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Freitag, 25. April 2025

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Gahlenzer zeigen selten werdende Gewerke

Das Dorfmuseum hat am Wochenende erneut zu einer Zeitreise eingeladen. Besucher tauchten in die Welt der Landwirtschaft vor über 100 Jahren ein.

Gahlenzer. Mitglieder des Heimatvereins, Landwirte und Vertreter verschiedener Gewerke stellten zum sonntäglichen Aktionstag die von den Bauern einst zu dieser Jahreszeit auszuführenden Arbeiten vor. Rund ein Dutzend Winterarbeiten führten die Akteure in Scheunen, Werkräume und Außenanlagen vor. Sie gewährten Einblicke in Küche und gute Stube zu anno dunnemals.

Olaf Eichhorn verband mit dem Besuch Erinnerungen an seinen Großvater. Mit großem Interesse verfolgte er die Handarbeiten von Christina Halm-Gerstenberg, die als Korbmacherin auf Reisen geht und sich auch das Besenbinden von erfahrenen Zeitzeugen angeeignet hat. „Als Knirps habe ich dem Opa zugeschaut, auch er hat diese robusten Reisigbesen hergestellt. Die erfüllten prima ihren Zweck.“ Mit der Heidenauerin fachsimpelte er zu Materialeinsatz und Qualitätsmerkmalen. Die Elbestädterin zeigte ebenso, welch Fertigkeiten es für nützliche Behältnisse wie Scheffel-, Stein- und Heukorb bedarf.

Fachsimpeln mit der Korbmacherin Christina Halm-Gerstenberg zur herstellung von Reißigbesen: Olaf Eichhorn und Katja Welz. Foto: Christof Heyden


Zu den letzten Vertretern seiner Zunft gehört Joachim Friedrich. Der Frankenberger stellte im Dorfmusuem erneut sein Können als gelernter Stellmacher vor, legte sein Gesellenstück 1957 vor. „Schon damals gehörte ich zum letzten Jahrgang an der Berufsschule. Wir haben zahlreiche Werkzeuge und Hilfsmittel für die Bauern gebaut, das gab Arbeit fürs ganze Jahr“, so der agile 85-Jährige. Ob Wagenräder, ja ganze Pferdewagen, auch Schubkarren und selbst Schlitten entstanden unter dessen geschickten Händen.

„Auch Ski haben wir aus Escheholz gefertigt“, so der Fachmann. Später im Fahrzeugbau tätig und Inneneinrichtungen aus Holt geschaffen, wurde dessen Handwerk in Automobilen immer weniger benötigt. „Also arbeitete ich noch viele Jahre an Schulen als Lehrer für Werken.“ Heute führt er vor allem Restaurationsarbeiten aus.

Mit einem PS wird ein Mahlwerk angetrieben, mit dem Stroh gedroschen wird. Foto: Christof Heyden

Geschickte Finger waren bei jungen Besuchern in der Bastelstube gefragt. Gemeinsam mit Anke Kunze fertigten die Kinder Osternester aus Naturmaterial an. Dafür wurden Birkenzweige gebunden, dahinein Moos gestopft und obendrein mit Federn dekoriert. Diese lieferten die Frauen des Heimatvereins, die zugleich die Kunst des Federspleißen zeigten. In bewährter Manier sorgte das Gastgeberteam auch für frischen Kuchen und Grillware. (hy)

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Autor

Christof Heyden
Christof Heydenhttps://www.erzgebirge.tv
in Chemnitz lebend, geb. 1961 in Pirna, Diplom-Kulturwissenschaftler Humboldt-Uni Berlin, seit 1993 Freier Journalist und Pressefotograf. Mailadresse: christof.heyden(at)erzgebirge.tv

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