Im Preßnitztal ist das 22. Wildbachfest gefeiert worden. Höhepunkt des Spektakels für Zwei und Vierbeiner: die Neuauflage des Ziegentreffens im Erzgebirge.
Steinbach. Ziegen sind nicht abergläubisch und kennen keine Glücksregeln, dennoch brachte die Nummer 13 der Kandidatin Fränzi am Wochenende den Sieg: im Schönheitswettbewerb der Vierbeiner des Erzgebirges. Das gehörnte Prachtexemplar der Familie Jens Kadner aus Dorfchemnitz bei Zwönitz setzte sich zur 22. Auflage des reizvollen Vergleichs gegen 22 Mitbewerberinnen durch. „Nach mehreren Teilnahmen mit zweiten und dritten Plätzen hat es unser Schützling von der in der Region selten vertreten Rasse Schweizer Vaulziege aufs Siegertreppchen geschafft“, freute sich der Besitzer. Der bescheinigte seiner zweijährigen Meckerliese keine Starallüren, sie wurde am Abend bereits wieder in ihre kleine Herde am Wohnort eingereiht.
Wie alle Jahre wieder hieß es besondere Qualitäten zu zeigen, als allein mit Fell und gehörnten Kopfschmuck zu punkten. Wo sonst als im Preßnitztal reisen die vier- und zweibeinigen Teilnehmer mit der Eisenbahn an. Dieser erste Programmpunkt des Wettbewerbs ging heuer mit einer Neuerung über das Gleis der Schmalspurbahn: statt des angestammten offenen Güterwagens erklommen die Akteure einen gedeckten mit Schiebetüren präparierten Güterwaggon.
Mimi und Karli erstürmten zuerst den Wagen, angeführt von Marco Uhlig, der zum Team der heimischen Gastgeber gehört. Die Grasfresser meisterten allesamt den Einstieg ohne größeres Gemurre und so konnte das Abfahrtssignal zum Modeltreffen pünktlich 13 Uhr in Steinbach angepfiffen werden.
Keine fünf Minuten später schwoll das Pfeifen und Jubeln merklich an: die Extrafuhre erreichte die Raststätte Wildbach- den Schauplatz des tierischen Vergleichs. Hunderte Schaulustige säumten hier längst die Ziegengasse mit ihrer Schauweide. Während die Dampflok weiter gen Loreleyfelsen schnaufte, tänzelten und zerrten die Hauptdarstellerinnen (die Böcke wurden von der Jury kurzentschlossen einbezogen) aufs Festgelände.
Insgesamt begrüßten die Gastgeber vom Ziegenverein um Patrick Westenburger und Wildbach-Wirt Dave Weber Ziegenfans aus allen Himmelsrichtungen, darunter dem Freiberger Revier, aus Richtung Vogtland und selbst dem benachbarten Tschechien.
Zu weitangereisten Zuschauern gehörte auch Fabian Milde, der aus dem im Ilmtal gelegenen Kranichfeld dabei war und sich begeistert zeigte. Die Wettbewerbsteilnehmer repräsentierten diesmal neun Gemeinden des Erzgebirgskreises und Mittelsachsens. Nach Grünberg, dem Ortsteil von Augustusburg im Zschopautal, entführten Dietmar Döring und Enkel Theo die Plätze zwei und drei. Deren Ziegen Rosi und Kaspar heimsten erfolgreich Publikumsstimmen ein.
Zu gestandenen Teilnehmern der das Tierwohl beachtenden Begegnung von Mensch und Vieh zählt Heiko Köhler. Der Steinbacher zeigte mit Tochter Alea den fünfjährigen Paul, mit Nummer 21 ging die Edelzeige in die Konkurrenz. „Bescheiden im Anspruch, mit kargen Bedingungen zurechtkommend gehört der 50-Kilo-Bursche zur Familie, die sich nicht erst zum heutigen Fest intensiv mit ihm beschäftigt“, so das Vereinsmitglied. Im Teilnehmerfeld auch Rosali: sie war bis zu diesem Wochenende die schönste des Erzgebirges, hatte sich im Vorjahr den Titel mit knapp 80 Kilogramm der Rasse Weiße Deutsche Edelziege gesichert.
„Wir sind nicht auf Titelverteidigung aus“, kommentierte gutgelaunt Besitzerin Jacki Uhlig das Geschehen. „Wir sind hier nicht bei einer Leistungsdruckkonkurrenz, wollen vielmehr das gedeihliche Miteinander zeigen“, so die Auerin, die berichtet, dass ihr der Siegertitel durchaus sehr viel Aufmerksamkeit erbracht habe und deren Milch sehr gefragt ist.
Den zum Programm gehörenden Wettlauf entschied diesmal Lotta von Besitzer Renato Wagner, gefolgt von Michi und seinem Halter Kurt Rauschenbach aus Nobitz sowie Bock Norbert von Hugo und Otto Mauersberger aus Arnsfeld.
Mit einer neuerlichen Showeinlage wussten auch die Ziegenhirten ihr Publikum zu unterhalten. Sie gestalteten unter dem Titel Hütt-Parade eine musikalische Zeitreise, ließen Ireen Sheer, Tom Astor und selbst die Abbas aufspielen. Ein gelungenes von nachbarschaftlichem Miteinander getragenes familiäres Wildbachfest, so die Meinung des Publikums, welches sich allenfalls stürmischer Wespen erwehren musste. (hy)