herzerwärmendes Spektakel: das Mundarttheater Crottendorf startet dann in die Spielsaison.

Crottendorf. Bück-Dich-Ware dürfte zum Adventsfest unter den Tannenbäumen von Erzgebirgern und Fans des hiesigen Zungenschlags liegend für Freude sorgen: Eintrittskarten für die neueste Spielsaison des Mundarttheaters Crottendorf. Derart Tickets für ein uriges Bühnenerlebnis gelten längst als hochbegehrtes Gut und werden verschenkt. „Die Tickets für die 24er Saison gingen mit Verkaufsstart binnen Minuten über den Tresen“, so Vereinsvorsitzende Conny Gläser-Rennau. „Dies ist die kürzeste Frist unserer jüngeren Geschichte. Man bedenke, dass wir diesmal 15 Veranstaltungen spielen und jeweils 250 Gästen Platz in unserem angestammten Kulturtempel, dem Deutschen Haus, anbieten.“

Explosive Landwirtschaft 2024: Stephan Volte, Angelika Sumerer und Rita Michalski begutachten eine exotische Kartoffel. Foto: Christof Heyden

Deren Dank geht dabei an Ina Brandt vom heimischen Schreibwarengeschäft, die in zuverlässiger Weise seit vielen Jahren diese Aufgabe zu ihrem Alltagsgeschäft übernimmt. Selbst die gestandenen Theaterleute sind erstaunt, dass derart Nachfrage schon einsetzt, bevor überhaupt die erste Probe des jeweiligen Stücks über die Bühne gegangen ist. Ein Vertrauensvorschuss für ein herzerwärmendes Freizeiterlebnis. „Damit einher geht für uns eine von viel Stimmungsgefühl geprägte Aufgabe: welche Textvorlage, welches Bühnenstück greifen wir auf, um unser Publikum zu begeistern“, so Conny Gäser-Rennau.

Mit dem Dreiakter Die explosive Landwirtschaft greifen die Akteure ein Lustspiel des Autors Ralf Kaspari auf, welches seit drei Jahren zu den Favoriten gilt. „Vom Zeitgeist getragen ist die verbrauchersichere Ernährung ein Thema, gepaart mit Aspekten nachhaltigen und umweltgerechten Produzierens. Dieser Aspekte nehmen wir uns an. Und klar: wir werden eine spezielle Sichtweise auf auf die Bühne bringen“, verrät Stephan Gläser, der erneut die Regie führt.  

Explosive Landwirtschaft 2024: Die Regie führt in bewärter Manier Stephan Gläser. Foto: Christof Heyden


Im Blickpunkt steht Familie Viola und Wolfgang Langer, irgendwo am Fuße des Fichtelbergs beheimatet. Mit grünem Daumen versehen, gelingen in deren Pflanzenschmiede erstaunliche Züchtungen: Ghanaischer Rhabarber wächst, brasilianische Erdäppel keimen und nigerianisches Sumpfkraut sind ein Renner. Außenstehenden wird klar, dass in deren im Nebenerwerb betriebenen Biounternehmen nicht alles auf heutiger Gesetzesgrundlage basiert. Auf den Punkt gebracht: Schwarzbrennen, Schwarzarbeiten und Steuerhinterziehung zeichnen die Firma aus. Doch bis diese Fakten ans Tageslicht kommen, bedarf es des Sitzfleisches im Auditorium. „Die Proben zeigen, dass wir uns in rund drei Stunden an dem hoffentlich Lachmuskel strapazierenden Lustspiel abarbeiten“, so das Urgestein der Truppe.  

Seit Jahren wissen Mundartfreunde im Erzgebirge: am ersten Adventswochenende öffnet sich der Theatervorhang zur Saisonpremiere. Dabei verkörpert die jetzt startende Bühnenzeit ein beachtliches Jubiläum: 115 Jahre existiert die aus Hobbyakteuren bestehende Schauspieltruppe, die mit ihrem Gründungstermin 1909 als die älteste ihrer Art in Sachsen gilt. „Chronisten berichten, dass der zum 2. September 1909 gegründete Dramatische Verein aus der Turnerschaft Crottendorf hervorging und am 28. November des Jahres erstmals auftrat“, kennt Stephan Gläser die Geschichte.

Explosive Landwirtschaft 2024: Gartenbaufan Paul Fournes ist begeistert vom selbst gezogenen Schilf, Freundnin Sandra Woyke ist skeptisch. Foto: Christof Heyden

Erhaltene Spielbücher verraten, dass eine der ersten Inszenierungen „Die Dorfhexe“ hieß. Auch mit den in rascher Folge einstudierten Stücken wie Hans Huckebein, Der Lebemann oder Im Forsthause boten die Frauen und Männer laut Überlieferungen beste Kost. „Sämtliche Aufführungen wurden mit reichlichem Beifall bedacht“, heißt es in den Aufzeichnungen. Der Dramatische Verein erwarb sich künstlerisches Renommee und schloss sich der „Freien Vereinigung theaterspielender Vereine in Sachsen“ an. Immerhin zählte die Gemeinschaft 1923 über 80 Mitglieder.

Von derart personeller Beteiligung können die heutigen Akteure nur träumen. Deren größter Wunsch: Mitspieler zu finden, die sich auf ein begeisterndes aber gleichermaßen strapazierendes Hobby einlassen wollen. Wir freuen uns nicht nur über talentierte Mimen, wir suchen genauso Kulissenbauer, Kostümbildner und Tontechniker. Bewerbungen jederzeit willkommen. (hy)

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Autor

Christof Heyden
Christof Heydenhttps://www.erzgebirge.tv
in Chemnitz lebend, geb. 1961 in Pirna, Diplom-Kulturwissenschaftler Humboldt-Uni Berlin, seit 1993 Freier Journalist und Pressefotograf. Mailadresse: christof.heyden(at)erzgebirge.tv

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