Mit der Übergabe eines Fördermittelbescheids in Höhe von 1,5 Millionen Euro hat Kultusministerin Barbara Klepsch das symbolische Signal für den Start gegeben.
Frankenberg. Als ein bitteres Zeitzeugnis der Regionalgeschichte erweist sich der frühere Schauplatz des KZ Sachsenburg im Zschopautal unweit von Frankenberg gelegen. Das betagte Gemäuer einer zurückliegend als Spinnerei genutzten Immobilie gibt auf den ersten Blick nicht jene Geschehnisse preis, die Mitbürger in der Zeit der Nazidiktatur hier erleiden mussten.
An schwärzeste von Unmenschlichkeit geprägte Stunden erinnerte am Donnerstag Sachsens Kulturministerin Barbara Klepsch, die zum Vor-Ort-Termin den Akteuren der Garnisonsstadt um Bürgermeister Oliver Gerstner einen Fördermittelbescheid für eine erste Tranche zur Errichtung einer Gedenkstätte an ereignisreicher Stätte übergab.

1,5 Mio. Euro steuert der Freistaat Sachsen bei, um zunächst bauliche Gegebenheiten und Infrastruktur zu schaffen und in einem zweiten Abschnitt eine Erinnerungsstätte einzurichten. Die Staatsministerin verwies darauf, dass es sich dabei um Mitteln aus dem Vermögen der Parteien und Massenorganisationen der ehemaligen DDR (PMO-Mittel) handelt. Sie stellte dabei einen weiteren Betrag in Höhe von einer Million in Aussicht. Barbara Klepsch dankte den Akteuren der Region, die sich seit über 20 Jahren auf unterschiedlichste Weise für den Erhalt dieses Standortes einsetzen und ihren Beitrag leisten, das Vermächtnis an jene Mitbürger zu bewahren, denen hier enormes Leid widerfahren ist.

Sachsenburg war eines der ersten Lager, zugleich das wichtigste und am längsten betriebene KZ in Sachsen. Es bestand von Mai 1933 bis September 1937 und war ab 1934 das einzige Konzentrationslager in Sachsen. Es diente den Nationalsozialisten zunächst vor allem zur Ausschaltung ihrer wichtigsten politischen Gegner, vor allem Kommunisten, Sozialdemokraten und Gewerkschaftern. Vor seiner Schließung 1937 ließ das Regime hier auch verstärkt Zeugen Jehovas, Juden, Pfarrer beider Konfessionen und »Vorbeugehäftlinge« inhaftieren. Das KZ gilt als Bindeglied zwischen den frühen Konzentrationslagern und dem späteren KZ-System und diente als Experimentierfeld und Ausbildungsstätte der Lager-SS.

Klepsch führte aus, dass sich die Sächsische Staatsregierung ganz ausdrücklich zur vielfältigen Gedenkstättenlandschaft, zu ihrer Pflege und zu ihrem weiteren Aufbau bekennt. „Wir haben heute einen großen Schritt hin zur Errichtung der Gedenkstätte KZ Sachsenburg gemacht. Erfreulich ist, dass aus der Bürgerschaft der Kommune heraus dieses Vorhaben verfolgt wurde. Ein solches lokales Bekenntnis und eine regionale Verankerung der historischen Orte ist zentral, wenn derart Gedenkstätten funktionieren sollen. Das ist keineswegs selbstverständlich, eine Gedenkstätte auf den Weg zu bringen.“

Die Errichtung der Gedenkstätte KZ Sachsenburg wird von Bund und Land gemeinsam finanziert und durch die Stadt Frankenberg umgesetzt. Die sogenannten PMO-Mittel stehen bis Ende 2025 zur Verfügung, bis dahin muss der erste Teilabschnitt abgeschlossen sein. Der umfasst beispielsweise die Errichtung einer Installation auf dem Fundament der ehemaligen Kommandantenvilla und die Gestaltung des Villengeländes. Dazu zählt die Ertüchtigung und infrastrukturelle Anpassung der Außenanlage, einschließlich der Reparatur der Brücke über den Mühlgraben und die Verbesserung der Gehwege und Bau eines neuen Parkplatzes.

Die Bauarbeiten für diesen ersten Abschnitt sollen im November 2024 beginnen und bis Dezember 2025 abgeschlossen sein. Parallel zur Umsetzung dieser ersten Phase wird die Stadt weiter an den Vorbereitungen für die zweite Phase arbeiten, die die Sanierung des Hauptgebäudes der künftigen Gedenkstätte sowie die Entwicklung und den Aufbau der Dauerausstellung umfasst. Ab Mitte 2027 soll die Gedenkstätte für Besucher geöffnet sein. Seit den 1990er-Jahren betätigen sich verschiedene Initiativen vor Ort für die Erinnerung an die KZ-Geschichte von Sachsenburg.
Die 2009 gegründete „Lagerarbeitsgemeinschaft Sachsenburg“ sowie die 2018 aus der „Initiative Klick“ hervorgegangene „Geschichtswerkstatt Sachsenburg“ setzen sich für die Einrichtung einer Gedenkstätte ein. Im Juni 2018 beschloss der Stadtrat Frankenberg die Errichtung einer Gedenkstätte. (hy)