Vejprty/Weipert. Die Gedenkstätte Günter-Ruh in Vejprty vereint Erzgebirger beiderseits des Grenzbaches. Jetzt wird die 10. Auflage des Mundarttreffens vorbereitet. Musikanten aus Sachsen und Böhmen laden am 29. Juni 2024 zum Liedersingens auf tschechischer Seite ein. Einen Tag lang werden sich Künstler die Bühne im Grünen teilen und das vom beliebten Volkssänger geschaffene Liedgut darbieten, wobei weitere Beiträge von um den heimatlichen Zungenschlag bemühten Autoren und Musikanten Gehör finden werden.
Wenn Steine erzählen könnten, dann wüssten jene in diesem Waldstück ein schicksalsreiches Kapitel Zeitgeschichte zu berichten. Vor 84 Jahren wurde die dem Sänger des Erzgebirges gewidmete Verweilstätte geweiht. „Am 3. Juli 1938 waren Einheimische beiderseits der Grenze auf den Beinen, um dabei zu sein“, erzählt Uwe Schulze. Der Bärensteiner ist Chronist und hat sich in mit diesem Thema beschäftigt.
„Wir wissen, dass nach der Festrede die aus Kupfer in der Weiperter Werkstatt von Ernst Lorenz geschaffen Erinnerungstafel eingeweiht worden war.“ Zudem habe auch der Gesangsverein des Ortes eine weitere Tafel mit dem Spruch „Wer sei Haamit liebt“ anbringen lassen. Mit dem Singen des Feierohmd-Liedes sei die Weihe beschlossen worden.
Günthers Ruh hatten Initiatoren um den Fabrikbesitzer Karl Walther Schmidl als Stätte des Innehaltens und Verweilens an den 1937 den Freitod wählenden Künstlers begründet. Der Geschäftsmann war mit dem Liedermacher bekannt.
Nahezu ein Jahr habe der Aufbau gedauert. „An einem von wildem Gestrüpp und zerklüftetem Fels geprägten Standort wurde eine terrassenförmige Anlage errichtet. Mehr als 2000 Kubikmeter Gestein wurden dafür bewegt. Dabei wollten die Erbauer den natürlichen Charakter erhalten“, so Uwe Schulze. Regelmäßig versammelten sich die Menschen, Gesangsvereine luden ein.
„Doch der 2. Weltkrieg stand vor der Tür, bald hatte die Wehrmacht Tschechien besetzt“, denkt Schulze zurück und erinnert daran, dass die Konflikte bis ins Heute reichende tiefe Wunden geschlagen haben. Auch dieser Gedenkort geriet in Vergessenheit. Mit der politischen Wende unternahmen Einheimische eine erste Suche, wie es um den Standort bestellt ist. „Klar, dass man beiderseits der Grenze andere Prioritäten setzte, als ein Denkmal für Anton Günther wieder zu herzurichten, zumal er für die tschechische Bevölkerung kaum bekannt war“, so Uwe Schulze.
1999 sei er fündig geworden und habe Inschriften gefunden, die dem Denkmal zuzuordnen waren. „Im Ergebnis dieser Bemühungen wurde beispielsweise der Verein Denkmalpflege Weipert gegründet.“ Der aus Baden-Württemberg stammende Michael Holzapfel habe als damals in Kühberg zugereister Gastwirt die Idee geboren, an der Günther-Ruh wieder Leben einziehen zu lassen, der habe den Impuls zu im Oktober 2012 vollzogenen Vereinsgründung gegeben.
Groß die Genugtuung bei den Organisatoren, als 75 Jahre nach der Weihe am 3. Juli 2013 das wieder hergerichtete Denkmal eine neuerliche Einweihung erlebte. Besonderer Höhepunkt: Mit Anna Pöschl war eine hoch betagte Zeitzeugin dabei auf, die bereits 1938 als Mädchen mit ihrer Mandoline zur Einweihung aufgespielt hatte. Günters Ruh ist wieder ein Schauplatz der Verständigung und des Miteinanders der Erzgebirger.