Trällern beiderseits des Grenzbaches

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Pulsierendes Leben zog für einen Tag an idyllischem Fleckchen Natur abseits der zeitgetriebenen Zivilisation ein: Das 5. Anton-Günther-Liedersingen.

Vejprty/Bärenstein. Auflauf im früheren zur Stadt Weipert zählenden ganz im grünen gelgenen Ortsteil Grund. Reichlich 1000 unternehmungslustige Gäste vorwiegend fortgeschritteneren Alters machten sich beiderseits der Grenze entlang des Pöhlbachs auf den Wanderweg, um dem musikalischen Stell-Dich-Ein am wieder aufgerichteten Gedenkstein für den Volkssänger zu folgen. Inmitten des Waldes wusste ein frohgelauntes Völkchen den Text- und Liedbeiträgen einer bunten Musikantenschar aus beiden Ländern zu lauschen.

Schon in Kühberg stehen Hinweisschilder. Da gehts zum Grenzbach. Foto: Christof Heyden

Initiiert von Gewerbetreibenden und Vereinsfreunden beider Kommunen wird seit 2012 zum Treffen an historischen Ort eingeladen. Ungezählte Bierzeltgarnituren wurden heuer aufgestellt, der Zapfhahn leckeren tschechischen Bieres versiegte nie und am Grill herrschte Dauerbetrieb: die Nachfrage nach lukullischen Angeboten war genauso ausgeprägt, wie der Durst nach künstlerischen Beiträgen. So stimmte der Männergesangsverein Zschopautal mit 15 Mitstreitern aus Schlettau und Walthersdorf unter der Leitung von Volker Bach die Gästeschar ein.

Schon bald darauf griff Musikant Franzl aus Trinkseiffen in die Tasten seiner Konzertina. Klar, dass da Klassiker wie „Aus Böhmen kommt die Musik“, zu hören war.

Geschätzte Musikanten, wie Jörg Heinicke und der Ranzen, Max zelebrierten quasi im Ausland ihre zunächst gegenseitig stichelnde musikalische Liebeserklärung an die Stadtteile Annaberg und Buchholz, um schließlich zu resümieren, dass Heimat verbindet. Eine gehörige Portion Heiterkeit verursachte das von ihnen dargebotene Kuttellied, indem der Nahrungsgehalt von Pansen, Lunge, Niere und anderen Inneren so überzeugend besungen wurden, dass man glauben konnte, der Böhmische Gestank rühre von dem Flecke-Gericht her. Video der beiden Akteure: https://youtu.be/S19DuUV3ncA

Weit über 1000 Gäste verfolgten die Darbietungen der Musikanten. Foto: Christof Heyden

Klar, dass die legendären Lieder wie die Draakschenk zu Gehör kamen oder der Hammer von Frohnau besungen wurde, und die aufgeschlossenen Gäste tatkräftig mitklatschten und mitstampften.
Dabei erinnerte Gerhard Scharf als Einheimischer daran, dass den heute eher verwaisten Standort einst blühendes Leben bestimmte. „Bis 1945 lebten in Weipert und seinem Ortsteil Grund insgesamt 12.000 Menschen, einst an der Salzstraße gelegen, gab der Blechhammer hier den Lebensrhythmus vor. Der Großteil musste die Heimat verlassen, der Stadtteil wurde abgerissen“, sagt der 75-jährige, der die Geschehnisse als Knirps erlebte und die Organisatoren für ihr heutiges Engagement würdigte.

Ortschronisten zeigten Fotos und Zeitdokumente, wie Alexander Böhm sein Buch über die erhaltenen Gedenksteine zu Anton Günthers Ehren vorstellte.