Wer hat erstmals im Erzgebirge den Weihnachtsbaum elektrisch beleuchtet? Das wollte Wolfgang Süß genauso wissen, wie er nachforschte, wie Fensterbretteln in Königswalde unter Strom gesetzt wurden.
Königswalde. Wolfgang Süß war neugierig: Wer beleuchtete erstmals den Weihnachtsbaum im Erzgebirge mit elektrisch Licht? Der Königwalder machte sich ans Stöbern. Und stellte fest: Die Annaberger beanspruchen seit 1926 für sich, den ersten mit elektrischen Licht illuminierten Weihnachtsbaum öffentlich im Obererzgebirge aufgestellt zu haben. „Dieser Fakt findet sich in einer Meldung mit Foto im Annaberger Tageblatt vom 31. Dezember 1926“, schreibt er im heimischen Amtsblatt. „Am 15. Dezember 1926 wurde der Baum vom Bürgerbund Annaberg aufgestellt.“ Laut damaliger Pressemitteilung „bot der strahlende Lichterbaum einen ungemein reizvollen Anblick und die abendlichen musikalischen Darbietungen wurden von der Einwohnerschaft dankbar angenommen.“
Umso erstaunter war der Vorsitzende des örtlichen Schnitzvereins, dass er beim Stöbern in den Archiven und in Gesprächen mit Chronisten erfuhr, dass offenbar vielmehr Mauersberg für sich beanspruchen kann, erstmals einen elektrisch beleuchteten Weihnachtsbaum in hiesiger Region aufgestellt zu haben. „Als 1924 in Mauersberg der Schnitz- und Krippenverein gegründet wurde, stellten die Vereinsmitglieder einen öffentlichen Christbaum mit elektrischer Beleuchtung vor Löschners Gasthaus, dem heutigen Museum, auf“, sagt Wolfgang Süß. Diesen Vermerk im dem erhaltenen Protokollbuch des Vereines bestätigt der Mauersberger Chronist Karl-Heinz Melzer.
Eine alte Ansichtskarte von Schneeberg weckte ebenso das Interesse des Königswalders. „Die zeigt den festlich erleuchteten Marktplatz. In allen Fenstern ist deutlich elektrische Fensterbeleuchtung zu erkennen. Einfache Lichterreihen auf geraden Leisten.“ Dieser Fotobeleg bestärkt Wolfgang Süß, dass die „Weihnachtsschau 1938/39“ mit der Festbeleuchtung als erstmaliges Ereignis gelten dürfte, einen ganzen Marktbereich zu illuminieren. Laut seiner Recherchen habe das Schneeberger Lichtl-Fest darin seinen Ursprung.
Als Autor für das Amtsblatt hat er auch gesucht, wie in seiner Heimatgemeinde das Licht in die guten Stuben kam. „Denn kostbar war damals eine einfache Kerze.“ Er gibt zu bedenken, dass vielleicht auch Johanne Amalie von Elterlein in ihrem Heilig-Obnd-Lied darauf anspielt: „Iech hob mr ah e Lichtl kaaft für 22 Pfeng!“ Der Chronist hat nachgerechnet: 1 Taler war damals der Wochenlohn, das sind 300 Pfennige, umgerechnet waren das 3 Stundenlöhne für eine einzige Kerze.
1904 kam Licht nach Königswalde: der Ort erhielt 19 Petroleumlaternen als Straßenbeleuchtung. „Und am 31.12.1909 brannten dann die ersten elektrische Lampen im Ort, ab dem 29.10.1911 die ersten elektrischen Straßenlampen.“ Vor 1945 gab es keine elektrische Fensterbeleuchtung im Ort. Erst in den 50iger Jahren kam das auf.
In Königswalde waren damals nur einfache gerade Beleuchtungen üblich. Die Leisten klemmte man zwischen die Doppelfenster mit etwas Pappe oder einem kleinen Keil in der Fensterlaibung fest, meist wurde eine Christbaumbeleuchtung „geteilt“ und die Fassungen mit ihrer Halterung einfach an die Leisten geklemmt. „Der Platz zwischen den Doppelfenstern wurde gern mit Moos oder Watte abgedichtet und dann mit selbst gebastelten Häusern, Fichten, Massefiguren und Tieren ausgeschmückt. Auf die Leisten kam dann meist noch Watte oder diese Glitzerwatte, die es später als fertig zugeschnittene Streifen in Schachteln zu kaufen gab.“