Ein Leben für den guten Geschmack

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Inge Richter an ihrem angestammten Küchenherd in Großwaltersdorf. Sie bereitet eine Leibspeise zu: Saure Eier. Foto: Christof Heyden

Inge Richter und der Trakehnerhof Großwaltersdorf gehören zusammen wie Salz und Pfeffer. Zum 1. Mai feiert die Köchin ein besonderes Jubiläum.

Grosswaltersdorf. Dieser Dienstag unterscheidet sich von all den Dienststunden der Vorjahre. Und dies nicht, weil der Maierfeiertag im Kalender steht. Die gestandene Köchin feiert ihr 50-jähriges Berufsjubiläum an traditionsreicher Stätte. „Seit 1968 koche ich in diesem Hause“, sagt Inge Richter. „Am 1. Mai vor fünf Jahrzehnten stand ich erstmals am Küchenherd, damals machte ich meine Kochleidenschaft zum Beruf“, blickt die erfahrene Gastronomin zurück. „Seinerzeit befand sich die LPG-Küche samt Kantine in diesem Hause. Meine Aufgabe war es, die Mitarbeiter des Landwirtschaftsbetriebes zu versorgen.“ Noch heute weiß sie das Hauptgericht: Gulasch mit Kartoffeln und Rotkraut. „Ich erinnere mich, dass mir im Laufe der Essensausgabe schon bissel die Knie weich wurden, weil ich befürchtete, dass das Gekochte nicht für alle Kollegen reicht.“ Wie sich bald herausstellte, sei diese Sorge unbegründet geblieben.

Mit Erweiterung der LPG zum großen Agrarunternehmen ab 1973, zu dem später auch das Kartoffellagerhaus Großwaltersdorf gehörte, wuchs die Verantwortung enorm. „Durchschnittlich 400 Portionen galt es zuzubereiten, diese Zahl wuchs, wenn die Kartoffeln gerodet wurden. Dann galt es auch schon Mal 600 Essensteilnehmer pro Durchgang zu versorgen. Damals war es ja üblich, dass Erntehelfer aus anderen Betrieben den Bauern halfen.“

Deftiges Eisbein gehörte beispielsweise zu den gefragten Gerichten der Pflanzen- und Tierwirte. „Stand dies auf dem Speiseplan, bildeten sich Schlangen. Auch Gulasch war immer gefragt.“  Und die weiß so manche leckere Kreation zu kredenzen. „Saure Eier zählen zu den von den Gästen besonders geschätzten Speisen. Auch Eierkuchen, Klitscher und Buttermilchgetzen gehören dazu. Natürlich Fisch, mein einmarinierter Hering schmeckt allen.“

Das Köcheteam des Trakehnerhofes sitzt in Großwaltersdorf fest im Sattel, Omi Inge Richter 2.v.l. neben der Enkel- und Urenkelin. Archivfoto: Christof Heyden

„Am 23. November 1990 heizte ich letztmalig den Ofen unter LPG-Regie an, die Wende hatte die Umstrukturierungen zur Folge“, erklärt Inge Richter. „Als Familienbetrieb wurde der seinerzeit „Am Sportplatz“ genannte Gasthof mit dem Jahreswechsel 1990 wieder eröffnet. Zur Eröffnungs-Silvesterparty gab es Wildschweinbraten mit Klößen.“ Im Zuge der gastronomisch-touristischen Profilierung wurde das Hotel und Gasthaus 1993 von der Gastgeberfamilie in „Trakehnerhof“ umbenannt. Und der ist Feinschmeckern, aber auch unternehmungshungrigen Gästen längst ein Begriff geworden.

„Seit vielen Jahren trägt unsere Familienbetrieb zum Gelingen von Reitturnieren und Radsportveranstaltungen auf Bundesebene bei. So mancher Sportler aber auch Künstler besuchte unser Haus.“ Dazu zählen Athleten wie Olaf Ludwig oder Eric Zabel, auch Hans-Joachim Wolfram und Christine Errath als TV-Moderatoren verweilten hier. Und nicht zuletzt gab sich TV-Starkoch Alfons Schuhbeck ein Stell-Dich-Ein. Und dies vor allem der talentierten Enkelgeneration von Inge Richter wegen. Denn die Omi weiß mit Koch-Olympia-Siegerin Steffi Kerber-Reichel ihre Erfahrung in besten Händen der Nachfolgegeneration.