Im Flöhatal rüsten Tells Erben sich und ihre Armbrüste: Hohenfichte wird vom 26. bis 28. Juli 2024 das 22. Schützen- und Brückenfest erleben. Zugleich steigt die 11. Gaudi-Brückenregatta.
Hohenfichte. Mit dem aller zwei Jahre veranstalteten Spektakel werden erneut Hunderte Unternehmungslustige aus allen Himmelsrichtungen in der Kommune der legendären Holzbrücke erwartet. Dabei setzen die Gastgeber vom Schützenverein auf bewährte Programmpunkte, wie heuer drei Neuerungen geplant sind. „Erstmals wird das große Festzelt von einem Döbelner Unternehmen betrieben und zudem wird das Königsschießen samt Adlervogelbau erstmals von einem Glashütter betreut“, so Vorsitzender Arndt Kutzke.
Der freut sich genauso, dass mit dem Twister eine Rummel-Belustigung zurückkehrt, die viele Jahre nicht auf dem Festplatz Halt gemacht hatte. Motorisierte Besucher sollten sich indes darauf einstellen, dass derzeit die zum Festgelände führende Hauptstraße im Ort gebaut wird und Umleitungsverkehr eingerichtet ist.
„Der für alle Generationen bestimmte Programmmix umfasst den Seniorennachmittag zum Auftakt, gefolgt vom Lampion- und Fackelumzug. Abends spielt die Disko Klimperkiste unterstützt von der Jump Crew aus Borstendorf auf“, so Arndt Kutzke. Im Zuge des samstäglichen Familienfestes wird der Vergleich um den besten neuen Kinder- und Jugendschützen-König veranstaltet.

Ein sehenswertes Ereignis wird die 11. Regatta der Freizeitkapitäne werden, die ab 14 Uhr am Sonnabend auf der Flöha ablegen und bei bislang unbekanntem Wasserstand versuchen wollen, das Ziel flussaufwärts an der Holzbrücke zu erreichen. Am Abend bestreitet die Coco-Band als Altmittweida den Tanzabend. Und dem folgt am Sonntag der obligatorische Frühschoppen mit dem Brass- und Swing-Orchester Ottendorf, bevor der Höhepunkt des Adlerschießens auf der Wettkampfwiese an der Holzbrücke steigt.
Mit dem Schützenfrühstück wird zunächst das Finale der Amtszeit von Kai Sackwitz, dem Schützenkönig 2022 eingeleitet. Der ist in die Ortsgeschichte als jener Sieger mit der kürzesten Mitgliedschaft in der Schützengesellschaft eingegangen. Der 43-Jährige wusste damals beim unterhaltsamen Preisschießen auf Ringe am Vorabend eine herausragende Trefferbilanz hinzulegen und wurde prompt vom Vorsitzenden Arndt Kutzke eingeladen, mit zum Königsschießen anzutreten. Die nahm der Polier eines Bauunternehmens an und keine 24 Stunden später schoss und siegte er als 20. Schützenkönig in der Vereinsgeschichte. Damit löste der Hohefichtener, der zugleich Vorsitzender des renommierten Faschingsclubs ist, den bis im Amt befindlichen Altregenten Dietmar Kluge ab, dessen Amtszeit vordem coronabedingt verlängert wurde war. Kai Sackwitz brachte in hochspannendem Finale das Adlerherz entscheidend zu Boden und verwies zehn Mitbewerber, darunter sechs Frauen, auf die Plätze.
Ortskundige wissen, dass 1980 erstmals zu diesem Spektakel eingeladen wurde. „Im Zuge des damaligen Dorfjubiläums in Hohenfichte hatte eine Handvoll Einheimischer die Idee, auch weiterhin etwas für das gesellige Leben im Ort zu unternehmen. Das Projekt Brücken- und Schützenfest war im Rahmen der Dorfclubarbeit geboren worden“, erinnert sich Arndt Kutzke. Stetig gewann das Fest an Renommee und weckte die Begeisterung bei Teilnehmern und Gästen über Ortsgrenzen hinaus.

„Indes schien mit der Wende dem Ereignis die Luft auszugehen, gerade in jenen Sommertagen 1990 machten sich die Einheimischen auf den Weg, neues zu entdecken. Angesichts der vielen Veränderungen samt der Währungsunion hatten wir Bedenken, dass das Vorhaben Erfolg zeitig. Es wurde ein voller Erfolg, wobei sich Helmut Heinze als am zielsichersten zeigte.“
Kenner des Geschehens wissen, dass weit über das zwei Jahrzehnte über den Veranstaltungen ein besonderes Omen lag. Denn seitdem das Armbrustschießen seit 1980 organisiert worden ist, gewann in gleichbleibender Abfolge ein Bärtiger mit K-im Namens die Königswürde. Ihn löste nach zwei Jahren ein sogenannter Glattrasierter ab, weil ohne Haarwuchs im Gesicht und ihm fehlte im Namen der elfte Buchstabe des Alphabets. Selbst als 1994 mit Petra Schönfelder die erste Frau den Thron bestieg, hielt die Serie. Mit dem 2004 ermittelten Schützenkönig André Bluttner kam jedoch die Zuverlässigkeit des voraussagenden Orakels schließlich ins Wanken. Die jüngsten des reichlich 50 Mitglieder zählenden Vereins kennen diesen Mythos indes nur noch vom Erzählen. (hy)