Esse raucht per Räucherkerzchen

1940

In Hohenfichte legten Dampfer und Erlebnisboote der Marke Eigenbau an der berühmten Holzbrücke ab und begeisterten ungezählte Schaulustige.

Hohenfichte. Im Rahmen der 20. Auflage des Schützen- und Brückenfestes folgten neun Besatzungen mit ihren schwimmenden Vehikeln einer Wettfahrt, die neben dem sportlichen Aspekt auch zur kreativen Ingenieurleistung herausrief. Und da waren die vielen Landratten entlang des Flussabschnittes genauso verblüfft wie begeistert: Jeder der Freizeitkapitäne wusste pfiffige und vor allem schwimmfähige Exponate an den Start zu bringen. Der Blickfang des Nachmittags war der Raddampfer von Eigner Martin Pöschmann. Nichts was an Bord fehlte, selbst Musik ertönte an Deck.

Mit seinem Dampfer Hohenfichtener Spitzen sicherte sich Martin Pöschann die Konstruktionswertung. Foto: Christof Heyden

Im Maschinenraum sitzend übertrug der Konstrukteur seine Muskelkraft per Pedalsystem an ein präpariertes, am Heck befindliches Rad. Der Knüller: Die zwei weißen Rauch ausstoßenden Schornsteine. Deren Duftaroma namens TuttiFrutti wurde mit der Nebelmaschine produziert. Für die Juroren des Wettbewerbs um Helmut Heinze stand fest: Feuerwehrmann Martin Pöschmann gewinnt die Konstrukteurswertung.

Mit Nebelrauch wusste auch Heizer Jens Kluge zu begeistern. Sein Ausflugsschiff namens Große Lössnitz dampfte stilvoll aus der Esse und das Dank einer Räucherkerzchenkonstruktion.

Clever: Jens Kluge nutzt Räucherkerzchen für Dampfwolken. Foto: Christof Heyden

Vorbildlich: Zur Ausrüstung gehörte gerade angesichts der Trockenheit ein Feuerlöscher. Indes, die Aufbauten, die er auf den vor zwei Jahren erfolgreichen Plastik-Schwimmkörper seines Weißen Hai gesetzt hatte, hielten dem Renndruck diesmal nicht stand. Die gingen genauso über Bord, wie der 46-Jährige mit Tochter Johanna nach Zieleinlauf selbst.

Den Sprung ins Nass wagte vor Freude ebenso die Crew des an ein Floss erinnernden Schwimmteils „Kirche im Dorf“. Aufgeweckte Passanten dürften anhand der Flagge erkannt haben, unter welcher Fahne die Besatzung um Thomas Bruder paddelte: Die drei Kirchturmspitzen von Augustusburg, Erdmannsdorf und Hohenfichte zierten den Stoff.

Prisca Voigt ging mit Galeere an den Start. Foto: Christof Heyden

Zu den gestandenen Fahrensleuten gehört Prisca Voigt. Die Pockau-Lengefelderin kreuzt seit elf Jahren in heimischen Gewässern und war zum dritten Mal im Flöhatal mit ihrer Griechischen Galeere dabei. Von Opa Dietmar Voigt als Werftarbeiter betreut, strampelte die 15-Jährige mit Paris und Hector als Models symbolisch an Bord schweißüberströmt wie ihre Konkurrenten den Fluss hinauf.

Die mit Spannung erwartete Wettfahrt indes sicherten sich die Leichtbaumatrosen. Da wurde erneut bewiesen, dass imposante Techniklösungen zulasten des sportlichen Erfolges gehen. Je weniger Ballast, desto schneller. Das bewiesen die Mannen der Bierflasche. Dirk Fischer, Fabian Zenker und Marcel Steinhauer, in einem Gefäß aus geformten Blechfässern sitzend, setzten zu einem (Sieges-)Zug an und bewältigten als Erste die 400-Meter-Distanz, ohne allerdings die bestehende Bestzeit von 3:50 Minuten der Vorjahre zu unterbieten.

Nun fiebern Schifffahrer und Publikum der zehnten Wettfahrt entgegen. 2020 könnten die Dampfer wieder planmäßig ablegen.