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Hartmanns Dampflokomotiven schnurren ins digitale Zeitalter   

Claus Schlegel ist leidenschaftlicher Eisenbahnexperte. Als Autor, Sammler und Modellbauer rückt er sächsische Verkehrsgeschichte in den Blickpunkt. Sein besonders Faible gilt dem Lokomotivkönig Hartmann.

Venusberg/Chemnitz. Was der legendäre Chemnitzer Richard Hartmann einst für die Verkehrswelt war, gilt im Modellmaßstab für Claus Schlegel aus Venusberg: ein Lokomotivkönig des Erzgebirges. Ungezählte Stahl- besser Messingrösser en miniature zählt er zu seiner Fahrzeugflotte. Dabei haben es dem Bahnfachmann gerade die Maschinen des Technikpioniers und der sächsischen Maschinenfabrik angetan.

„Dem Kapitel der königlich-sächsischen Staatseisenbahnen gilt meine besondere Leidenschaft, die Verkehrstechnik jener Zeit verkörpert für mich einen besonderen Charakter“, so Claus Schlegel. „Indes gilt dieser Periode in der Erzeugnispalette der Modelleisenbahnhersteller kaum das Augenmerk. Also habe ich mich ans Werk gemacht und stelle diese im Maßstab 1:87 selbst aufs Gleis.“

Mit Genugtuung registriert er, dass Chemnitz im Kulturhauptstadtjahr 2025 den Blick auf diesen Technikpionier lenkt.
Der Erzgebirger studierte Fachliteratur, stöberte in erhaltenen Technikunterlagen und erarbeitete sich mit einem Stuttgarter Bastlerkollegen zeitgemäße Konstruktionsunterlagen. Den erhaltenen Originalmaschinen im Eisenbahnmuseum Hilbersdorf oder Dresden galt der Fachbesuch. Zeichnungen wurden gefertigt, Schablonen und Werkzeuge geschaffen, wird selbst Material wie Messingblech geätzt und aufbereitet. „Kleinste Bausätze werden zu Motorteilen zusammengesetzt und filigrane Beschriftungen ausgeführt“, berichtet der gelernte Lokomotivelektriker.

Claus Schlegel ist Modellbauer von Lokomotiven des Pioniers Richard Hartmann. Aus Bahngründerzeiten stammt diese Maschine. Foto: Christof Heyden

Mit der sächsischen sä I T begann die filigrane Bastelarbeit, nach einem halben Jahr stand dieses frühere Eisenross auf heutigem digitalem Modellgleis. Es folgten die Maschinen der Gattung sä. V, eine dreifach gekuppelte Güterzugmaschine, die sä. V T und die Schnellzugmaschine sä. VIb V. In den Fahrzugpark ist auch eine VII TS eingeordnet. Diese Lok wurde auf Sekundärbahnen eingesetzt. „Insgesamt habe ich bislang 20 Lokomotiven nachgebaut, dazu 50 Güter- und Personenwagen dieses Kapitels Eisenbahngeschichte, samt Schneepflug und Kran jener Jahre“, so der 68-Jährige. Der beweist, dass ein Mann des Steinbruchs, in dem Schlegel gearbeitet hat, auch filigran arbeiten kann. Mit Kopflampe und Lupe werkelt er an feinen Bauelementen. Neben dem Lötkolben für niedrigschmelzende Legierungen ist eine Pinzette gefragtes Werkzeug.

Claus Schlegel ist Modellbauer von Lokomotiven des Pioniers Richard Hartmann. Foto: Christof Heyden

Der Motivation des leidenschaftlichen Bastelns fügt sich der Aspekt hinzu, der heutigen Generation etwas zu hinterlassen, was vom Können der Vorgängergeneration erzählt, sagt Claus Schlegel. Der sieht in der Tatsache, an der Eisenbahn groß und als Jugendlicher von Dampfbahnen begeistert worden zu sein, seine Leidenschaft begründet. Die erfuhr mit dem Aufbau des Museumsbahnhofs in Walthersdorf an der Bahnstrecke Zwönitz-Scheibenberg gelegen, seinen Höhepunkt, dessen Besitzer Claus Schlegel seit 2000 ist. Als Autor von Fachbüchern bekannt, widmet sich seine jüngste Publikation dieser Verbindung. Diese, vor 125 Jahren eingeweiht, wurde landläufig als Panoramabahn des Erzgebirges bezeichnet.

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Autor

Christof Heyden
Christof Heydenhttps://www.erzgebirge.tv
in Chemnitz lebend, geb. 1961 in Pirna, Diplom-Kulturwissenschaftler Humboldt-Uni Berlin, seit 1993 Freier Journalist und Pressefotograf. Mailadresse: christof.heyden(at)erzgebirge.tv

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