In diesen Sommertagen gehört das fachliche Können von Michael und Antje Löbel einem Bewohner der Tundra-Region: in ihrem Sächsischen Adler- und Jagdfalkenhof in Augustusburg wächst eine Schneeeule heran.
Augustusburg. Was für ein Vogel! Knapp sechs Wochen alt und reichlich ein Kilo schwer zeigt sich die ihr Junggefieder ablegende Schneeeule quietschlebendig. Noch etwas wackelig auf den Beinen (Ständern), erobert sie hüpfend und Schwingen schlagend, ihre Umgebung. Aufmerksam das Revier beobachtend, schult sie mit kleinen Ästen und Blättern spielend, ihren Jagdtrieb. Im Erzgebirge geschlüpft, haben Antje und Michael Löbel vom Adler- und Falkenhof in Augustusburg den in der Polarregion beheimateten Vertreter unter ihre Fittiche genommen.
„Schnee-Eulen gehören zu den Uhus, die äußeren Unterschiede, wie die weiße Gefiederfarbe und die dicht befiederten Füße und Zehen, sind Zeichen der herausragenden Anpassung an den arktischen Lebensraum“, so die Falkenerin. Die Schnee-Eule lebt nördlich bzw. oberhalb der Waldgrenze in übersichtlichem Gelände, etwa in Moor- und Heidegebieten.
„Schnee-Eulen jagen anders als die meisten auch tagsüber, meist von bodennahen Ansitzwarten wie Felsbrocken und Baumstämmen aus. Mit ihrem geradlinigen Flug mit Schwingen von bis zu 1,5 Metern Breite überwinden sie in geringer Höhe kurze Distanzen. Verfehlen sie ihre Beute, laufen sie ihr nach und springen dabei flatternd auf. Lemminge, aber auch Enten und Schneehühner sind ihre Nahrung. Bei uns schätzt sie Rattenfleisch zu verspeisen“, so die Augustusburgerin, die darauf verweist, dass die Schnee-Eule auf der Roten Liste gefährdeter Arten steht und weltweit der Lebensraum durch den Klimawandel und die Verfügbarkeit von Beute in Gefahr ist.
„Wir wollen die noch namenlose Schneeeule perspektivisch ausbilden und in unsere Schauvorführungen einbeziehen. Zunächst gingen wir davon aus, einen Terzel aufzuziehen, aber wie unser Exemplar derzeit zulegt, könnte es auch ein Weibchen sein. Es gilt abzuwarten, welche Geschlechtsunterschiede sich hinsichtlich Größe, Färbung und Verhalten noch herausbilden, dann werden wir auch einen Namen finden, aber bestimmt nicht Hedwig, wie im Kinoklassiker Harry Potter“, so lachend Antje Löbel.
Seit 1. Mai diesen Jahres laden die Löbels wieder zu Flugvorführungen in Augustusburg ein. War das Jagdschloss ehedem der Sitz des Adler- und Falkenhofes, haben die Greife jetzt Am Galgenberg ihren Horst. Ein an der Maximilian-Kolbe-Straße, gegenüber dem Parkplatz des Erlebniszentrums Rosts Wiesen, gelegenes Grundstück haben die Löbels für das Sommerquartier präpariert.
„Vom 1. Mai bis Oktoberladen wir witterungsabhängig von Donnerstag bis Sonntag jeweils 15 Uhr, zu Freiflugvorführungen mit Adler, Falke, Uhu, Bussard und Geier ein, die Dauer beläuft sich auf 45 Minuten, Sitzplätze sind vorhanden“, so Michael Löbel. „Zugleich können Gäste etwa 20 Greifvögel in der Anlage aus nächster Nähe anschauen.“ Montag bis Mittwoch ist der Erlebnishof geschlossen, ausgenommen an Feiertagen.