Für die Hauptorgel der Augustusburger Stadtkirche endet eine 130-jährige Musikgeschichte, die dennoch mit diesem Klangkörper einzigartig fortgeschrieben werden soll.
Augustusburg. Eine breite Gefühlsmischung schwang zum jüngsten Konzertwochenende des Augustusburger Musiksommers in der Stadtkirche St. Petri mit. Im Rahmen der vom Publikum geschätzten Kurzprogramme rückten die Gastgeber um Kantor Pascal Kaufmann das musikalische Flaggschiff des etablierten Gottes- und Kulturhauses in den Blickpunkt: die Jehmlich-Orgel. Am Sonnabend hieß es von der in die Jahrzehnte gekommenen Königin der Instrumente Abschied zu nehmen und zugleich den Auftakt für ein neues Kunstprojekt zu vollziehen.

Der junge Konzertmeister lud zu einer von ihm gleichermaßen charmant und entschlossen moderierten musikalische Zeitreise ein, deren Ankerpunkt er in die Phase der Planung und des Baus der 130-Jahre alten Jehmlich-Orgel setzte. Gelegenheit für den Kantor, mit launigen Worten an prägnante Ereignisse der Spielzeit zu erinnern und zugleich Einblicke in das Handwerk des Orgelspiels zu geben.

Und noch während der Ideengeber des Musiksommererlebnisses die letzten Melodiephrasen des Finalstückes intonierte, machten sich Akteure daran, die ersten der 2.400 Pfeifen des Instruments auszubauen. Ein symbolisches vom Publikum staunend und ergriffen verfolgtes Geschehen, bei dem sechs Labial-Pfeifen aus dem Prospekt gehoben wurden.

Dem ließen Pascal Kaufmann, Tobias Schultz und Sandro Vogel unter herzlichem Beifall noch eine Geste folgen: den Spieltisch schließend, beklebten sie das Verdeck mit Bauarbeiter-Absperrband. Der optische Schlussakkord war endgültig gesetzt.
Bereits zum ersten Tageskonzert hatten die Gastgeber erste Ausbau-Handgriffe am Instrument ausgeführt. Diese Teile werden den Orgelbauern der renommierten Forma Schuke in Potsdam als Vorbild für die Neuanfertigung von Pfeifen dienen, mit denen die jetzt zu demontierende Hauptorgel aufgearbeitet und um Tongruppen erweitert werden wird.

„Mit dem Aufbau der 360-Grad-Klangwelt vergrößern wir den Spielraum des Instruments. Bislang war so manches Stück der Orgelliteratur nicht oder nur durch Improvisationen zur Aufführung zu bringen“, so Pascal Kaufmann.
Die jetzt außer Betrieb gesetzte Orgel wird aufgearbeitet ein wesentlicher Bestandteil im Komplex von sechs Klangkörpern werden, der ein Musikerlebnis für alle Sinne bieten will. Im Herbst 2026 soll die Königin in der 360° Klangwelt wieder erklingen.

Die Millioneninvestition sucht weiter fördernde Akteure, die sich je nach Spendenaufkommen, so für immer einen Platz im Konzerttempel sichern können. (hy)





