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Seilschaft heizt in Dampfgarage ein

Harmonisches Pfeifen, taktvolles Stampfen und wabernder Nebel – Atmosphäre wie in pulsierenden Bahnbetriebszeiten herrschte für einen Abend lang wieder im betagten Lokschuppen Hilbersdorf. Das Konzerterlebnis im Eisenbahnmuseum soll kein Soloprojekt bleiben.

Chemnitz. Da, wo einst Dampfrösser am Schnaufen gehalten wurden, verbreitete sich der energiegeladene Sound eines nimmermüden Kunstprojektes: Die Band Seilschaft belebte mit ihrem Gastspiel die imposante Wirkungsstätte der Technikgeschichte und heizte einem unternehmungshungrigen Publikum mit solider Handarbeit ein. Die Kulisse bot einer über 200-köpfigen Zuhörerschar unter ihrer Mund-Nasenschutz-Bedeckung ein reizvolles Augen- und Hörvergnügen.

Frontmann Christian Haase und Drummerin Tina Powileit spielten mit ihren Musikerkollegen auf einer Bühnenrampe vor einer mächtigen Personenzuglokomotive agierend auf. Die, 1910 in Chemnitz als Baureihe 38 205 produziert, erhielt von der Fachwelt für ihre herausragenden Fahreigenschaften den Kosenamen Rollwagen. Wie geschmiert lief es denn auch zum ersten Konzert nach dem Corona-Lockdown im heutigen Eisenbahnmuseum für die früher Gerhard Gundermann begleitende Band aus Berlin.

Dem ostdeutschen Liedermacher, als singender Baggerfahrer aus der Lausitz seine Fans begeisternd, dürfte dieser hergerichtete Kulturtempel gefallen haben. Gerade dem musischen Erbe des 1998 verstorbenen Künstlers fühlen sich die Seilschaft-Akteure verpflichtet, welches sie regelmäßig facettenreich ins Rampenlicht rücken.

Die Band Seilschaft mit Frontmann Christian Haase am Mikrofon gastierte im Rahmen der Veranstaltungsrehie 3-Gleisig im Eisenbahnmuseum Hilbersdorf. Foto: Christof Heyden


Der von den Veranstaltern von Comedia Concept bewusst gewählte Aspekt, das Publikum für nichtalltägliche Konzertstätten zu gewinnen, fand große Resonanz. Eigentlich wegen der Seilschaft gekommen, lernten Besucher aus vielen Regionen Sachsens dieses Ambiente kennen. welches der Veranstaltung einen reizvollen Rahmen gibt. Das Chemnitzer Projekt unter dem Titel 3-Gleisig bot das musikalische Erlebnis mit reizvoller Wirkungsstätte.

Ann-Katrin Gabel, Geschäftsführerin der Veranstaltungsagentur Comedia Concept sieht das Projekt als gelungen an. „Unsere Idee, Kunst und Arbeit zu verbinden, geht auf. Zumal Publikum, Künstler und Veranstalter endlich wieder kulturell zusammenfinden, gemeinsam neue Kraft schöpfen. Es stand schnell fest, dieses Gastspiel am Schauplatz der 4. Sächsischen Landesausstellung zur Industriekultur zu organisieren. Es ist unser spezieller Beitrag für dieses Ereignis. Von wegen verstaubt, das Eisenbahnmuseum ist ein Rohdiamant, den es zum Funkeln zu bringen gilt.“

Der gelungene Abend ermutige sie, weitere Überlegungen für das Eisenbahnmuseum als Erlebnisstätte regelmäßiger Veranstaltungen anzustellen. Für die aktuell durch die Rahmenumstände eher wenig Dampf machende regionale Veranstaltungsbranche auch ein symbolisches Ereignis, wieder einmal ein stimmungsvolles Feuer der Emotionen entfacht zu haben. 

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Autor

Christof Heyden
Christof Heydenhttps://www.erzgebirge.tv
in Chemnitz lebend, geb. 1961 in Pirna, Diplom-Kulturwissenschaftler Humboldt-Uni Berlin, seit 1993 Freier Journalist und Pressefotograf. Mailadresse: christof.heyden(at)erzgebirge.tv

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