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Forstfahrzeug kollidiert mit Schmalspurbahn

Die Handlungskette eines nichtalltäglichen Unfallszenarios ist im Preßnitztal geprobt worden. Rettungskräfte übten die Hilfeleistungen nach einem simulierten Zusammenstoß von Eisenbahn und Forstfahrzeug. 

Schmalzgrube. Alarmsignale erfüllten am Dienstag zur Abendbrotzeit das Preßnitztal. Wenige Augenblicke nach 18 Uhr ging der Notruf des Zugführers der Schmalspurbahn Björn Schmidt in der Leitstelleein: „Zusammenstoß eines Forstfahrzeugs mit der Traditionsbahn in Höhe Bahnkilometer 20,15. Mehrere Verletzte Personen, schwerer Sachschaden.“ Das Szenario der Hilfeleistung nahm ab 18.24 Uhr Fahrt auf. Die Feuerwehren der Stadt Jöhstadt wurden gerufen. Knappe acht Minuten später flackerte zuerst das Blaulicht der Schmalzgrubener Wehr durch das Waldstück am Schwarzwasser, Augenblicke darauf tasteten sich die Einsatzkräfte aus Steinbach, Grumbach und Jöhstadt in das unwegsame Gelände heran.

Im Preßnitztal ist eine Unfallübung über die Gleise gegangen.7 Passagiere galt es aus dem Waggon zu bergen, dazu den Lokfüjhrer sowie den Kraftfahrer, eine Person war in Schockzustand in den wald gerannt. Personensuche. Foto: Christof Heyden


„Diese erste Aufgabe wurde gemeistert: den Unfallort zu finden und einen Zuweg zum Schauplatz zu schaffen. Denn es gab nur die Kilometerbezeichnung, wir hatten daher entsprechendes Kartenmaterial ausgegeben“, konstatierte Stadtwehrleiter Uwe Bräuer, der sich als Mitorganisator der komplexen Übung im Unterholz positioniert hatte. „In vorangegangenen Übungsabenden hatten wir zunächst theoretisches und praktischen Wissen zur Thematik Eisenbahnbetrieb vermittelt, uns auch bei einem Besuch in der Lokwerkstatt der Press-Museumsbahn mit deren Technik vertraut gemacht“, so der Jöhstädter, der das gut gehütete Finale dieses Ausbildungszyklus mit nur einer Handvoll Mitwisser vorbereitet hatte.

Im Preßnitztal ist an der Strecke der Schmalspurbahn eine Unfallübung über die Gleise gegangen. Ein Forstfahrzeug war an einem Überweg mit dem Bähnle zusammengestoßen. Vier Ortswehren der Stadt Jöhstadt zeigten Ausbildingsstand. Foto: Christof Heyden


Die sogenannte Chaosphase, der Moment des Orientierens, überwunden und die Lage sondiert, lief die Hilfeleistung unter der Regie vom stellvertretenden Stadtwehrleiter Peter Tippmann zügig ab. Die Ausbilder verfolgten, ob die beteiligten Unfallfahrzeuge gesichert und das Auslaufen von Betriebsmitteln unterbunden wurden. Binnen Augenblicken wurde der Forstarbeiter mit Schleudertrauma und Verdacht einer Rückenverletzung sorgsam aus dem Kleintransporter geborgen. Lokführer Gerald Seifert konnte mit Armverletzung und Unterstützung von drei Feuerwehrleuten aus der Lok manövriert werden.

Im Preßnitztal ist eine Unfallübung über die Gleise gegangen.7 Passagiere galt es aus dem Waggon zu bergen, dazu den Lokfüjhrer sowie den Kraftfahrer, eine Person war in Schockzustand in den wald gerannt. Personensuche. Foto: Christof Heyden

Schwierig erwies sich das Bergen von sieben Personen aus dem Zug. Nicht nur, dass der Zug in bewaldeter Kurvenposition zum Stehen gekommen und ein Absatz zwischen unwegsamen Schotter und Wagenplattform zu überbrücken war. Die Abteiltür ließ sich zunächst nicht öffnen. Im Realfall wären Scheiben eingeschlagen worden.
Geballte Manneskraft war für das Heraushieven der Fahrgäste erforderlich: Millimeterarbeit galt es mit den Rettungstragen zu leisten, liegend wurden die Verletzten über die Puffer bugsiert. Der hereinbrechende Abend machte den Aufbau von Scheinwerfern erforderlich. Zudem mussten Suchtrupps ausgeschickt werden: ein Passagier war unter Schock ins Gelände geirrt, mit der Erfahrung als früherer Kreisbrandmeister hatte Helmut Siegel die Aufgabe als Statist übernommen.

Im Preßnitztal ist eine Unfallübung über die Gleise gegangen. 7 Passagiere galt es aus dem Waggon zu bergen, dazu den Lokfüjhrer sowie den Kraftfahrer, eine Person war in Schockzustand in den Wald gerannt. Personensuche. Foto: Christof Heyden


Auch Stephan Schreier, als Eisenbahnbetriebsleiter der Press ein Initiator der Aktion, verfolgte das Vorangehen. „Wir wollen hoffen, dass es nie zu einem derartigen Geschehen kommt. Bekanntlich wurden aber in Sachsen zurückliegend die Döllnitztal- und Weißeritzbahn in Unfälle verwickelt. Dafür gilt es sich zu wappnen. Dazu zählt, dass die Beteiligten wissen, wie die Notfallmeldekette abläuft. Da geht es nicht nur um die Erlangung der Routine in Bergeaktionen. So wird gecheckt: wer meldet wem was? Und wie arbeiten die verschiedenen Akteure von Ortsfeuerwehren und Eisenbahngesellschaft samt weiterer Akteure effizient zusammen? Wie meistern die Helfer das unwegsame Gelände?“ Selbst scheinbar selbstverständliche Aufgaben werden in derart Stresssituationen zu einer Herausforderung. Bedenken die Helfer, zunächst den Zug abzusichern, bevor er betreten wird?“

Binnen zwei Stunden hatten die 39 beteiligten Feuerwehrleute die Übung absolviert. Auch für die Azubis der Press war Feierabend angesagt, denn die waren zunächst zu einem vermeintlichen außerplanmäßigen Infrastruktureinsatz gerufen worden, der sie dann in der Rolle von Statisten sah. (hy)  

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Autor

Christof Heyden
Christof Heydenhttps://www.erzgebirge.tv
in Chemnitz lebend, geb. 1961 in Pirna, Diplom-Kulturwissenschaftler Humboldt-Uni Berlin, seit 1993 Freier Journalist und Pressefotograf. Mailadresse: christof.heyden(at)erzgebirge.tv

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